Schwimmen lernen: Frankens Schulen müssen improvisieren

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Nicht an allen Schulen in Franken findet derzeit regelmäßig Schwimmunterricht statt. Foto: Matthias Hoch
Nicht an allen Schulen in Franken findet derzeit regelmäßig Schwimmunterricht statt.  Foto: Matthias Hoch

Fehlende Hallen, volle Klassen: Immer mehr fränkische Schulen müssen beim Schwimmunterricht improvisieren. Die Verantwortlichen schlagen Alarm und appellieren zugleich auch an die Eigenverantwortung der Eltern.

Anita Neder bringt das ganze Dilemma auf den Punkt: "Es ist ein Teufelskreis." Aus vielerlei Gründen, so die Rektorin der Lucas-Cranach-Grundschule in Kronach, würde der Schwimmunterricht an Schulen immer wieder ausfallen. "Und das darf einfach nicht sein."

Ein Hauptproblem: Immer mehr Schwimmbäder schließen. Dann sei vor allem auf dem Land mit der Fahrt zum nächsten Bad ein immenser Aufwand verbunden. "Das muss alles finanziert werden." Zudem sei bei einer Klassenstärke von bis zu 28 Schülern ein effektiver Unterricht schlichtweg nicht möglich.

Und: Aus Sicht von Anita Neder bieten die modernen Badelandschaften zwar für Kinder oft ein "Plansch-Paradies", zwischen Erlebnisrutschen und Wellenbad könnten sich Kinder aber oft auch ohne große Schwimmkenntnisse austoben. Auch deshalb müssten die Eltern ihrer Eigenverantwortung nachkommen und dem Nachwuchs das Schwimmen frühzeitig beibringen.

Den Schülern der Lucas-Cranach-Grundschule geht es im Vergleich zu anderen Einrichtungen gut. Ab der ersten Klasse gibt es hier festen Schwimmunterricht. Weil auch die Stadt hinter der Schule steht ("Die unterstützt uns, ohne mit der Wimper zu zucken"), würde der Unterricht so gut wie nie ausfallen.

Trotzdem nimmt die Rektorin externe Angebote gerne an. Mit der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und dem Schwimmverein Kronach arbeitet man schon länger zusammen und so ist es nicht verwunderlich, dass das Projekt "Sichere Schwimmer" im abgelaufenen Schuljahr auch an der Lucas-Cranach-Grundschule getestet wurde. Hierbei stehen DLRG-Schwimmtrainern den Lehrern zur Seite.

Neben der Lucas-Cranach-Schule nahmen aus Franken unter anderem noch die Grete-Schickedanz-Grundschule in Hersbruck und die Grundschule Ebern teil. Langfristiges Ziel ist es, dass alle Kinder die Grundschule mit dem Jugendschwimmabzeichen Bronze verlassen. "Das lief sehr gut. Die Lehrer profitieren von der Unterstützung", zieht Neder ein positives Fazit.

Projektleiter Jürgen Liegl vom DLRG Bayern freut sich, dass die Schwimmfähigkeit der Kinder durch die Pilotprojekte an den insgesamt zehn Test-Schulen verbessert wurde. Allerdings sei eine flächendeckende Betreuung aktuell nicht möglich. "Wir arbeiten ehrenamtlich. Das ist nicht zu leisten."

Wie ernst die Situation ist, zeigt eine Studie, die die DLRG in Auftrag gegebenen hat. Demnach besitzen nur 40 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen ein Jugendschwimmabzeichen, knapp 50 Prozent der Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer. Das, so Liegl, sei nicht nur ein Phänomen der größeren Städte wie aktuell Nürnberg oder Forchheim, wo immer mehr Unterricht ausfällt, weil immer mehr Bäder schließen. "Auch auf dem Land gibt es Probleme, weil es für die Schüler wegen der Fahrstrecke schwieriger wird, zum Unterricht zu kommen."

Aus Sicht des Bayerischen Staatsministeriums ist in allen Schularten und über alle Jahrgangsstufen hinweg der Schwimmunterricht fester, verbindlicher Bestandteil des Sportunterrichts. In der Praxis, bestätigt der stellvertretende Pressesprecher Henning Gießen, würden die Schulen aber durchaus der organisatorischen Herausforderung begegnen, dass längere Anfahrtswege anfallen.

Dieses Problem versuche man zu beheben, indem der Unterricht blockweise erteilt wird. Trotzdem könne es dazu kommen, "dass Grundschüler phasenweise keinen Schwimmunterricht erhalten", so Gießen, der wie Jürgen Liegl deutlich macht: "Beim Thema Schwimmen geht es ganz wesentlich auch um die Eigen- und Mitverantwortung der Eltern."