Die Spitze des Kronacher BBV-Kreisverbands traf sich auf dem Fößel-Hof in Rennesberg, um mit einigen Vorurteilen gegenüber Landwirten aufzuräumen. Kritik übte sie auch am Flächenverbrauch durch den Autobahnausbau.
Der BBV-Kreisverband Kronach wehrt sich gegen falsche Behauptungen, die Landwirte in einem schlechten Licht erscheinen lassen. "Wir haben Tiere lieb und bieten ihnen Wohlfühloasen in unseren Ställen", sagte Kreisobmann Erwin Schwarz bei einem Ortstermin in Rennesberg.
Elterlichen Betrieb fortgeführt
Der Weiler Rennesberg ist ein Stadtteil von Kronach und liegt an der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Unterrodach und Friesen. Seit Generationen ist hier der Bauernhof Fößel ansässig. Vor zwei Jahren investierte die Familie in einen neuen Stall. Dies war vor allem möglich und auch notwendig, weil sich der heute 34-jährige Sohn Stefan entschieden hatte, den landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern fortzuführen.
Der gelernte Industriemechaniker machte eine Ausbildung zum Landwirt und absolvierte 2009 die Meisterprüfung mit der Note sehr gut.
Im vergangenen Jahr wurde ihm der Betrieb überschrieben, erzählte der stolze Vater Bernhard Fößel.
140 Tiere im neuen Stall
Der Bayerische Bauernverband im Landkreis Kronach hatte zu einem Stallgespräch auf den Hof eingeladen. Bei dieser Gelegenheit stellten die Fößels ihren Familienbetrieb vor. Insgesamt werden in der neuen Stallung 140 Tiere versorgt, davon 68 Milchkühe zuzüglich Nachzucht. Rund 110 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, davon rund 60 Hektar für Futteranpflanzungen zum Eigenbedarf, werden bewirtschaftet. Ferner gehören 80 Freilandhühner zum Hof.
Mutter Gertrud Fößel backt zweimal in der Woche das beliebte Bauernbrot. Durch den Stallneubau konnte die Zahl der Tiere verdoppelt werden.
Dabei, so die Hofbesitzer, habe man größten Wert darauf gelegt, den Vierbeinern einen Komfort zu bieten, der für ihr Wohlbefinden sorgt.
"Jedes Tier hat nun zehn statt bisher zwei Quadratmeter Stallfläche zur Verfügung, dazu kommen weiche Liegeboxen und Massagebürsten", so Stefan Fößel. Denn nur Tiere, die sich wohlfühlen, gäben auch eine gute Leistung, bekräftigen die Fößels ihre Investition.
Die Familie hat aber auch sehr viel Eigenleistung eingebracht, um einen modernen Laufstall zu schaffen.
Hiobsbotschaften aus Berlin
Der Geschäftsführer für den BBV-Bereich Kronach, Kulmbach und Bayreuth, Harald Köppel, Kreisobmann Erwin Schwarz und Kreisbäuerin Rosa Zehnter erörterten die Sorgen und Nöte der heimischen Landwirte, aber auch die Vorteile bäuerlicher Betriebe in der Region.
Regelmäßig vor der Eröffnung der Internationalen Grünen Woche in Berlin würden Hiobsbotschaften und negative Berichte über nicht artgerechte Tierhaltung in den Medien verbreitet. Auf der Grünen Woche stellen sich Nahrungs- und Genussmittelproduzenten aus aller Welt vor, sie beginnt heute.
"Völlig falsche Darstellung"
Die negativen Schlagzeilen stellten die Realität auf Bauernhöfen absolut falsch dar, ärgerte sich Kreisobmann Schwarz. Zuletzt sei dies eine Meldung über Antibiotika-Anwendungen im Kuhstall gewesen. "Die Menge an Antibiotika, die bei uns eingesetzt wird, birgt keinerlei Risiko", bekräftigte er. Nichts zu tun, wenn zum Beispiel Kuheuter entzündet seien, wäre schlimm. "Auch Menschen müssen etwas tun, wenn sie Entzündungen haben."
Die Menge sei gering und werde vom Tierarzt verordnet.
Der Landwirt müsse eine Dokumentation über die Verabreichung führen. Eine Auswirkung auf die Milchqualität sei so ausgeschlossen. Im Gegenteil, so Schwarz: "So gut wie jetzt ist es Tieren in unseren Ställen noch nie gegangen." Landwirte kämpften für das Wohl ihrer Tiere, denn wenn es dem Tier nicht gut gehe, geht es auch dem Bauern nicht gut, das sei eine Existenzfrage, so Köppel.
Unsinnig fand die Führung des BBV-Kreisverbandes die Flächenversiegelung durch den Autobahnausbau. Alleine die Straße von Johannisthal über den Lerchenhof werde 30 Hektar an wertvoller landwirtschaftlicher Nutzfläche verschlingen. Die Stiftung "Lebensräume für Mensch und Natur", die ursprünglich 15 Hektar Land kaufen wollte, habe jetzt Interesse an einer vierfach größeren Fläche.
"Die Landwirte geraten bei Grundstückskäufen ins Hintertreffen, da der Flächenerwerb durch die Stiftung zu 85 Prozent staatlich über den Naturschutzfonds gefördert wird."
Bequeme Verbraucher
"Wir sollen arbeiten wie vor 50 Jahren, aber die Supermarktketten diktieren uns immer niedrigere Preise", kritisierte Schwarz. Er sehe keinen Trend zur regionalen Vermarktung und Nachfrage. Vielmehr prophezeite er, dass weitere Metzger, Bäcker und Landwirte aufgeben werden, "weil der Verbraucher das Angebot im Supermarkt wahrnimmt". Hier siege Bequemlichkeit vor Vernunft.