Kronach: Was lief schief bei NRW-Hochwasser? Fränkischer Helfer berichtet - Bayern "schneller und flexibler"
Autor: Daniel Krüger
Kronach, Montag, 19. Juli 2021
Nach dem Einsatz des THW-Ortsverbands Kronach im überfluteten Ophoven (Rheinland) spricht der Ortsbeauftragte bei inFranken.de über seine Erlebnisse. Dabei kritisiert er die Kommunikation im Krisengebiet - und erklärt, was Bayern besser macht.
- Todesflut in NRW: Kronacher THW-Helfer berichtet von Erlebnissen
- "Die Leute waren traumatisiert": Anwohner konnten nicht evakuiert werden
- Ortsteil Ophoven komplett geflutet: THW Kronach pumpt bis zu 30.000 Liter pro Minute ab
- "Dauert Stunden": Fränkischer Helfer übt Kritik an Kommunikationssystem
Ortsbeauftragter des THW Kronach spricht über Einsatz in Flutgebiet - Kritik an Kommunikation: Der THW-Ortsverband Kronach war seit Donnerstagabend (19.07.2021) im Rheinland eingesetzt. Dabei haben die Helfenden nach einem Dammbruch unter anderem eine gesamte Ortschaft von meterhohem Wasser befreit. Der Kronacher THW-Ortsbeauftragte Frank Hofmann berichtet gegenüber inFranken.de von den Erlebnissen der Einsatzkräfte.
Einsatzhelfer aus Kronach in Geilenkirchen: "Die Leute waren traumatisiert"
Am Donnerstagabend sei der Einsatzbefehl gegen 22 Uhr gekommen. Mit technischem Gerät, Feldbetten, mobiler Heizung und Zelten hätten sich 13 Einsatzkräfte aus Kronach auf den Weg nach Köln gemacht. Am kommenden Tag halfen die Kronacher vor allem an der von einem Bruch bedrohten Steinbachtalsperre bei Euskirchen. "Die Lage war sehr unübersichtlich, immer wieder wurden Autos an Brückenpfeilern zertrümmert", erzählt THW-Helfer Hofmann. Anschließend sei ein Teil der Helfenden gemeinsam mit THW-Kräften aus Naila nach Geilenkirchen (Kreis Heinsberg) geschickt worden.
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"Die Innenstadt wurde von Wassermassen durchspült, wir haben dann die örtliche Feuerwehr beim Auspumpen der Keller unterstützt", so Hofmann. Der 44-Jährige habe schon bei vielen schlimmeren Hochwassern geholfen, unter anderem an Elbe und Donau. "Der Unterschied ist: In NRW war kein großer Fluss in der Nähe. Die Leute wurden schwer überrascht, sie kennen so etwas ja nicht. Die Keller waren nicht leergeräumt, die Leute waren traumatisiert."
Trotzdem sei die Dankbarkeit der Bevölkerung "Wahnsinn" gewesen, erzählt er. In Geilenkirchen habe man nämlich "keine Chance" gehabt, die Menschen zu evakuieren. In Ophoven, wohin seine Gruppe am Samstagabend versetzt worden sei, seien hingegen zuvor alle 700 Personen aus dem Ortsteil von Wassenberg evakuiert worden. Dann sei dort ein Damm gebrochen. "Der gesamte Ortskern stand nachts um 22 Uhr meterhoch unter Wasser", so Hofmann. Und dieses sei auch nicht mehr abgeflossen, weshalb das THW-Team zunächst Hochleistungspumpen um den Ortsteil herum eingesetzt habe, um am nächsten Morgen ins Zentrum vorzurücken.
Kritik an Kommunikation der Behörden: "Wandert von Stelle zu Stelle"
"Insgesamt können wir 25.000 bis 30.000 Liter pro Minute abpumpen", sagt Hofmann. Dafür setze man Pumpen in die Kanalnetze ein. "Wirklich neu war auch, dass es so viele Schadensereignisse auf so großem Raum gibt." Das habe die Arbeit der Helfenden nicht gerade einfach gemacht. Ein weiterer Punkt ist dem 44-Jährigen ebenfalls deutlich ins Auge gefallen.