Druckartikel: Kunst hat im Kreis Kronach viele Gesichter

Kunst hat im Kreis Kronach viele Gesichter


Autor: Heike Schülein

Kronach, Montag, 19. November 2012

69 Werke von 26 heimischen Ausstellern sind bei der Jahresschau des Kronacher Kunstvereins zu sehen. Den Formen und Ausdrucksweisen scheinen dabei keine Grenzen gesetzt zu sein. Die Präsentation läuft bis zum 14. Dezember.
"Alles im Leben hat mindestens zwei Seiten", das steht auf dem Lindenholz-Kunstwerk von Gottfried Grau.


Lustige Fabelwesen wie die Kronicher Housnkuh treffen auf Sandsteinfiguren, Puppen betrachten von ihrem Fensterplatz aus farbenfrohe oder schwarz-weiße Bilder - die Hobby-Künstler des Kronacher Kunstvereins (KKV) zeigen wieder ihre Arbeiten. Vertreten ist dabei ein bunter Mix an Stilen und Techniken - von klassischer Malerei über Fotografie bis zur Skulptur in Holz, Stein und Keramik.

Die Jahresausstellung sei, so der Vorsitzende des KKV, Karol Hurec, die mit Abstand meistbesuchte Ausstellung des Vereins im Jahresverlauf und stoße von jeher auf großes Interesse. Sein Dank galt insbesondere Karin Elsel sowie Willi Karl für die Organisation und den Aufbau. Hurec ist alljährlich positiv überrascht von der Vielfalt und dem Niveau der eingereichten Arbeiten. "Die ausgestellten Werke stammen nicht von abgehobenen Genies, sondern von Frauen und Männern aus unserer Mitte", meinte er. Sie strebten nicht danach, zur Kunstprominenz zu gehören. Leider seien heutzutage aber Name und Image des Künstlers entscheidende Kriterien auf dem Kunstmarkt und nicht mehr das Produkt selbst. Dieser Trend werde von der Jury, die über die Auswahl der ausgestellten Werke entschieden habe, nicht unterstützt.


Sandstein spielt wichtige Rolle


Erfreulicherweise sei Sandstein ein großes Thema im Kronacher Raum, was gerade Heinrich Schreiber zu verdanken sei, betonte Hurec. "Bei uns sind viel mehr dreidimensionale Arbeiten als in anderen Ausstellungen zu sehen", freute sich der Vorsitzende.

Zwei Beispiele dafür sind Gottfried Grau aus Grössau sowie Brigitte Bühler aus Marktrodach. Beide sind Stammgäste der Sandstein-Akademie von Heinrich Schreiber. "Die Bildhauerei im Frankenwald war auch ein Grund, warum ich in meine Heimat zurückgekehrt bin", erklärte Grau, der 34 Jahre in Stuttgart lebte.


Kunst mit einem Augenzwinkern


Für Schmunzeln sorgte sein vielsagendes Kunstwerk "Mensch und Esel", das er aus rotem Sandstein geschaffen und danach bemalt hat. Dazu gehört ein Schild mit der Aufschrift ",Ich Mensch‘, sagte der Esel, als er einen Fehler gemacht hatte". Aber auch im Umgang mit Holz ist der Grössauer sehr geübt. Zu sehen sind zwei seiner Arbeiten aus diesem Material: die ebenfalls hintergründige Skulptur aus Lindenholz mit der Inschrift "Alles im Leben hat mindestens zwei Seiten" sowie "Schlangentänze" aus Wurzelholz. "Zunächst einmal braucht man einen Einfall, einen Impuls. Dann kommt die Arbeit zuhause in meiner Werkstatt", erklärt er.

Auf verschiedenste Art und Weise kreativ ist auch Brigitte Bühler, die ebenfalls der Bildhauerei frönt. Ihr großer Engel aus Sandstein ist ein echter Blickfang. "Ich habe damit bei der Sandstein-Akademie begonnen und ihn zuhause vollendet. Ich habe eine Vorliebe für große Steine, obwohl die sehr schwer sind. Da haben schon mehrere Leute dran zu schleppen. Aber die Wirkung ist ganz anders als bei kleineren Steinen", erzählt sie.


Maschinen sind tabu


Die Bildhauerei ist bei ihr reine Handarbeit. Ihre einzige Maschine sei eine Schleifmaschine für die Meisel, unterstreicht die Künstlerin. Während sie im Sommer unter freiem Himmel Steine bearbeitet, malt sie im Winter.
Die Leistungsschau des künstlerischen Schaffens der KKV-Mitglieder kommt heuer bei aller Tradition auch erfrischend neu daher. Dafür sorgten die Verantwortlichen des Vereins mit ihrem "Händchen" für das Anordnen der Exponate. Die Präsentation in Kronach kommt selbst fast schon einem Kunstwerk gleich. Thematisch geordnet, aber mit viel Platz für eigene Fantasien, Wahrnehmungen und Empfindungen präsentiert sich die Schau. So entdeckt der Betrachter bei seinem Rundgang immer wieder Neues.

An den "tierischen" Fabelwesen kommt wohl niemand ohne ein Lächeln vorbei. Bunte Bilder sorgen für willkommene Farbtupfer in der grauen Jahreszeit, intellektuelle Themen sowie Kunstwerke mit politischen Botschaften regen zum Nachdenken an.

Unser Landkreis hat Glück, über so viele begabte Hobbykünstler zu verfügen, die Persönlichkeit und Herzblut in ihre Werke einbringen und ihre ganz eigene künstlerische Wahrnehmung unserer Welt zeigen. Das Gleiche gilt natürlich auch für den Kronacher Kunstverein, der sich die Förderung solcher Künstler auf die Fahnen geschrieben hat und ihnen die Möglichkeit gibt, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Zudem gibt es immer wieder spannende Neuentdeckungen - wie heuer der 13-jährige Niclas Elsel, der einen Fisch aus Bimsstein geschaffen hat.


Musikalische Umrahmung


Die Ausstellungseröffnung wurde musikalisch durch zwei Schüler der Kronacher Berufsfachschule für Musik, Julian Une wisse und Janina Seifert, umrahmt. Der KKV Kronach initiierte heuer insgesamt sechs Ausstellungen in seiner Galerie, zwei in der ehemaligen Kronacher Synagoge sowie mit dem Lions-Club Kronach eine Schaufenster-Aktion mit Werken von vier Kronacher Künstlern in der Oberen Stadt.

Bis 14. Dezember ist die Schau von Donnerstag bis Sonntag, jeweils von 15 bis 18 Uhr, sowie bei den Veranstaltungen im Kreiskulturraum zu sehen. Die Kunstgalerie befindet sich in der Siechenangerstraße 13, im ersten Stock des Kreiskulturraums. Der Eintritt ist frei.

Die Aussteller sind: Kathrin Bauer, Wolfgang Böhm, Eva Maria Brunner, Brigitte Bühler, Bernd Dittmann, Karin Elsel, Niclas Elsel, Manfred Fößel, Wilhelm Franzen, Gottfried Grau, Maria Hausmann, Karol Hurec, Krystyna Hurec-Diaczyszyn, Ulrich Köditz, Ursula Lauterbach, Barbara Mann, Eva Quast, Anne Schlick, Carmen Schnitzer, Vera Schnitzer, Karin Schöntag, Peter Schoppel, Elke Schülner, Kerstin Sperschneider, Lisa Stöhr und Renate Zeuß.