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Kronach: Polizei warnt vor falschen Handwerkern


Autor: Marian Hamacher

Kronach, Mittwoch, 29. Mai 2019

"Teerkolonne" nennt die Polizei eine Gruppe von Handwerkern, die umherziehen und vermeintlich günstige Ausbesserungsarbeiten anbieten. Dass diese nun in Kronach erfolglos blieben, liegt auch an einem alten Fernsehbeitrag.
Im oberpfälzischen Nittenau hat ein Bautrupp ungefragt eine Einfahrt erneuert - die Polizei ermittelt nun.


Der Hof der Kronacher Sing- und Musikschule hat sicherlich schon bessere Tage erlebt. Zu sehen ist das etwa an kleinen Löchern, die der Zahn der Zeit in den Asphalt genagt hat. Von daher war der stellvertretende Schulleiter Burkhart Schürmann zunächst nicht direkt abgeneigt, als ihm am Mittwochmorgen (29. Mai 2019) ein Mann mit britischem Akzent anbot, die Löcher zu stopfen.

Dass er letztlich ablehnte, dürfte der Schule erstens Geld und zweitens einigen Ärger erspart haben. "Das hört sich nach irischen Teerkolonnen an", sagt der Leiter der Polizeiinspektion Kronach, Uwe Herrmann, auf Nachfrage des Fränkischen Tags. "Das ist eine Masche, die wir schon seit langem kennen. Diese Leute ziehen durch die Lande und verlangen für ihre Arbeiten überhöhte Preise", erklärt er.

Alter Fernsehbeitrag

Als Mitarbeiter einer Nürnberger Straßenbaufirma habe sich der Mann bei ihm vorgestellt, erzählt Schürmann. Das Angebot: Weil die Firma in der Nähe gerade Asphaltierungsarbeiten durchführe und daher noch etwas Teer übrig habe, müsse die Musikschule nur Arbeits-, aber keine Materialkosten zahlen. "Auf seinem Smartphone hat er mir per Google Maps die Stelle gezeigt, auf der seine Firma angeblich arbeitet", sagt Schürmann. "Das war irgendwo auf der B 303 bei Ebersdorf, aber so genau hatte ich da nicht hingeschaut."

Da er über solche Aufträge ohnehin nicht allein entscheiden darf, wollte sich der 46-Jährige mit der zuständigen Sachbearbeiterin des Kronacher Landratsamts absprechen. "Die war aber nicht erreichbar. Also habe ich vorsichtshalber abgelehnt", sagt Schürmann. Auch, weil in seinem Hinterkopf plötzlich ein alter Fernsehbeitrag ablief, in dem ein ähnliches Angebot als Betrugsmasche enttarnt wurde. Lange dauerte die anschließende Internetrecherche nicht, bis er auf einen sechs Jahre alten Artikel einer Brandenburger Zeitung stieß. Und Überraschung: Ein Mann mit englischem Akzent bot Teer an, der angeblich ganz in der Nähe auf einer Baustelle übrig sei.

"Ich war letztlich blöd", ärgert sich der stellvertretende Schulleiter. "Ich hätte mit rausgehen und gucken müssen, in was für ein Auto er einsteigt." Doch weil im Schulgebäude derzeit verschiedene Bauarbeiten laufen, sei der Mann für ihn nur einer von vielen Handwerkern gewesen.

Gleiches Muster

Die Masche konzentriert sich allerdings nicht nur auf Asphaltierungsarbeiten mit minderwertigem Teer, der nach wenigen Wochen schon wieder zerbröselt. "Das gibt es auch mit vielen anderen handwerklichen Tätigkeiten wie Arbeiten am Dach oder an der Dachrinne", erklärt Alexander Czech, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Oberfranken. Das Vorgehen sei jedes Mal gleich: Die Arbeiten werden zwar durchgeführt, allerdings in schlechter Qualität - und einem daher viel zu teuren Preis. "Das geht dann in Richtung Wucher", betont er. Oftmals hätten Handwerker, die solche Arbeiten ausführen auch keinen Gewerbeschein. Da es sich in solchen Fällen um Schwarzarbeit handelt, geht Czech davon aus, dass es oftmals gar nicht erst zu einer Anzeige bei der Polizei kommt. Aktuell seien ihm aus Oberfranken keine konkreten Fälle bekannt, allerdings würden diese immer mal wieder sporadisch auftreten.

Was auf den Einzelfall ankommt

Im Zuständigkeitsbereich seiner Inspektion habe es ähnliche Fälle zuletzt vor mehreren Monaten gegeben, sagt Uwe Herrmann. In der Regel handele es sich dabei aber nicht um einen Betrugsdelikt. "Damit der vorliegt, müssen ja falsche Angaben gemacht worden sein", betont er. Aber wenn eine Arbeit ausgeführt und dafür ein zuvor vereinbarter Betrag verlangt werde, sei es schwierig, von einem Betrug auszugehen. "Da muss man dann im Einzelfall prüfen, ob sie im Vorfeld irgendetwas falsch angegeben und den Bürger damit letztlich betrogen haben", so Herrmann. "Aber die machen das schon so clever, dass sie nicht zu belangen sind." Eher auffallen würden solche Handwerker, weil sie die für ihre Arbeiten erforderliche Reisegewerbekarte nicht vorzeigen können. Dabei handele es sich dann aber nur um eine Ordnungswidrigkeit.

Damit es nicht zu unschönen Überraschungen kommt, rät das Polizeipräsidium Oberfranken dazu, sich besser an regionale Fachfirmen zu wenden. Sparen - wie das auf den ersten Blick günstige Angebot vorgibt - könne man angesichts der schlechten Qualität nämlich nicht. Wer den Verdacht hat, gerade mit dieser Masche reingelegt zu werden, solle sich das Kennzeichen notieren. "Dann kann man die Zusammenhänge herstellen, wo diese Handwerker bisher schon aufgetreten sind", sagt Czech.