Kinder erforschen mit allen Sinnen den Wald

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Alexa und Luisa sind mit Becherlupen gut für die Walderkundung ausgerüstet. Im Hintergrund WBV-Geschäftsführer Wolfgang Schirmer.
Alexa und Luisa sind mit Becherlupen gut für die Walderkundung ausgerüstet.  Im Hintergrund WBV-Geschäftsführer Wolfgang Schirmer.
Waldwart Stefan Friedrich zeigt Kerstin Heinlein sowie ihren Kindern Christoph (links) und Julie, wie man mit einer Wachsmalkreide einen Fingerabdruck der Baumrinde nimmt. Fotos: Schedel
Waldwart Stefan Friedrich zeigt Kerstin Heinlein sowie ihren Kindern Christoph (links) und Julie, wie man mit einer Wachsmalkreide einen Fingerabdruck der Baumrinde nimmt.  Fotos: Schedel
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dzernan hat viele Fichtenzapfen gesammelt.
Dzernan hat viele Fichtenzapfen gesammelt.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Stefan Friedrich bietet als Waldpädagoge spezielle Führungen für Kinder oder Erwachsene an. Mit ihm lernten die Vorschulkinder des Küpser Kindergartens den Wald bei Mostrach besser kennen.

Die Mädchen und Jungen des Kindergartens Küps sehen den Wald jetzt mit anderen Augen, denn Stefan Friedrich hat ihnen den Blick für das Wesentliche geschärft. An einem heißen Sommertag war der staatliche zertifizierte Waldpädagoge mit den Vorschulkindern bei Mostrach unterwegs. Im Nu war die Hitze vergessen, denn es gab so viel Interessantes zu sehen und zu erforschen.
Die wissbegierigen Kleinen bombardierten den Waldpädagogen mit Fragen: "Was ist denn das für ein grünes Kreuz an dem Baum da?" wollte die sechsjährige Alexa wissen. Und Luisa hatte rote Punkte an einem anderen Baum entdeckt und deutete darauf. Stefan Friedrich wusste auf jede der im Stakkado-Rhythmus vorgetragenen Fragen eine kindgerechte Antwort. Zu den Farbkennzeichnungen sagte er, dass er vor Jahren gedacht habe, dass der Baum absterben würde. Um ihn besser finden zu können, habe er ihn markiert. Der Baum habe den Borkenkäferangriff überstanden, freute sich der Waldpädagoge zusammen mit den Kindern darüber und über so viel Grün rundherum.
Stefan Friedrich erklärte den Kleinen aber auch, wie wertvoll auch totes Holz als Lebensraum für die Waldbewohner ist. An einem Baumstumpf voller Löcher zeigte er, dass dort die Spechte ein Zuhause gefunden haben.
Und dann kam auch schon Dzernan angeflitzt - mit so vielen Fichtenzapfen wie er gerade tragen konnte. Stefan Friedrich beschrieb den Weg vom winzigen Samen im Zapfen über das kleine Pflänzchen bis zum riesigen Baum, der viel älter ist als ein Mensch werden kann. Von der Rinde solcher Bäume nahmen die Kinder mit einem Blatt Papier und Wachsmalkreide einen "Fingerabdruck". Sie begutachteten mit ihren Becherlupen Waldinsekten und sahen Waldameisenstraßen mit Tausenden von nützlichen kleinen Waldbewohnern.
Nach so viel spannenden Abenteuern im Wald, der für sie jetzt viel mehr ist als nur eine Ansammlung von Bäumen, hatten die Kindergartenkinder mächtig Kohldampf. Wie gut, dass die Kindergartenleitung ein Grillfest in der Lucky-Stable-Ranch vorbereitet hatte. Auch dort beantwortete der Waldpädagoge so viele Fragen, dass er kaum zum Essen kam.
Sein Wissen und wie man es den Kindern vermittelt, hat Stefan Friedrich, der auch Waldwart der Waldbesitzervereinigung Kronach-Rothenkirchen ist, an der Waldbauernschule Kelheim erworben. Dort setzt man auf Waldpädagogik. "Es ist nicht die Menge des vermittelten Wissens, an das sich die Waldbesucher hinterher erinnern, es sind die selbst erlebten, erfühlten Erfahrungen, die haften bleiben", weiß Stefan Friedrich. Er darf als Waldpädagoge übrigens nicht nur Kinder führen, sondern auch Erwachsene. Dann läuft die Erkundung natürlich ein bisschen anders ab.
Forstdirektor Michael Schneider stellte den Unterschied zwischen der Waldpädagogik von Stefan Friedrich und dem, was die zertifizierten Revierförster den Schulklassen vermitteln, heraus. Das Programm des Forstes sei lediglich für die 3. und 4. Klassen gedacht, Stefan Friedrich führe Kinder und Erwachsene. Der Forstdirektor ermunterte auch zu einer verstärkten Nutzung des Jugendwaldheims in Lauenstein durch Schulklassen. Dort könne man Gehörtes vertiefen. Georg Konrad, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Kronach-Rothenkirchen, fand die Waldführung mit Stefan Friedrich prima und freute sich darüber, "dass damit eine weitere Lücke in unserem Aufgabenfeld geschlossen wird".