Kronach: Warum die Schulden des Landkreises im Sturzflug sind
Autor: Marian Hamacher
LKR Kronach, Donnerstag, 22. November 2018
Das Jahr 2018 wird der Landkreis Kronach vermutlich mit weniger als neun Millionen Euro Schulden abschließen. Ein historischer Tiefstwert. Das besondere: Gleichzeitig wurde so viel investiert wie lange nicht.
Im Landkreis gibt es sicher noch einige Menschen, die bei der Wortkombination "Magisches Dreieck" sofort an vergangene Fußballzeiten denken. An millimetergenaue Pässe von Krassimir Balakow - dem Kreativgeist des VfB Stuttgart in der zweiten Hälfte der 90er Jahre - , die ganze Abwehrreihen aushebelten. An die Stürmer Giovane Élber und Fredi Bobic, die in der Bundesliga dadurch Tor um Tor schossen.
Günther Daum ist keiner dieser Menschen. Wenn der Kämmerer des Kreises Kronach vom "Magischen Dreieck" spricht, verbergen sich dahinter drei Begriffe, die deutlich sperriger sind als Balakow, Bobic und Élber: Investitionsvolumen. Kreisumlage. Kreisverschuldung. Und damit stark komprimiert jene drei Ziele, die sich der Landkreis in den vergangenen Jahren für seinen Haushalt gesetzt hat.
Sparschweinversion einer eierlegenden Wollmilchsau
;Freilich sind diese im Einzelnen noch ein wenig genauer definiert. Das Investitionsvolumen soll gesteigert werden, um so etwa dafür zu sorgen, dass die Infrastruktur verbessert und die regionale Attraktivität sowie Lebensqualität gesteigert wird. Sinken soll hingegen die Kreisumlage, damit die Kreisgemeinden entlastet und zusätzliche Handlungsspielräume auf örtlicher Ebene generiert werden können. Erreicht werden soll all das, während die dritte Ecke des Dreiecks vorsieht, die Schulden abzubauen.
Klingt nach der Sparschweinversion einer eierlegenden Wollmilchsau - ist aber längst Realität. Genau diese drei sogenannten Globalziele, wie Daums Version des "Magischen Dreiecks" auch genannt wird, wurden in den vergangenen Jahren erreicht, teilt der Kreiskämmerer mit.
Mit großen Sorgen dürfte er daher morgens nicht gerade seine Bürotür im Landratsamt öffnen. Erst recht nicht, wenn er danach auf den aktuellen Schuldenstand des Landkreises blickt.
Rechnet er die noch fehlenden Tage des nun zu Ende gehenden Jahres zusammen, komme er auf eine Verschuldung von 8,882 Millionen Euro. Und damit so wenig wie seit der Wiedervereinigung nicht. "Ich bin mit unserem derzeitigen Stand zufrieden", sagt Daum und fügt gut gelaunt hinzu: "Unsere Zinszahlungen sind von knapp 1,5 Millionen Euro auf unter 100.000 Euro gefallen. Das ist fast noch schöner!"
Betriebe wanderten ab
;Nicht immer hatte er oder seine Vorgänger solchen Grund zur Freude. Profitierte der Landkreis jahrzehntelang wegen seiner Lage an der innerdeutschen Grenze von der Strukturförderung des Bundes, brach diese nach der Wiedervereinigung in der gewohnten Höhe weg. "Die wurde zwar nicht völlig abgebaut, sondern nur reduziert, aber dafür hatten wir in unmittelbarer Nachbarschaft dann plötzlich Höchstfördergebiete", erzählt Daum. Die Folge: Betriebe wollten diese Förderungen nutzen und zogen nach Thüringen. Während die Arbeitsplätze und das Steueraufkommen sanken, stiegen die Schulden.