Große Katastrophenschutzübung in Mitwitz: Firmenbrand mit Todesopfer
Autor: Redaktion
Mitwitz, Mittwoch, 28. Mai 2025
Eine umfassende Katastrophenschutzübung im Landkreis Kronach beeindruckte den Landrat "zutiefst".
"Es ist unglaublich, was hier von allen Beteiligten auf die Beine gestellt wurde", zieht der Kronacher Landrat Klaus Löffler mit Blick auf die erfolgte Katastrophenschutzübung am Freitag (23. Mai 2025) im Bereich von Mitwitz ein erstes Fazit. Er zeigt sich beeindruckt von der Expertise der einzelnen Einsatzleitungen und der Arbeit der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UG-ÖEL) rund um stellvertretenden Leiter Sebastian Martin, der souverän und strukturiert durch die Lagebesprechungen führte. "Was in dieser Übung geleistet wurde, beeindruckt mich zutiefst und lässt mich positiv in die Zukunft blicken. Wir wissen jetzt, dass wir für derartige Schadensereignisse gut gerüstet sind", betont Landrat Klaus Löffler.
Aus Sicht der für den Katastrophenschutz im Landratsamt zuständigen Abteilungsleiterin Theresa Scheffer lief die Übung sehr gut. "Die Kommunikation der Einheiten mit- bzw. untereinander am Einsatzort lief professionell und wurde durch die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung sehr gut dargestellt und dokumentiert. Auch die Arbeit in der FüGK, die abseits vom Geschehen saß, lief gut." Dies bestätigten auch die in die FüGK (Führungsgruppe Katastrophenschutz) berufenen Fachberater aus den Bereichen BRK, THW und Polizei.
Die Kommunikation zwischen Einsatzstelle und FüGK sei allerdings noch verbesserungsfähig. Während die Kommunikation per Funk gut funktionierte, hakte es am Umgang mit der Einsatzsoftware EPSweb. Diesbezüglich wünscht sich die Abteilungsleiterin bedienungsfreundlichere und unkompliziertere Kommunikationswege. "Um die Infos schnell und unkompliziert auszutauschen, haben wir einen zweiten Führungsassistenten installiert, der an der Einsatzstelle sitzt und mit der Leitung in der FüGK ständigen Kontakt hält. Das hat in der Übung richtig gut funktioniert und wird voraussichtlich das Modell für die Zukunft werden", so eine erste Bilanz der im Katastrophenschutz verantwortlichen Mitarbeiter aus dem Landratsamt: Johannes Hiesl, Klaus Dressel, Sebastian Börner und Theresa Scheffer.
Rückblick zur Übung: Es ist kurz nach 18 Uhr, als der Alarm für die ersten Feuerwehren im Landkreis ertönt. Grund ist der "Brand" im Metallveredelungsbetrieb der Firma Weiß in Steinach an der Steinach. In kürzester Zeit rollen zahlreiche Blaulichtfahrzeuge an. "Die erste Herausforderung für die Einsatzkräfte bestand darin, eine gewisse Ordnung und Struktur zu schaffen, Schwerpunkte zu analysieren und Einsatzabschnitte zu bilden", erklärt André Stadelmann. Nachdem der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Steinach an der Steinach den Einsatz vorerst übernommen hatte und hier laut erstem Fazit des Beobachterteams im Rahmen der Ersterkundung eine exzellente Arbeit geleistet hat, war schnell klar, dass das Szenario so groß wird, dass ein erhöhter Koordinierungsbedarf erforderlich ist.
Neben dem großen Brandgeschehen kämpften die Einsatzkräfte inzwischen mit Gefahrgut sowie mit vermissten und verletzten Personen. Sogar eine "tote" Person wurde aufgefunden. Aufgrund der unterschiedlichen Aufgabenschwerpunkte in den Bereichen Feuerwehr, Rettungsdienst, THW und Polizei wurde der erhöhte Koordinierungsbedarf nach Art. 15 Bayerisches Katastrophenschutzgesetz durch den Landrat festgestellt und Kreisbrandrat Frank Fischer als sogenannter Örtlicher Einsatzleiter eingesetzt.
Um 21:14 Uhr wurde schließlich der Katastrophenfall durch den Landrat festgestellt. Eine Katastrophe liegt nach Art. 1 Abs. 2 des Bayerischen Katastrophenschutzgesetzes bei einem Geschehen vor, bei dem Leben oder Gesundheit einer Vielzahl von Menschen oder die natürlichen Lebensgrundlagen oder bedeutende Sachwerte in ungewöhnlichem Ausmaß gefährdet oder geschädigt werden und die Gefahr nur abgewehrt oder die Störung nur unterbunden und beseitigt werden kann, wenn unter Leitung der Katastrophenschutzbehörde die im Katastrophenschutz mitwirkenden Behörden, Dienststellen, Organisationen und die eingesetzten Kräfte zusammenwirken. Die Leitung blieb bei Kreisbrandrat Frank Fischer, der zuvor bereits als Örtlicher Einsatzleiter fungierte.
Eine besondere Herausforderung in der Übung stellten ausgelaufene, teils unbekannte Chemikalien fest. Zur Bestimmung des unbekannten Giftstoffes kam im Laufe der Übung der CBRN-Erkunder des Landkreises Sonneberg aus Judenbach zum Einsatz. Zirka 800 Liter der Chemikalien liefen in das Abwassersystem und in den angrenzenden Fluss. Deshalb mussten ein mit Chlorwasserstoffsäure (Salzsäure) beschädigter Großbehälter (1000 Liter) und ein 60 Liter umfassendes Kleingebinde mit unbekannter Chemikalie abgedichtet werden. In diesem Zusammenhang mussten Atemschutztrupps gerettet und notdekontaminiert werden. Wie Florian Kristek (BRK) bereits im Rahmen der Lagebesprechung erklärte, müssten kontaminierte Personen vor jeglicher Behandlung dekontaminiert werden. "Dies geschieht zum Schutz der Einsatzkräfte, da sonst eine Kettenreaktion erfolgt. Schlussendlich sollen damit Kontaminationsverschleppungen verhindert werden", so Kristek.