Schützen suchen neuen Pächter

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Ab Herbst will sich Daniel Ivascenko mit seiner Parti GmbH im Kreis Kronach nur noch um die Betriebskantine von Dr. Schneider kümmern. Den Pachtvertrag für das Kronacher Schützenhaus hat er daher gekündigt. Foto: Marian Hamacher
Ab Herbst will sich Daniel Ivascenko mit seiner Parti GmbH im Kreis Kronach nur noch um die Betriebskantine von Dr. Schneider kümmern. Den Pachtvertrag für das Kronacher Schützenhaus hat er daher gekündigt. Foto: Marian Hamacher
Bislang servierte Gisela Deinls (rechts) Freundin Christiane Hofmann (Mitte) Tee oder Gebäck im Cafe Tante Anne. Da Hofmann wegzieht, wird Deinl übernehmen. Foto: Jan Koch/Archiv
Bislang servierte Gisela Deinls (rechts) Freundin Christiane Hofmann (Mitte) Tee oder Gebäck im Cafe Tante Anne. Da Hofmann wegzieht, wird Deinl übernehmen. Foto: Jan Koch/Archiv
 

Nach fünf Jahren kündigt Daniel Ivascenko mit seiner Parti GmbH den Pachtvertrag für das Kronacher Schützenhaus.

Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Um 11 Uhr sind die Stühle in der Betriebskantine von Dr. Schneider in Neuses noch unbesetzt. Besser gesagt: wieder unbesetzt. Ab 6.30 Uhr startete der Tag schließlich schon mit der Ausgabe von Brötchen, Müsli und Co. Inzwischen dampft bereits das Mischgemüse in einer der silbernen Warmhalteschalen. Auch die gebratenen Zwiebeln verbreiten schon ihren leicht süßlichen Duft. "Die gibt es heute zusammen mit Apfelscheiben und Kalbsleber. Berliner Art, frisch vom Grill", erklärt Daniel Ivascenko, Geschäftsführer der Parti GmbH und zuständig für die Kantine. In einer halben Stunde geht es los - und es wird voll.


Zwei Vollzeitjobs

Im Juni wird es zwei Jahre her sein, dass er mit seiner Firma die Arbeit in Neuses in der damals neu errichteten Kantine aufnahm. Zusätzlich zu "Daniels Food Store" im "LIF.E CityCenter" in Lichtenfels und dem Kronacher Schützenhaus. Doch das traditionsreiche Objekt auf dem Schützengelände wird der 39-Jährige ab Oktober aus dem Portfolio seiner Firma streichen. "Es war ein längerfristiger Prozess, aber letztlich habe ich mich vor zwei Wochen dazu entschieden, den Pachtvertrag zum 30. September zu kündigen", sagt er. "Ich habe das Glück, zwei tolle gastronomische Objekte in Kronach fahren zu können. Es sind aber beides Vollzeitjobs." Und an beiden Orten könne er sich schwerlich zeitgleich aufhalten.


Privates kam zu kurz

Etwa 25 000 Kilometer habe er mit seinem Wagen im vergangenen Jahr zurückgelegt, der Großteil davon sei für eine Strecke draufgegangen: Neuses - Kronach. "Ich bin bestimmt zwei- bis dreimal pro Tag hin und her gefahren", so Ivascenko. Schon anstrengend, wenn der Tag wegen des Kantinenbetriebs bereits um 4 Uhr beginnt. "Ich habe im Privatleben dann doch einiges vernachlässigen müssen, auch der Freundeskreis ist zu kurz gekommen", sagt er. Das werde sich zukünftig hoffentlich ändern. "Ich musste mich schlicht für eine Gastronomie entscheiden." Und da sei die Wahl auf die Betriebskantine gefallen.

Die habe er mit aufgebaut und würde sie gerne auch erweitern. "Die Mitarbeiterzahlen von Dr. Schneider wachsen, und damit können auch wir wachsen", betont Ivascenko. "Das hier soll meine Basis werden. Ich sehe die Kantine als meinen primären Arbeitsplatz." Finanzielle Gründe habe sein Entschluss nicht gehabt. Die Schützenhaus-Säle seien gut gebucht und die erst im November mit einem neuen Konzept versehene Gastronomie gut angenommen gewesen. "Wir hatten gut zu tun."

Bis Sommer 2018 seien auch schon 25 Termine für Großveranstaltungen wie Messen, Hochzeiten oder Weihnachtsfeiern reserviert. Ob diese auch alle stattfinden können, steht allerdings noch nicht fest. "Bis zum Freischießen geht alles ganz normal weiter, werden alle Veranstaltungen durchgeführt, das ist ja klar", beruhigt Ivascenko. Doch zeitgleich mit den Ausstellern auf dem Schützenplatz bricht auch die Parti GmbH im Schützenhaus die Zelte ab. Danach werde man sich vor allem um Aufräumarbeiten kümmern und am 30. September die Schlüssel übergeben.


