Kronach: Arzt gegenüber Astrazeneca-Freigabe skeptisch - "Patienten wollen den Impfstoff nicht"
Autor: Ralf Welz, Daniel Krüger
Kronach, Freitag, 23. April 2021
Ein Hausarzt aus Kronach hat die Impfung mit Astrazeneca in seiner Praxis gestoppt. Die Freigabe in Bayern sieht er skeptisch. Bei Johnson & Johnson sieht das anders aus.
- Kronacher Hausarzt verimpft kein Astrazeneca
- Praxen mussten umstrittenen Impfstoff bislang bestellen, um Biontech-Vakzin zu erhalten
- Bundesgesundheitsministerium ändert nach heftiger Kritik Bestellvorschriften
- Hausarzt sieht Astrazeneca-Freigabe kritisch: "Die Patienten wollen den Impfstoff nicht"
Ein Kronacher Hausarzt hatte mit seiner Entscheidung, die Corona-Impfungen in seiner Praxis vorerst auszusetzen, für Aufsehen gesorgt. Hintergrund war ein indirekter Bestellzwang, den das Bundesgesundheitsministerium nach heftiger Kritik abgeschafft inzwischen hat. Doch Allgemeinmediziner Dr. Ulf Rosenbauer ist wegen des Thrombose-Risikos bei Astrazeneca auch äußerst skeptisch, was die Freigabe des Impfstoffs für alle Altersgruppen in Bayern angeht.
Update vom 23.04.2021: Kronacher Arzt kritisiert Astrazeneca-Freigabe in Bayern
Der Kronacher Hausarzt Ulf Rosenbauer steht dem Impfstoff Astrazeneca auch nach der Abschaffung des Bestellzwangs und der Freigabe für alle Altersgruppen in Bayern skeptisch gegenüber. "Meine Meinung hat sich nicht wesentlich verändert", sagt Rosenbauer gegenüber inFranken.de. Er werde den umstrittenen Impfstoff nicht bestellen, auch wenn dieser eine "gute Schutzwirkung und geringe Nebenwirkungen" habe.
Der Grund: "Die Stiko empfiehlt den Impfstoff weiter nur für Über-60-Jährige. Und nur weil der Gesundheitsminister sagt, wir impfen alle, muss ich das nicht machen. Ich weiß nicht, warum manche Bundesländer sagen: 'Astra für alle'. Vielleicht liegt es daran, dass zu viel Impfstoff da ist, an schlechter Nachfrage, ich kann nur spekulieren", sagt Rosenbauer. Bei den Über-60-Jährigen stelle sich die Frage nach der Impfung gar nicht. "Zum einen sind die meisten Älteren schon in den Impfzentren geimpft worden. Und die Patienten, die mich anrufen, wollen den Impfstoff nicht. Die sagen schon: 'Kein Astra für mich bitte'."
Rosenbauer sei bei Astrazeneca vorsichtig, sagt er. "Gerade bei den Jüngeren würde ich das ungern verimpfen". Wenn ein Über-60-Jähriger aber käme und unbedingt mit Astrazeneca geimpft werden wolle, würde er das auch tun, sagt der Allgemeinmediziner. Beim Impfstoff des amerikanischen Pharmakonzerns Johnson & Johnson sieht die Sache für Rosenbauer anders aus. "Der Impfstoff ist interessant, weil Sie nur einmal impfen müssen. Die PRAC (Anmerkung d. Red.: Ausschuss der Europäischen Arzneimittelagentur) hat bestätigt, dass auch dort ein Thrombose-Risiko besteht. Aber in wesentlich geringerer Zahl."
Kronacher Hausarzt: Deutlich mehr junge Leute bekommen Biontech-Impfung
Der Kronacher Allgemeinmediziner ist sich noch unschlüssig, ob er Johnson & Johnson für die Woche vom 03. bis 09.05.2021 bestellen soll. Dann können Hausärzte in Deutschland neben 36 Dosen Biontech und 50 Dosen Astrazeneca auch 15 Dosen Johnson & Johnson pro Woche bestellen. Rosenbauer will eigentlich abwarten, bis Johnson & Johnson breiter verimpft wurde. "Auch bei Astrazeneca wurden die Thrombose-Fälle erst dann dokumentiert - was klar ist, weil mehr auftritt, wenn mehr geimpft wird".
Generell hat Rosenbauer beobachtet, dass "auch deutlich mehr junge Leute mittlerweile geimpft werden, sogar immer öfter mit Biontech". Vor kurzem noch seien die Impfungen eher schleppend verlaufen, jetzt habe bereits die Nachfrage bei ihm und seinen Kollegen nachgelassen. Dies sei noch stärker der Fall, seit die Impfzentren das Impfen mit Astrazeneca am 19. April ausgesetzt hatten. Einen Ansturm, wie in verschiedenen Medien nach der Freigabe des Impfstoffs berichtet wurde, hätten Rosenbauer und seine Kollegen "in keinster Weise erlebt".