"Man muss Menschen mögen"

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Peter Ebertsch ist seit November 2013 Bürgermeister von Tettau. Foto: Veronika Schadeck
Peter Ebertsch ist seit November 2013 Bürgermeister von Tettau. Foto: Veronika Schadeck

Bürgermeister Peter Ebertsch hat schon mehr als eine "Halbzeit" hinter sich. Sein Wahlsieg in Tettau gelang ihm ohne kommunalpolitische Erfahrungen.

Peter Ebertsch (Bündnis für Tettau) ist eine Ausnahme in der Serie über die Bürgermeister, die im März 2014 neu ins Amt gewählt worden sind und mittlerweile eine "Halbzeitbilanz" vorweisen können. Der Tettauer Bürgermeister hat das Zepter in der Marktgemeinde bereits am 4. November 2013 übernommen.
"Ich hatte keine Zeit, mich auf das Amt vorbereiten - ich bin buchstäblich ins kalte Wasser geschmissen worden", erinnert sich Peter Ebertsch an seine ersten Tage. Und dabei kann er herzhaft lachen. Und in der Tat: Es war damals eine kleine Sensation im Landkreis, als die Sozialdemokraten in der SPD-Hochburg nach Jahrzehnten zum ersten Mal nicht den Bürgermeister stellten.
Peter Ebertsch hatte bei seinem Amtsantritt keine kommunalpolitischen Erfahrungen. Er ist ein Beispiel dafür, dass man in viele Aufgaben hineinwachsen kann, wenn man will. Der Bürgermeister zieht Parallelen zwischen seinem ehemaligen Job in der Sparkasse und seinem jetzigen Beruf. "Ich hatte immer mit Menschen zu tun!". Und: "Ich habe nie auf die Uhr geschaut!" Und außerdem: "Ich habe mein Gewicht gehalten!"
Seine Zeit als Leiter im Vermögensmanagement und als Dozent an der Sparkassenakademie möchte er nicht missen. Er habe damals sehr viel eigenverantwortlich handeln müssen und das komme ihm nun als Bürgermeister zugute.
Peter Ebertsch ist einer, der sich nicht scheut, unangenehme Dinge anzusprechen, einer der Klartext redet und einer, der hat lernen müssen, dass man für die Realisierung von Projekten manchmal Geduld braucht. Beispielsweise beim Bau des Radwegs zwischen der Wanderhütte am Rennsteig und Kleintettau. Da dieses Areal zweimal das thüringische Gebiet durchquert, galt es viele bürokratische Hürden zu bewältigen.


"Wir haben lange dafür gekämpft!"

Aber der 56-Jährige ist mit Leib und Seele Bürgermeister. Er strahlt Zufriedenheit aus, er fühlt sich wohl in seinem neu renovierten Rathaus und seinem Büro. Und er ist zufrieden, auf das was er bisher zusammen mit seinem Gremium, seiner Verwaltung und seinen Bürgern erreicht hat.
Mit der Inbetriebnahme der Straße zwischen Schauberg und Judenbach im Juni 2017 erfährt der Tettauer Winkel eine enorme überörtliche Verkehrsanbindung. In 20 Minuten werden danach die Bürger in Rödental auf der Autobahn sein. "Wir haben lange dafür gekämpft!"
Erleichtert ist Ebertsch, dass die leer stehenden Räume in der Grundschule in Tettau mit der Etablierung eines Pflegedienstes und einer Krankengymnastikpraxis einer neuen Nutzung zugeführt werden konnten. Zudem ist er stolz auf das Projekt "Zukunftsorientiertes Wohnen in Tettau" gerade für seine älteren Mitbürger.
Auch in die Feuerwehren wurde kräftig investiert. Beispielsweise erhielten die Kleintettauer ein neues Feuerwehrauto, in Langenau steht die Ersatzbeschaffung eines Feuerwehrfahrzeugs an. Stolz ist er, dass die Tettauer Stützpunktfeuerwehr eine neue Drehleiter bekommt, die teilweise - nicht zuletzt aufgrund seiner Beharrlichkeit und Überzeugungskraft - vom Landkreis mitfinanziert wird.
Dass Tettau nun mithilfe von Städtebaumitteln Leerstände beseitigen kann, dafür ist er dankbar. Er ist zudem erleichtert, dass die Gemeinde von der "Nordost Bayernoffensive" profitieren kann. Bisher kam der Industrieort nämlich kaum in den Genuss von Fördermitteln. Es gab und gibt weder bei der Sanierung von Ortsstraßen noch bei der Sanierung des Rathauses finanzielle Unterstützung.
Spricht man Ebertsch auf Eigenschaften an, die ein Bürgermeister haben sollte, so kommt spontan: "Man muss Menschen mögen und am Ball bleiben!" Man muss sich in Menschen hinein fühlen können. Und man muss die Bürger mit einbeziehen. Wer denkt, er kommt auf diesen Posten mit einer 40-Stunden-Woche klar, der ist fehl am Platze. Es sei wichtig, dass man als Vertreter einer nördlichen Kommune Flagge zeigt und gleichzeitig die notwendige Gemeinsamkeit zwischen Norden und Süden sucht. Ein Kommunalpolitiker dürfe auch nicht den Fokus seiner Arbeit auf die Partei richten, sondern muss das Gemeinwohl im Auge haben.
Ebertsch hält kurze inne, dann spricht er von seinem Netzwerk und von den vielen interessanten Menschen, die er bisher während seiner Bürgermeisterzeit hat kennenlernen dürfen. Er spricht aber auch von Herausforderungen, wie dem demografischen Wandel oder das Thema Wasser. Hier äußert er sich voller Lob über den Vorsitzenden der Frankenwaldgruppe, Jürgen Baumgärtner, der den Vorsitz des in die Schieflage geratenen Wasserzweckverbandes im Herbst 2015 übernommen hatte. "Den Schuh wollte sich keiner anziehen!"
Stolz ist der Bürgermeister auf die Vielfalt seiner Vereine und seine engagierten Bürger. "Davon lebt eine Gemeinde!" Stolz ist er auch auf die Wirtschaftskraft. 2200 Einwohnern stehen 2800 Arbeitsplätze gegenüber. Dass sowohl Heinz Glas als auch Gerresheimer Tettau im vergangenen Jahr 30 Millionen Euro in den Tettauer Winkel investierten, sei nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass der Gewerbesteuersatz von 320 v. H. auf 300 v. H. gesenkt wurde, ist Ebertsch überzeugt.Jetzt hofft er, nachdem die FOS am Rennsteig nach Kronach verlegt wird, dass die Realschule in Pressig Realität wird und auch das vom Landkreis initiierte Mobilitätskonzept in die Gänge kommt. "Mobilität innerhalb der Gemeinde und der Rennsteig-Region ist vor allem für unsere älteren Bürger wichtig!" Insgesamt müsse sich Tettau weiterentwickeln. Ebertsch hält inne, lehnt sich zurück und bringt es auf den Punkt: "Es gibt noch viel für mich zu tun!"