Nicht aus heiterem Himmel

Wer das Schützenhaus dann als neuer Pächter wieder aufschließen darf, entscheiden die Kronacher Brauereinen sowie die Schützengesellschaft gemeinsam, erklärt Schützenmeister Frank Jungkunz, der die Kündigung bestätigt. Aus heiterem Himmel treffe die Schützen Ivascenkos Entschluss aber nicht. "Die Überlegungen gibt es schon einige Monate", so Jungkunz. "Jetzt müssen wir sehen, wie und mit wem es weitergeht."

Die Bewerber und deren Konzept werde man sich anschauen und dann überlegen, wer am besten geeignet ist, die Nachfolge der Parti GmbH anzutreten. "Ich hoffe für die Brauereien und für Kronach, dass es einen neuen Pächter gibt", betont Ivascenko, der sich ab Herbst dann über etwas mehr Freizeit freuen darf. "Wer mich kennt, weiß aber, dass ich kein Typ für einen Acht-Stunden-Tag bin", sagt er. An Arbeit werde es ihm bestimmt nicht mangeln. "Und ich bin sicherlich keiner, der ab 16 Uhr zu Hause den Rasen pflegen wird."

Von der Weinstube ins "Café Tante Anne"

Das Schützenhaus ist nicht die einzige Gastronomie, in der sich Kronacher in absehbarer Zeit an neue Gesichter gewöhnen müssen. Vorausgesetzt, es werden neue Pächter gefunden. Nach 14 Jahren wird Gisela Deinl zum Ende des Jahres den Betrieb in der "Weinstube Alte Torwache" einstellen. Allerdings nicht, weil das Geschäft nicht mehr läuft - eher im Gegenteil. "Es wird mir im Winter einfach zu viel", erklärt Deinl. Im Sommer gehe es zwar etwas ruhiger zu, spätestens ab Oktober dann aber "in die Vollen."

Das brauche sie mit nun 66 Jahren nicht mehr. "Ich habe mich fest entschlossen, aufzuhören", sagt Deinl. "Auch wenn es mir schwerfällt." 80 Prozent der Arbeit in der Weinstube mache sie alleine. Das müsse auch so sein, um das Geschäft rentabel führen zu können. Doch damit soll nun Schluss sein. Zum Entschluss beigetragen hat aber auch eine andere Personalie: 2012 eröffnete sie zusammen mit ihrer Freundin Christiane Hofmann das "Café Tante Anne". Doch Hofmann, die das Café führte, zieht weg und gibt die Geschäfte aus der Hand. "Da mir das Haus ja gehört, lag es nahe, dass ich das Café dann übernehmen werde", so Deinl. Denn ganz loslassen möchte sie noch nicht.


Nachfolgesuche läuft

Bislang wird in dem heimeligen Café in der Schwedenstraße freitags, samstags, sonntags und an Feiertagen Tee oder handgemachtes Gebäck serviert. Ob sie die Öffnungszeiten so übernimmt, wisse sie noch nicht, erklärt die 66-Jährige. Mit großer Wahrscheinlichkeit bleibe es aber ein Tagescafé. Zeiten, in denen der Arbeitstag um 17 Uhr beginnt und das Ende im Grunde offen ist, haben dann ein Ende. Und wie geht es mit der Weinstube weiter? Besitzer des Hauses ist schließlich die Stadt. Eine neue Anlaufstelle müssen sich Weinliebhaber aber wohl nicht suchen. Denn mit der Suche nach einem neuen Pächter hat sie längst begonnen, sagt Deinl. Das sei zwar nicht ihre Aufgabe, "aber es wäre schade, wenn die Weinstube nicht weitergeführt werden würde".

Sie habe da auch schon jemanden im Blick: "Mal sehen, was daraus wird." Aber das müsse dann freilich vom Bürgermeister abgesegnet werden. Der habe ihr aber schon signalisiert, dass er es begrüßen würde, wenn die Weinstube fortbestehen könnte. "Ich denke, dass wir eine reibungslose Übergabe schaffen können", ist Deinl überzeugt.

Aus dem Stadtbild verschwinden wird hingegen das "Café Mephistro". Nachdem das Gebäude rund drei Jahre leer stand, wird inzwischen eifrig saniert, Kaffee oder Tee jedoch zukünftig nicht mehr ausgeschenkt - jedenfalls nicht mehr gewerblich. Fünf etwa 100 Quadratmeter große Privatwohnungen sollen bis Jahresende bezugsfertig sein. Das ist jedenfalls der Plan der Küpser Familie Röttgen, die das Haus am Strauer Torweg im März ersteigerte.