Hundertjähriger Kronacher folgt einer besonderen Tradition
Autor: Marian Hamacher
Kronach, Dienstag, 21. August 2018
Mit 100 Jahren ist Ferdinand Bozdech ältester Kronacher. Noch immer zieht es ihn Jahr für Jahr zum Freischießen, um die Aussicht vom Riesenrad zu genießen. Hinter ihm liegt eine von zahlreichen Ortswechseln geprägte Lebensgeschichte.
Der Aufstieg dauert nur wenige Sekunden. Erst tauchen die blauen Schienen der Achterbahn ungewohnt nah vor den Augen auf - und schon ist sie im Blickfeld. Mit der über ihr stehenden Sonne strahlt die Festung Rosenberg in der Ferne um die Wette. Eine Aussicht, die auf Ferdinand Bozdech eine fast magnetische Wirkung hat. Jedes Jahr aufs Neue zieht es ihn auf die Kronacher Hofwiese. Seit 48 Jahren. Daran, dass er es einmal nicht auf die Hofwiese geschafft hat, kann er sich nicht erinnern.
Vergangenen Freitag war es wieder so weit. Aus der Gondel des Riesenrads genießt er den Überblick über den Festplatz und das hektische Gewusel der Besucher. Eine Perspektive, die es in der Cranach-Stadt nur einmal im Jahr gibt.
Fünfmal dreht die Gondel ihre Runde, ehe ein Mitarbeiter des Fahrgeschäfts die Schiebetür wieder öffnet. Doch nach Aussteigen ist dem Mann mit dem blau-weiß gestreiften Hemd und den schlohweißen Haaren in diesem Moment gar nicht. Viel lieber bleibt er sitzen und nimmt gleich die nächsten fünf Runden in Angriff. "Ein großer Junge geht einfach gerne aufs Kronacher Freischießen- und mit 100 Jahren ist man ja sehr groß", sagt er über sein Faible für das traditionelle Schützenfest verschmitzt.
In Österreich-Ungarn geboren
Im April durfte Bozdech erstmals drei Zahlen auf seinem Geburtstagskuchen auspusten. Mit diesem stolzen Alter ist er der älteste männliche Einwohner der Lucas-Cranach-Stadt - die allerdings erst spät zu seiner Heimat wurde. Als "kleiner Junge" war er daher nie auf dem Schützenplatz.