Norbert Gräbner (SPD) nahm das Ergebnis der Landratswahl gegen Klaus Löffler (CSU) am Sonntagabend mit erhobenem Haupt entgegen.
Ein Verlierer sieht anders aus: Auch als sich Norbert Gräbner (SPD), der Marktrodacher Bürgermeister, gegen 18.50 Uhr ausmalen konnte, dass es nichts mehr mit dem Landratsposten für ihn wird, blieb er sachlich und gewohnt humorvoll. "Dann werde ich jetzt mal zum TVU-Fest gehen und den Bürgern die frohe Botschaft verkünden: Ich bleibe Euch erhalten", scherzte er. Er flachste gleich weiter, dass sie ihn angesichts von 75 Prozent Unterstützung in Marktrodach offenbar doch lieber ins Landratsamt abgeschoben hätten.
Davon konnte jedoch keine Rede sein. Noch im Rathaus fielen ihm seine Mitarbeiter in die Arme. "Einen größeren Wunsch hätte er uns nicht erfüllen können", rief eine Mitarbeiterin.
"Ich freue mich, Du bleibst unser Chef", jubelte eine andere.
Und dann kam doch das Lampenfieber
Ehe es soweit war, hatte Gräbner versucht, den entscheidenden Tag möglichst frei von Anspannung zu halten. Er besuchte den Gottesdienst, ging mit seiner Frau spazieren, erntete im Garten Koriander und machte vor dem Gang ins Rathaus noch einen Abstecher auf ein Radler zum Fest des Turnvereins. "Ich war den ganzen Tag cool, aber jetzt fängt's doch zu kribbeln an", gestand er, als er sich gegen 17.30 Uhr vom Festzelt aus auf den Weg ins Rathaus machte.
Dann begann das Warten, bis die ersten Ergebnisse einliefen. Gräbner trank einen Kaffee. Der ließ ihn zum eigenen Erstaunen wieder ruhiger werden.
"Es ist wichtig, dass wir den Wahlkampf ohne Schüsse unter die Gürtellinie absolviert haben", lobte er den fairen Wettbewerb mit Klaus Löffler (CSU), dem er später telefonisch und auch noch persönlich gratulierte und dankte. So habe man es geschafft, den Wähler nicht zu verprellen.
"Die Rodachtalhalle geht ganz klar an Dich", unterbrach Geschäftsleiterin Katja Wich mit dem ersten Ergebnis aus Marktrodach um 18.28 Uhr die Stille im Rathaus. Dann freute sich Gräbner besonders, dass auch Zeyern an ihn ging, wo er bei früheren Wahlen nicht immer die Nase vorne hatte.
Nach und nach trudelten die weiteren Ergebnisse ein. Zunächst wechselten sich die Siege in den Landkreisgemeinden ab. Dann kam ein erster Knackpunkt. "Die haben das Oberland gewählt, aber krass", reagierte Gräbner auf die Ludwigsstadter Schnellmeldung, die Löffler mit 84 Prozent klar vorne sah. Dennoch witterte er weiter seine Chance.
"Kronach wird's entscheiden", stellte er fest.
Entscheidung gefallen
Um 18.53 Uhr fiel exakt diese Entscheidung. 56 Prozent der Stimmen entfielen in der Kreisstadt auf den CSU-Kandidaten. Der Marktrodacher Bürgermeister zog angesichts des Zwischenstands in diesem Moment sofort ein Fazit für sich: "Die 6000 Stimmen kann ich nicht mehr aufholen. Jetzt habe ich keine Chance mehr." Er griff sofort zum Handy und gratulierte seinem Mitbewerber. Dann meldete er sich bei seiner Frau. Seine ganze Familie habe mitgefiebert und die Daumen gedrückt, erzählte er.
Mit einer Rose und einem Schluck Radler wurde er von seinen Parteigenossen im Rathaus abgeholt. Deren Gesichtern war die Anerkennung abzulesen. Ebenso wie wenig später vor dem Festzelt des TV
Unterrodach, wo ihn die Bürger mit Applaus empfingen.
