Mitwitz hat keine leichte Wahl

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Bei der Podiumsdiskussion (von links): Sigi Katholing, Oliver Plewa und Oliver Kern Maria Löffler
Bei der Podiumsdiskussion (von links): Sigi Katholing, Oliver Plewa und Oliver Kern Maria Löffler
Viele Bürger fanden sich zu der Veranstaltung im Gasthof Häublein ein.
Viele Bürger fanden sich zu der Veranstaltung im Gasthof Häublein ein.
 

Bei einer Podiumsdiskussion präsentierten sich die drei Bürgermeisterkandidaten souverän und fokussiert. In vielen Punkten liegen sie auf einer Linie.

Es klingt vielleicht eigentümlich, aber man möchte die drei Mitwitzer Bürgermeisterkandidaten einfach in einen Mixer stecken, umrühren und das Ergebnis wäre dann der nächste Rathauschef. Bei der Podiumsdiskussion im Gasthof Häublein präsentierten sich Siegmund (Sigi) Katholing (Freie Wähler), Oliver Kern (SPD) und Oliver Plewa (CSU) souverän und fokussiert. Ratlose Mienen am Ende allerdings beim Publikum: "Wow, wir haben ein Luxusproblem. Und wen wählen wir jetzt?", fragte sich mehr als ein Besucher.

Sie lagen fast auf Kuschelkurs, zeigten in hohem Maße Respekt füreinander und waren auch noch weitestgehend einer Meinung. Kein Wunder also, dass die Wähler etwas ratlos zurückblieben und Moderator Christian Kreuzer keine einfache Aufgabe hatte.

Schon die Vorstellungsrunde zeigte viele Parallelen, denn eines zeichnet die drei Anwärter gemeinsam aus, nämlich die Liebe zu ihrem Heimatort. Und alle drei möchten sie zuhören, mit den Menschen ins Gespräch kommen und favorisieren die Bürgernähe. Wenn überhaupt, dann waren marginale Unterschiede erkennbar. Während Sigi Katholing dafür plädiert, manche Sachen einfach auszuprobieren, um zu sehen, ob sie laufen, waren die beiden anderen Kandidaten eher der Meinung, erst einmal alle Beteiligten ins Boot zu holen. Außerdem möchten alle drei künftig vor allem auch die Ortsteile in den Fokus rücken.

Drei Themenblöcke, nämlich demografischer Wandel, Ökologie und Nachhaltigkeit und Tourismus standen auf der Agenda des Moderators. Hier bekamen die Kandidaten die Chance, ihr eigenes Profil zu schärfen. Für Sigi Katholing bedeutet der demografische Wandel Wohnraum für jeden Geldbeutel mit Gebäudevitalisierung, Dorferneuerung, Verkehrsberuhigung, einem guten Nahverkehrskonzept und einem Alten- und Pflegeheim für Mitwitz.

Oliver Kern meinte dazu: "Leben und Wohnen sind die Grundpfeiler der Gesellschaft. Wir brauchen genügend Krippenplätze, Spielmöglichkeiten und ein gutes Nahverkehrskonzept. Außerdem möchte ich eine Mitfahrzentrale einrichten zur Schonung der Ressourcen."

Oliver Plewa möchte eine intakte Dorfgemeinschaft und dazu müsse man auch die Rahmenbedingungen anpassen. "Wir müssen einfach mehr Gas bei der Fertigstellung von Projekten geben." Er plädiert für ein attraktives Ortsbild, genügend Kinder-Betreuungsangebote sowie bedarfsgerechtes Wohnen.

Auch bei der Ökologie und der Nachhaltigkeit war man sich weitestgehend einig. Hier will Oliver Kern seine Verantwortung übernehmen und sich auf "ein grünes Mitwitz" fokussieren. "Wir müssen auch die Ökologische Bildungsstätte mehr ins Bewusstsein rücken, Weiterbildung für Kinder und Erwachsene ermöglichen, Radwege ausbauen und vor allem aber auch die Digitalisierung vorantreiben."

Oliver Plewa könnte sich vorstellen, den "Naturraum noch mehr zu vermarkten", innerörtliche Baulücken zu schließen, einen Energieplan zu erstellen und eine Mitfahr-App für Pendler einzurichten. "Wir sind alle auf dem gleichen Fahrrad unterwegs", schickte Sigi Katholing voraus. Er setzt auf energiesparende Technik, Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden, regionalen und ökologischen Strom und er will der Flächenversiegelung entgegentreten.

