2016 wird es nichts mit der Einführung des flächendeckenden Mobilitätskonzeptes im Landkreis Kronach.
"Nach dem Motto Qualität vor Schnelligkeit soll das Konzept erst flächendeckend optimiert werden, bevor es an den Umsetzungsstart geht", so Landrat Oswald Marr. Er sprach von Anbietern, mit denen die Verwaltung und er in Verhandlungen sind. Er will nun zusammen mit den Fraktionen prüfen, inwieweit man die Anbieter unterstützen kann. Er habe schon Verständnis für deren Belange, denn beim Mobilitätskonzept könne man noch keine Erfahrungen vorweisen. Zudem gilt die Dauer der Bewerbung nur für ein Jahr (Anm. der Redaktion: Es handelt sich hierbei um eine Notvergabe, die bei der Regierung von Oberfranken beantragt wurde). Er könne deshalb verstehen, wenn dann eine gewisse Unsicherheit vorhanden sei. Wie Marr weiter erklärte, muss das Mobilitätskonzept 2017 aus rechtlichen Gründen europaweit neu und für einen Zeitraum von drei Jahren ausgeschrieben werden.
"Das Mobilitätskonzept ist unter den jetzigen Rahmenbedingungen gescheitert", so MdL Jürgen Baumgärtner (CSU). "Man hat etwas beworben, das noch keine Marktreife erlangt hat." Für ihn steht außer Frage, dass die Geldmittel erweitert werden müssen, denn "Unternehmer wollen etwas verdienen".
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Richard Rauh sieht die Glaubwürdigkeit der Politik in Gefahr. Und das fängt seiner Meinung nach schon beim Mobilitätskonzept an. Das Thema treibe seinen Blutdruck in die Höhe. Er nehme deshalb Tabletten. Seit Juni 2014 setze man sich mit dem Konzept auseinander, so Richard Rauh. Bereits Ende 2015 habe man dieses umsetzen wollen und jetzt neige sich das Jahr 2016 dem Ende zu und es passiere nichts.
"Wir bauen ein Floß mit allem Drum und Dran und dann haben wir kein Wasser!", schimpfte er. Dabei sei die Umsetzung des Mobilitätskonzeptes gerade für den ländlichen Raum eine notwendige Voraussetzung für die Daseinsvorsorge.
Ausgearbeitet wurde im Regionalmanagement des Landkreises ein Nahverkehrsangebot, das bedarfsgerecht und flexibel für die Bürger sein soll. Außenbereiche, Ortsteile und Weiler sollten neben zentralen Punkten, Ärzten und Geschäften auch auf Bedarf angefahren werden. Ziel ist es, dass die Bürger auch ohne Auto die Möglichkeit haben, mobil zu sein.
"Die Einführung des Mobilitätskonzeptes ist holprig", so der Sprecher der Freien Wähler, Stefan Wicklein. Man habe den zweiten vor dem ersten Schritt getätigt. "Aller Anfang ist schwer", so die Fraktionsvorsitzende der Frauenliste, Petra Zenkel-Schirmer. Und: Probleme sind da, um sie zu lösen!". Die einjährige Probephase des Mobilitätskonzeptes sieht sie als einen Knackpunkt für die mangelnden Bewerbungen. Man sollte dies zumindest für drei Jahre ausschreiben.
Man wolle eventuell mit dem Norden des Landkreises als Pilotprojekt starten, so der Fraktionsvorsitzende der CSU, Bernd Liebhardt. Zuvor müssten aber noch die Randthemen der Schülerbeförderung mit geklärt werden. Nach wie vor halte er - entgegen der ursprünglichen Konzeption - daran fest, dass es sinnvoll sei, einzelnen Schülern die Möglichkeit zu geben, bei Bedarf das Mobilitätskonzept in Anspruch zu nehmen.
Wie aus Insiderkreisen zu hören war, habe man die Umsetzung beziehungsweise Ausschreibung zuerst der OVF überlassen. Bis zum 20. September sei aber wenig Resonanz zu verzeichnen gewesen. Danach habe das Landratsamt beziehungsweise das Regionalmanagement nachgehakt. Mit rund 400 000 Euro an Kosten rechnet der Landkreis für das Mobilitätskonzept pro Jahr. Bisher war dieses als Pilotprojekt eingestuft und wurde mit 70 Prozent seitens der Staatsregierung gefördert. Das Pilotprojekt läuft aber zum Ende des Jahres aus. Aus seiner Sicht werde es keine Verlängerungen der Förderungen geben, meinte Jürgen Baumgärtner. Richard Rauh ist überzeugt: "Am Geld wird und soll es nicht scheitern".