Schüler der AG "Schule mit Courage - Schule gegen Rassismus" der Maxmilian-von-Welsch- Realschule trafen Uli Scherbel. Er ist Pate für die Aktion.
Uli Scherbel steht derzeit in
Kronach gemeinsam mit der Pavel-Sandorf-Bigband auf der Bühne. Wegen des großen Runs auf die Karten zeigt der bekannte Sänger, Tänzer und Schauspieler, der aus Rothenkirchen stammt, am Wochenende noch zwei Mal sein Programm "Scherbe(l)n bringen Glück". Dabei handelt es sich um ein Programm mit Evergreens, Welthits, Musicalsongs.
Bei den Proben ist das Kreiskulturzentrum leer. Nur sieben Schülerinnen der Maximilian-Welsch-Realschule sowie die Lehrer Eva Lllewellyn und Benjamin Pfister sind dabei sowie Kerstin Löw von der Stadt Kronach.
Spontan applaudieren die Schülerinnen, als sie den Auftritt von Uli Scherbel live miterleben. Sie sind nur wegen Uli Scherbel vor Ort, denn der Musicaldarsteller ist einer von ihnen.
Bis 1987 hat er selbst die Maximilian-von-Welsch-Realschule besucht. Und außerdem ist Scherbel Pate für die Initiative "Schule mit Courage - Schule gegen Rassismus". Schon seit 2012 trägt die RS 1 dieses Siegel. Und immer neue Schülergenerationen tragen den Gedanken weiter. Aktuell werden neue Bändchen mit Sprüchen angefertigt. Der Arbeitskreis verkauft sie und spendet den Erlös.
Außerdem hat die Schule die Aktion "Siehst du mich- schenke ein Lächeln" durchgeführt. Man muss seinem Gegenüber eine Minute lang ins Gesicht blicken, muss ihn anschauen, erklären die Schüler die Aktion.Regelmäßig finden Aktionen gegen "Rassismus" statt, an der Schule werden Einblicke in verschiedene Kulturkreise gewagt.
Gezielte Fragen
Beim Treffen mit dem Musicaldarsteller interessierten sich die Schülerinnen der Realschule besonders für das Thema Rassismus. Welche Erfahrungen hat Uli Scherbel, der auf den Bühnen der Welt zu Hause ist, gemacht? "Eigentlich keine. Das tolle am Theater ist ja, dass man Menschen aus aller Welt trifft und dass sich ganz verschiedene Menschen mit ihren Stärken einbringen. Nur das bringt kulturelle Vielfalt", erzählt Scherbel.
Bei genauem Nachdenken fällt ihm dann aber doch eine Begegnung mit Rassismus ein: Einmal, als er mit dem Ensemble unterwegs war, wurde ein farbiges Ensemblemitglied in einer U-Bahn schräg angesprochen. "Aber gegen unser ganzes Ensemble hatte derjenige keine Chance", sagt Uli Scherbel und lacht.
Offen erzählt er von seiner eigenen Schulzeit. In den 80er Jahren spielten soziale Medien keine Rolle. "Ich war der Kleinste und ich wurde schon mal in den Papierkorb gesetzt. Aber über längere Zeit gedisst, wurde bei uns niemand", so Scherbel. Offen erzählt der aus Rothenkirchen stammende Star, dass er in der Realschule seine ersten Theatererfahrungen sammelte. "Das Stück hieß ,Dreißig weiße Erbsenblüten' - und ich spielte im Dirndl meiner Mutter eine Hutverkäuferin", weiß Uli Scherbel noch. "Und an der Realschule gab es auch eine Musiklehrerin, die mich sehr gefördert hat", sagt er. Trotzdem war zu Schulzeiten sein Beruf noch nicht vorgezeichnet.
Lebensplanung
"Meine Eltern wollten, dass ich Industriekaufmann oder Bankkaufmann lerne, aber ich habe die Aufnahmeprüfungen nicht bestanden", erinnert er sich.
Bei der Berufsberatung kam er dann auf die Idee, Krankenpfleger zu lernen. "Ich habe in Erlangen drei Jahre die Ausbildung gemacht, habe auch drei Jahre gearbeitet. Und mit 23 Jahren habe ich mich dann in Berlin an der Uni bei der Aufnahmeprüfung angemeldet und habe als einer unter zwölf von hundert Bewerben einen Studienplatz bekommen. Das hat mein Leben verändert", berichtet Scherbel den Schülerinnen.
"Aber eine Weltbürger bin ich nicht, auch wenn ich weiß, wo ich in München oder Hamburg hingehen kann", berichtet der ehemalige Rothenkirchener. Bis heute hat er sich die Liebe zu seiner Kronacher Heimat bewahrt.
Die Schüler interessierten sich aber auch für den Abschlussscherz. "Passt auf, dass auch die anderen lachen können. Bei uns ging der Abschluss voll in die Hose", erzählt Scherbel. "Mir tut heute noch leid, dass der damalige Direktor richtig verletzt war.", mahnte Scherbel.