Beim Tourismus setzt Katholing auf eine deutlich attraktivere Bewerbung von Kultur und Sehenswürdigkeiten. In diesem Zusammenhang monierte er auch die "Toilettensituation" im Wasserschloss: "Wir hätten ja welche, wenn sie nicht immer zugeschlossen wären, damit man sie nicht sauber machen muss." Er möchte das Wasserschloss "temporär bewirtschaften mit einem Kiosk" und das Schloss als Tagungsort bekannt machen.

"Wir müssen vor allem sichtbar werden." So jedenfalls drückte es Oliver Kern aus, der sich dazu einen gut gemachten Imagefilm als Werkzeug vorstellen könnte. Einheitlich auftreten müsse man und vor allem auch die Touristen selbst befragen.

Auch Oliver Plewa ist für einen "einheitlichen Markenauftritt" und favorisiert ein neues Konzept für den Kirchweihmarkt. "Und wir müssen Alleinstellungsmerkmale herausarbeiten und dabei alle Medien nutzen."

Alle drei Bürgermeisterkandidaten hatten ihre Ziele definiert. Sigi Katholing (55 Jahre), Bautechniker und Organisator von diversen Sportveranstaltungen, möchte ein "Miteinander für Mitwitz". Das bedeute, die Menschen mitzunehmen, sie ernst zu nehmen, Vorschläge aufzunehmen und Projekte umzusetzen.

Oliver Kern (30 Jahre), der Kaufmann, der Theorie und Praxis miteinander verbindet, möchte "frischen Wind in die Gemeinde bringen." Auch für ihn bedeute das zuzuhören und mit den Menschen gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Er möchte Kritik annehmen und regelmäßige Diskussionsrunden in allen Ortsteilen.

Oliver Plewa (33 Jahre), der Mann mit dem "gut gefüllten Werkzeugkoffer", Gartenbautechniker und Netzwerkmanager für die Arnika-Stadt Teuschnitz, will seine ganze Energie und Erfahrung einbringen. Er hat vor, vor allem Fördergelder zu generieren, und er möchte ein verlässlicher Ansprechpartner sein, für den die Transparenz in der Gemeindearbeit Bürgermeisterpflicht wäre. "Aber ich weiß, dass man auch Entscheidungen treffen muss, die vielleicht nicht allen Bürgern schmecken."

Bürger fragen

Pflege Bei der Podiumsdiskussion in Mitwitz durften die Bürger ihre Fragen und Anliegen direkt an die drei Kandidaten richten. Carmen Köhler sprach die Pflegesituation im Ort an und bekam die Auskunft, dass man die Situation fest im Blick habe und auch den Bedarf. "Wir bleiben dran", versprachen alle drei und verwiesen auf eine eventuelle Tagespflege und den Bau eines Seniorenwohnheims.

Ortsdurchfahrt Friedrich Bürger lobte erst einmal die "dynamischen und rhetorisch geschickten Kandidaten", bevor er seinen ersten Pfeil abschoss: "Was wollt Ihr gegen die katastrophale Ortsdurchfahrt unternehmen? Schwerlastverkehr begrenzen? Tempo limitieren? " Oliver Kern: "Das muss man von den Verantwortlichen prüfen lassen." Dieser Meinung schlossen sich die beiden anderen an.

Umsetzung Seine zweite Frage fand die ganze Zustimmung des Publikums: "Ich möchte hier und heute eine verbindliche Zusage, was von Euch innerhalb eines Amtsjahres komplett umgesetzt wird." Sigi Katholing: "Ich werde beim Bauhof ansetzten, damit die Anliegen der Bürger schneller erledigt werden. Dafür könnte ich mir einen speziellen Button auf der Homepage der Gemeinde vorstellen." Oliver Plewa: "Ich werde Stadtumbaumanagement betreiben, damit wir geeignete Strukturen schaffen". Oliver Kern: "Das Mobilitätskonzept wird laufen. Man wird wissen, wer wann wohin fährt, um andere mitzunehmen."

Mikwe "Mikwe erhalten, ja oder nein?" Katholing: "Nur bis zu einem gewissen Punkt. Der Bauhof muss integriert werden." Plewa: "Mikwe ja, Haus nein." Kern: "Mikwe ja, auf jeden Fall und wenn die Gebäudesanierung wirtschaftlich nicht tragbar ist, dann nur die Mikwe." Geschaffen werden sollen vor allem in Mitwitz auch wieder genügend Arbeitsplätze, und Menschen sollen emotional an ihre Heimat gebunden werden.