An diesem Tag war Norbert Gräbner Zweiter bei einer Wahl - ein Verlierer war er aber nicht.
Stimmen zur Landratswahl
Während Klaus Löffler längst auf dem Weg zur Siegesfeier nach Kronach unterwegs war, rätselte Petra Zenkel-Schirmer noch immer, wer denn nun neuer Landrat geworden ist. "Ich sitze vor meinem Rechner, aber die Seite des Landratsamtes hakt und lädt nur sehr langsam", sagte die Kreistags-Fraktionsvorsitzende der Frauenliste leicht verzweifelt.
Als sie von unserem Reporter vom amtlichen Endergebnis erfuhr, zeigte sie sich sichtlich überrascht. "Ich habe seine Chancen schon als höher eingeschätzt, aber nicht, dass es so weit auseinandergeht", so Zenkel-Schirmer. "Das freut mich für Klaus Löffler und ich gratuliere ihm ganz herzlich." Denn die Wahl sei auch für den CSU-Kandidaten ein ganz persönlicher Erfolg.
Nun müsse er sich dem Amt aber auch stellen und zeigen, dass er die im Wahlkampf aufgezeigten Netzwerke nach München auch für die Kreispolitik zu nutzen weiß. Die Zeit bis zur Amtseinführung im Dezember solle Löffler nutzen, um sich zu erholen. "Denn ich weiß, wie belastend so ein Wahlkampf sein kann", sagte Zenkel-Schirmer, die wie Löffler aus Steinbach am Wald stammt.
Frischer Wind
Der staatlich anerkannte Erholungsort ist damit Heimat gleich beider von Bürgern gewählten CSU-Landräte - schließlich wuchs Löfflers Vorvorgänger Werner Schnappauf (CSU) ebenfalls in Steinbach auf. "Ich bin überglücklich, dass Klaus gewählt wurde und habe ihm auch schon gratuliert", sagte Schnappauf.
Das deutliche Nord-Süd-Gefälle sieht der ehemalige bayerische Staatsminister für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz nicht sonderlich kritisch. "Es ist die Aufgabe eines Landrats, alle Menschen mitzunehmen und das wird Klaus machen." Schnappauf zeigte sich überzeugt davon, dass der neue Landrat frischen Wind in die Kreispolitik bringen wird.
Das hofft auch der FDP-Kreisvorsitzende Björn Cukrowski. "Die großen Erwartungen, die Löffler in den Bürgern geweckt hat, muss er nun bestätigen, die Netzwerke nutzen", ist Cukrowski in diesem Fall einer Meinung mit Zenkel-Schirmer. Im Gegensatz zu ihr hat der FDP-Politiker allerdings mit einem Ergebnis dieser Größenordnung gerechnet. Seinen Glückwünschen an Löffler ließ er folgen, dass mit einem solch deutlichen Ergebnis auch eine große Verantwortung einhergehe.
Anders als Schnappauf sieht er Süden und Norden des Landkreises in gewisser Weise zweigeteilt. Beide gelte es nun wieder zu vereinen.
"Ergebnis ist eine Hausnummer"
Während er sich für Löffler freute, ärgerte Cukrowski die mit 52,86 Prozent geringe Wahlbeteiligung. Das sei viel zu wenig für die Wahl einer Person, die den gesamten Landkreis symbolisiere: "Ich hätte mir schon eine Zahl zwischen 65 und 70 Prozent gewünscht."
Doch die 60-Prozent-Marke überstieg allein der schwarze Balken, der Löfflers Sieg verkündete. "62,01 Prozent sind schon eine Hausnummer", sagte der Kreisvorsitzende der Freien Wähler, Tino Vetter, den die Höhe des Ergebnisses dennoch überraschte: "Meinen allerherzlichsten Glückwunsch an Klaus Löffler. Das Ergebnis ist ein deutlicher Vetrauensbeweis. Wollen wir hoffen, dass den vielen Versprechen auch Taten folgen."