Langjähriger Landtagsabgeordneter: Kreis Kronach trauert um Rudi Daum

Der Landkreis Kronach trauert um Rudi Daum, MdL a. D. Der CSU-Ehrenkreisvorsitzende sowie Ehrenbürger der Gemeinden Stockheim und Wilhelmsthal ist am gestrigen Sonntag im Alter von 94 Jahren verstorben.
Von 1970 bis 1990 vertrat der Vollblutpolitiker als Landtagsabgeordneter die Interessen des Landkreises Kronach in München. Fünfmal wurde er in dieser Zeit von der Bürgerschaft mit dem Direktmandat betraut. Sein temperamentvoll-engagiertes Wesen brachte ihm den Beinamen "Strauß des Frankenwaldes" ein. An die fünfzig Jahre arbeitete er leidenschaftlich an vorderster Front für seine Partei. Unzählige Male stand er am Rednerpult, um für die CSU zu werben.
In den letzten Jahren ist der Ex-MdL ruhiger geworden und betrachtete das politische Geschehen mit all seinen Irrungen und Wirrungen aus dem Blickwinkel eines erfahrenen Praktikers. Die in allen Lebensbereichen ausufernde Bürokratie war für den Stockheimer ein "rotes Tuch". Wie kein anderer kannte das politische Urgestein die Probleme des "kleinen Mannes". Das brachte Pluspunkte, auch bei den SPD-Wählern.
Fünfzig Jahre im Kronacher Kreistag
Seine Präsenz an allen Brennpunkten des lokalen Geschehens war geradezu erstaunlich und für einen Außenstehenden kaum nachvollziehbar. Die Marathonauftritte hatte der konditionsstarke Stockheimer trotzdem locker überstanden. Nicht von ungefähr ist Rudi Daum, der fünfzig Jahre im Kronacher Kreistag arbeitete, zu einer Institution im Frankenwald geworden. Dieses außergewöhnlich langjährige Wirken um den kommunalen Aufbau im Landkreis Kronach sucht seinesgleichen in Bayern. Auf die kommunale Verdienstmedaille in Gold, die der frühere Innenminister Günther Beckstein Rudi Daum am 26. April 2002 überreichte, war der Stockheimer deshalb besonders stolz.
Vor allem machte sich Daum um die Entwicklung der Gemeinde Stockheim verdient. Ausgestattet mit dem Wissen um die Sorgen und Nöte der Bevölkerung, entfaltete er seine breit gefächerte Arbeit auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens.
Kaum überschaubar seine einstigen Funktionen. Der Bogen spannte sich vom Abwasserverbandsvorsitzenden bis hin zum Schiedsrichter, vom Kreisbrandmeister bis zum Bürgermeister. Der Schwerpunkt seiner parlamentarischen Arbeit im bayerischen Landtag war, wie könnte es auch anders sein, das Wirken im Grenzlandausschuss. Die unerwartete Öffnung des Eisernen Vorhangs am 9. November 1989 war für Rudi Daum das Topereignis schlechthin.
Politische Tausendsassa
Ebenso wichtig wie seine Arbeit im Maximilianeum sah er sein Engagement vor Ort an. Wer Zuflucht vor übereifrigen Staatsbürokraten suchte, fand sie. Was geregelt werden konnte, wurde vom Abgeordnetenbüro erledigt. Kurzum: Der politische Tausendsassa war Wirtschaftsberater, Stellenvermittler, Wehrdienstexperte, Steuerfachmann, Feuerwehrmann, Sportheimerbauer (FC Stockheim), ehrenamtlicher Richter und Abwasserkanalexperte.
Als CSU-Kreisvorsitzender setzte er Maßstäbe, baute in seiner Amtszeit die Zahl der Ortsverbände von 37 auf 50 aus und hinterließ seinen Nachfolgern ein wohl bestelltes Haus. Unter seiner straffen Führung blühte der Kreisverband förmlich auf. Der mit Orden und Ehrenzeichen überhäufte Politiker - hervorzuheben sind vor allem das Bundesverdienstkreuz und die seltene Ochsensepp-Medaille - bewältigte souverän und erfolgreich fünf Wahlen. Im Jahre 2006 erhielt der Parteiveteran die höchste Ehrung, die die CSU Oberfranken zu vergeben hatte, und zwar die goldene Ehrenraute, die der seinerzeitige Umweltminister und Bezirksvorsitzender der CSU Oberfranken, Werner Schnappauf, überreichte.
Der zentrale Schlüsselbegriff in allen Bereichen der Politik war für Daum die Freiheit in der Verantwortung. Die Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung war ihm ein besonderes Anliegen. Daum ist vielen Menschen auch heute noch als Beamter, Kommunalpolitiker, Landespolitiker und als langjähriger Sportler bestens bekannt. Hilfe zur Selbsthilfe, das war sein Kredo.
In allen Lebenslagen stand eine umsichtige und vor allem eine geduldige Frau an seiner Seite, und zwar seit 1946 seine Gusti, die ihm Tochter Heike und Sohn Christoph schenkte.
Das Totengebet ist am Donnerstag, 3. Oktober, um 18.30 Uhr. Requiem am Samstag, 5. Oktober, um 10 Uhr, anschließend Beerdigung.