Kreis Kronach: Darum befürwortet die FWO die neue Trinkwasserrichtlinie der EU
Autor: Marian Hamacher
LKR Kronach, Mittwoch, 07. November 2018
Das EU-Parlament hat für schärfere Schadstoffgrenzwerte im Trinkwasser gestimmt. Die FWO, die auch den Kreis Kronach mit Wasser versorgt, blickt möglichen Änderungen nicht nur gelassen entgegen. Sie begrüßt sie sogar.
Gleich ist der Durst gelöscht: Kaum schießt das Wasser aus dem silbernen Hahn ins Glas, formieren sich die emporsteigenden Luftblasen an der Oberfläche zu einer Art transparentem Bällebad. Doch so schnell die "Bälle" verschwinden, wenn kein Wasser mehr fließt, verabschiedet sich auch der Durst, sobald das Glas geleert ist.
Etwa zehn Prozent der Deutschen verzichten mittlerweile darauf, Trinkwasser in Flaschen zu kaufen und füllen es sich in den eigenen vier Wänden selbst ab. 50 Prozent der Leitungswasser-Freunde versetzen es hinterher noch mit Kohlensäure. Das ergab eine Studie des Meinungsforschungsinstituts "Forsa", das 2016 insgesamt 1006 Personen befragte. Von denen gaben mehr als zwei Drittel an, Leitungswasser immerhin zusätzlich zu anderen Getränken zu sich zu nehmen.
Weniger Plastikmüll
;Ein Trend, den das EU-Parlament unterstützen möchte. Ende Oktober ermutigten die Parlamentarier die europäischen Bürger darin, weniger Wasser in Plastikflaschen zu kaufen. Statt zum Getränkemarkt solle deren Weg öfter zum Wasserhahn in der heimischen Küche führen. Das habe gleich zwei Vorteile: für die Umwelt und den Geldbeutel der Privathaushalte. 600 Millionen Euro würden Letztere so nämlich pro Jahr sparen können. Außerdem entstünde durch ein solches Verhalten deutlich weniger Plastikmüll.
Damit überall in Europa die Wasserqualität auch passt, stimmten die Abgeordneten für schärfere Schadstoffgrenzwerte. Etwa für Blei, gefährliche Bakterien wie Legionellen oder für hormonverändernde Stoffe wie sie in der Antibabypille auftauchen. Ein Schritt, den Markus Rauh, Verbandsdirektor der Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO), begrüßt. "Weil es eine qualitative Verbesserung beziehungsweise Verschärfung der Anforderungen an die Qualität bringt", betont er.
Es sei positiv, dass versucht wird, auf EU-Ebene Trinkwasser als selbstverständliches Lebensmittel zu forcieren. "Es gibt ja Regionen in Europa, in denen das selbstverständliche Versorgen noch nicht so gut funktioniert wie in Deutschland", sagt er. Von daher sei der Ansatz wie so viele Themen in Europa relativ: "Was den Qualitätsnachweis betrifft, muss Deutschland jetzt nicht gerade aufholen, steht eher an der Spitze. Von daher würde eine Verschärfung Deutschland nicht aus der Fassung bringen."
Trinkwasser sei in der Bundesrepublik schon jetzt das Lebensmittel, das wahrscheinlich am genauesten überwacht werde. Durch eine mögliche schärfere Richtlinie würde das aber wohl noch mehr verstärkt werden "Aber mal sehen, was am Ende wirklich beschlossen wird. Da ist ja immer die Frage, ob das so bestehen bleibt oder noch einmal verändert wird", spricht er aus Erfahrung. Denn bevor eine neue Richtlinie greift und die nationalen Parlamente zwei Jahre Zeit haben, ihre jeweilige Trinkwasserverordnung an das europäische Recht anzupassen, sind trotz des EU-Parlaments-Beschlusses noch einige Hürden zu überwinden.
Erst müssen sich die europäischen Umweltminister mit dem Thema befassen, ehe es daraufhin zu einer Art Vermittlungsverfahren kommt. In diesem versuchen dann die EU-Kommission, das Europaparlament und die Mitgliedsstaaten zu einer gemeinsamen Lösung zu finden. Mit anderen Worten: Das kann dauern!