Mutmaßliche Mutter der acht toten Babys von Wallenfels gefasst
Autor: Redaktion
Wallenfels, Freitag, 13. November 2015
Im Fall der toten Säuglinge von Wallenfels gibt es neue Entwicklungen: Die mutmaßliche Mutter der Kinder wurde festgenommen. Sie hatte sich in einer Kronacher Pension versteckt. Die Vernehmungen der 45-Jährigen dauern an.
Wie Polizeisprecher Alexander Czech am Freitag bestätigte, konnte die Polizei am späten Abend die mutmaßliche Mutter der toten Säuglinge von Wallenfels festnehmen. Die Polizei bezeichnet sie im Zusammenhang mit den Säuglingsleichen als Tatverdächtige. "Die Vernehmungen dauern an", sagte am Samstag ein Polizeisprecher.
Die intensiven Fahndungsmaßnahmen der eigens eingerichteten Ermittlungsgruppe "Schlossberg" im Zusammenhang mit demFund sterblicher Überreste von mittlerweile acht Säuglingen führten am Freitagabend zur vorläufigen Festnahme.
Die mutmaßliche Mutter und frühere Bewohnerin des Anwesens in Wallenfels, in deren ehemaligen Räumlichkeiten die Säuglingsleichen am Donnerstagnachmittag entdeckt wurden, konnte am Freitagabend, gegen 19:45 Uhr, von Polizeikräften in einer Pension in Kronach - etwa 15 Kilometer vom Fundort der Leichen in Wallenfels entfernt - ausfindig gemacht und festgenommen werden.
Die Frau war in Begleitung eines 55-jährigen Mannes, den eine Kronacher Polizeistreife kurze Zeit vorher am Bahnhof Kronach aufgegriffen und gestellt hatte. Er musste die Beamten zur weiteren Abklärung ebenfalls zur Dienststelle begleiten. Der 55-Jährige hatte die Polizisten erst auf die Spur der Frau in die Pension geführt.
Die mutmaßliche Mutter soll am Samstag dem Haftrichter vorgeführt werden.
Verleugnete Schwangerschaften?
Die Kriminalpsychologin Monika Frommel vermutet einen Fall verleugneter Schwangerschaften. "Das ist ein Symptom, das es gibt, seit es Frauen gibt", sagte die ehemalige Direktorin des Instituts für Sanktionenrecht und Kriminologie an der Universität Kiel der Deutschen Presse-Agentur. Psychiatrisch gestörte Frauen, die ihre Schwangerschaft nicht wahrhaben wollten, gebe es in allen Schichten der Gesellschaft."Das Interessante ist, dass die Schwangeren selber darauf hereinfallen", sagte Prof. Frommel. "Es ist medizinisch erwiesen, dass der Leibesumfang bei verleugneten Schwangerschaften deutlich kleiner ist." Diese Frauen reagierten erschrocken, wenn die Wehen einsetzten und die Geburt beginne.
Die Zahl solcher Fälle habe in den vergangenen Jahrzehnten eher abgenommen, sagte Frommel. Dass Frauen ihre Neugeborenen sterben lassen oder aktiv töten, sei Folge einer umfassenden Verdrängung: Sie stellten sich nicht dem Geschehen, trauerten nicht und nähmen nicht Abschied. So sei es zu erklären, dass die Leichen - wie jetzt in Wallenfels - auch noch nach Jahren im Haus liegen.