Für Josefine Zwosta aus Rothenkirchen ist Fronleichnam jedes Jahr ein besonderer Festtag. Die 92- Jährige stellt seit ihrer Kindheit einen Altar für die Prozession mit auf und schmückt den Zugang mit Wiesenblumen.
Obwohl das Alter seine Spuren auch bei der gebürtigen Rothenkirchenerin hinterließ, gibt sie sich große Mühe, ihre Erinnerungen aus den vergangen acht Jahrzehnten zusammenzutragen. "Kurz nach der Erstkommunion, vor 84 Jahren, durfte ich das erste Mal bei meinen Eltern mithelfen, unseren Altar zu schmücken, den auch schon meine Großeltern schmückten - soviel ich weiß", erzählt Josefine (Fina) Zwosta in einen Gartenstuhl auf ihren Balkon sitzend.
Dabei hält sie das mittlere Bild des dreiteiligen Altars in der Hand und wischt behutsam mit einem Staubbesen den Staub ab der sich trotz guter Verpackung im Keller seit vergangenem Jahr angesammelt hat. "Das haben schon die Eltern ein paar Tage vor Fronleichnam so gemacht und jetzt mach ich es, so lange ich noch kann, denn viel mehr kann ich bei der Aufstellung und Ausschmückung des Altars nicht mehr tun. Alles andere erledigen schon wieder die Kinder", sagt sie.
Ihre Gedanken gehen mit einem Lächeln auf den Lippen in die Vergangenheit und sie erwähnt, dass sie den Altar stets gerne mit aufgestellt habe, auch wenn das natürlich Angelegenheit der ganzen Familie, früher mit Eltern und Geschwistern war, heute mit Kindern und deren Anhang. "Es hat mir stets große Freude bereitet und auch Spaß gemacht, wenn bei schönem Wetter in den frühen Morgenstunden die ersten Sonnenstrahlen lachten und der Altar so allmählich wuchs.
"Es war ein Geduldsspiel" Aus kleinen Körbchen holten wir unsere bunten Blumen heraus, um daraus ein zierliches Bild am Boden zum Altarzugang zu legen. Viel Kleinarbeit war nötig und die Mutter musste uns oft korrigieren, immer wieder mussten wir neu beginnen, obwohl die Zeit drängte. Es war ein Geduldsspiel", erzählt Josefine Zwosta, voller Melancholie, weil sie heute nicht mehr an dieser schönen Aufgabe teilhaben kann.
"Manchmal hörten wir dann schon die Glocken der St. Bartholomäus Kirche läuten, als wir gerade noch letzte Hand am Blumenschmuck anlegten und schon schickte uns die Mutter zum Gottesdienst, der vor der Fronleichnamsprozession, wie heute auch noch, stattfand.
Der seit Generationen in Familienbesitz befindliche Altar ist für uns ein hoch geschätztes sakrales Relikt, das wir seit Generationen in Ehren halten, schonen und pflegen. Fronleichnam war damals wie heute für uns Katholiken in Rothenkirchen ein großer Feiertag. Der Altar wird von meiner Tochter Christine und etlichen Helfern jedes Jahr wieder geschmückt", erzählt Josefine Zwosta.
Die Fronleichnamsprozession in Rothenkirchen beginnt um 8.15 Uhr mit einer Kirchenparade vom Landgasthof Treuner zur St. Bartholomäus-Kirche (Gottesdienstbeginn: 8.30 Uhr). Anschließend zieht die Fronleichnamsprozession zu vier Altären aus, begleitet vom Musikverein Rothenkirchen (danach Frühschoppen am Pfarrzentrum).