Unter den im Jobcenter gemeldeten 1200 Erwerbsfähigen hätten - so Löffler - 380 einen Migrationshintergrund. Beim größten Anteil - circa 200 Menschen - handele es sich um anerkannte Flüchtlinge. Die EU habe bislang etwa 110 Arbeitsverhältnisse gefördert. "Die Antragstellung war ein gewisser Aufwand", räumte er ein, sei aber machbar gewesen.
Für europaweite Standards
Die KAB fordert eine europäische Gemeinschafts-Charta, in der die sozialen Grundrechte der Arbeitnehmer verbindlich definiert und durch sozialstaatliche Regelungen mit europaweiten einheitlichen Standards abgesichert werden. Ein hoher Anspruch, für den - laut Albert Müller - noch viel zu tun sei. Er selbst ärgere sich bisweilen über die Regulierungswut der EU.
"Wir haben es mit Europa nicht immer leicht. Aber ohne Europa geht gar nichts", zeigte sich Gerstner in ihrem Schlusswort sicher. Wir alle hätten es in der Hand, ein demokratisches, solidarisches und gerechtes Europa zu wählen.
Die Gäste hatten der Vorsitzende des KAB-Ortsverbands Wilhelmsthal, Reinhold Dietrich, Kreisvorsitzender Günter Romig sowie Bürgermeisterin Susanne Grebner willkommen geheißen. "Der 1. Mai bietet eine gute Gelegenheit, um für die geleistete Arbeit Rechenschaft abzulegen; aber auch um sich zu fragen, wie ein solches Erbe in eine uns sehr beunruhigende Gegenwart und Zukunft hineingetragen werden kann", verdeutlichte Dietrich.
Ein "ziemlich zäher Hund"
Vom 1. Mai als einem "ziemlich zähen Hund" sprach Romig. Als gesetzlicher Feiertag sei er jetzt genau 100 Jahre alt; als Tag der Arbeiter schon Jahrzehnte älter. Leider sei der Tag heutzutage kaum noch als Tag der Arbeit im Bewusstsein der Menschen, sondern eher als ein Tag zur individuellen Freizeitgestaltung. Grebner dankte dem rührigen Ortsverband für dessen großes Engagement wie auch allgemein dem Sozialverband dafür, immer wieder aktuelle gesellschaftspolitische Themen aufzugreifen. Die musikalische Ausgestaltung oblag Silvia Wachter mit sehr stimmungsvollen, thematisch wohl ausgewählten Liedern.
Die Fahnen-Abordnungen der KAB waren am Morgen unter Begleitung der Trachtenkapelle Wilhelmsthal zur Pfarrkirche gezogen. Zelebriert wurde der Gottesdienst von den KAB-Präsides Pfarrer Sven Raube aus Wilhelmsthal, Pater Waldemar Brysch aus Steinberg, Kaplan Andreas Stahl aus Kronach, Diakon Georg Zenk aus Johannisthal, Kreispräses Diakon Herbert Mayer als auch Diözesanpräses Dekan Albert Müller, der die Festpredigt hielt.
Geld in falschen Taschen
Dabei rief er alle Frauen und Männer der KAB zur Solidarität für alle Arbeitnehmer in Europa auf sowie für ein Leben aller Menschen in Würde. Vier Millionen Kinder seien derzeit in Deutschland von Armut betroffen; 15,7 Prozent der Bevölkerung lebe in Armut oder an der Armutsgrenze - knapp 13 Millionen Menschen! 1,2 Millionen Menschen arbeiteten Vollzeit und könnten davon nicht leben.
"Solche Zahlen sind ein Skandal in einem Land, dem es - durchschnittlich gesehen - doch so gut geht", prangerte er an, dass das Geld vorhanden sei, jedoch in falschen Taschen.
Die langjährige Ortsvorsitzende der KAB Wilhelmsthal, Reinhold Dietrich, wurde mit der "Roten Ehrennadel" der KAB ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um die höchste Auszeichnung des Sozialverbands überhaupt. Diözesanverbandsvorsitzende Ingrid Schumann würdigte Dietrichs Einsatz, der seit 1991 den Vorsitz innehat. Besonders herauszustellen sei, dass Wilhelmsthal als bundesweit einziger Ortsverband Verantwortung für ein eigenes Haus trage. Dies koste nicht "nur" Geld in Unterhalt sowie bei der Rundum-Sanierung, sondern auch Zeit und Kraft. In all den Jahren habe Dietrich die Werte der KAB stets auch jüngeren Generationen weitergegeben.