Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach forderte mehr Verständnis für den ländlichen Raum. Er legte Forderungen und Ziele für eine positive Entwicklung vor.
Windkraft im ländlichen Vorgarten für Strom aus der städtischen Steckdose. Kein Verständnis für höhere Kilometerpauschalen, aber die Bequemlichkeit eines hoch subventionierten öffentlichen Nahverkehrs. Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach (CSU) begegnet solchen Widersprüchen "im Spannungsfeld zwischen peripherem Raum und Ballungszentren" regelmäßig.
"Wir müssen immer wieder gleichwertige Lebensverhältnisse anmahnen, uns auf die Hinterfüße stellen", machte er am Mittwoch seinem Ärger darüber in einem Pressegespräch Luft. "Es geht nicht an, dass eine städtische Wohlfühlelite die Menschen in den ländlichen Regionen mehr oder minder zu Befehlsempfängern für ihre Anliegen degradiert." Zwei Pfeiler des Kreises Kronach brauchen seiner Ansicht nach mehr Unterstützung: die Landwirte ("Sie dürfen nicht zu Buh-Männern der Nation werden") und die Industrie, die "Halsschlagader der Region Coburg/Kronach".
Michelbach betonte, dass die Anforderungen an die Landwirte verträglich gestaltet werden müssen. Die bäuerlichen Betriebe müssten lebensfähig bleiben. Ein Signal der Wertschätzung der Landwirte durch die Politik sieht er in der zur Verfügung gestellten Milliarde Euro des Bundes, welche in Agrarumweltmaßnahmen fließen und Investitionen fördern sollen.
Chancen konsequent ergreifen
Im industriellen Bereich müssten alle Zukunftschancen konsequent ausgeschöpft werden. Die Region dürfte nicht auf die Entscheidungen der europäischen Politik warten, "sondern wir müssen vor Ort Industriepolitik betreiben." Das müsse Hand in Hand mit Bund, Land und Kommunen geschehen. Ein Muster, wie so etwas funktionieren kann, fand er in der Kreisstadt. "Es ist für mich ein Highlight, dass in Kronach damals entschieden wurde, das Loewe-Gelände zu kaufen. Das wäre jetzt wahrscheinlich weg. Das ist ein Beispiel für gute Industriepolitik."
Neue Chancen für die Region biete die Industrie-, Mittelstands- und Forschungsstrategie des Bundes. Und der kommende Campus ermögliche es dem Bund erstmals, Forschungsgelder von Berlin direkt nach Kronach zu lenken.
Wesentlich für die Zukunft der Industrie im Frankenwald sei jedoch die Entwicklung der Energiepreise und - versorgung. Bei der Energiewende sei es wichtig, mehrheitsfähige Maßnahmen zu ergreifen, "die aber nicht zum Totalschaden in unserer Region führen". Auch beim Blick auf das große Ganze müsse immer ein Auge auf die konkrete Wirkung vor Ort gelegt werden.
Kostenschraube nicht überdrehen
Hoher Strombedarf, Digitalisierung und Elektromobilität - das alles potenziere sich für die heimische Region auf der Ausgabenseite. Gewünscht hätte sich Michelbach deshalb, dass die Kosten für die CO2-Zertifikate schrittweise gestiegen wären, und man nicht gleich den Holzhammer gezückt hätte. Am Beispiel eines 70-köpfigen Weißenbrunner Betriebes sprach er von Mehrkosten in Höhe von 200 000 Euro pro Jahr. "Das schlägt bei unserer Industrie massiv ins Kontor."