Die Kronacher Polizisten wissen, dass winterliches Wetter nicht alle Temposünder bremst. Deshalb nehmen sie selbst bei klirrender Kälte Kontrollen vor.
Mit 118 "Sachen" zieht ein Auto auf der Ortsumgehung von
Burggrub hinter einem Laster heraus. Der Wagen überholt. Er brettert bei Winterwetter, erlaubten 100 Stundenkilometern und unmittelbar vor dem auf 80 beschränkten Einmündungsbereich weiter in Richtung Haßlach. Sekunden später stoppt Polizist Matthias Stöcker die rasante Fahrt. Er winkt den Fahrer an eine Kontrolle.
Der Mann ist einsichtig, sogar freundlich. Den Hinweis, er solle bei der Fahrt doch auch an das kleine Kind im Kindersitz denken und den Bleifuß sein lassen, nimmt er zur Kenntnis. Ob Geldbuße und mahnende Worte dauerhaft auf fruchtbaren Boden gefallen sind, muss die Zukunft zeigen. Doch jeder einzelne Raser, der sein Verhalten überdenkt, ist für die Polizei ein Erfolg. Schließlich werden die Straßen dadurch ein Stückchen sicherer. Aus diesem Grund geht es bei den Messungen der Kronacher und Ludwigsstädter Polizei mit ihren Lasermessgeräten auch nicht um die kleinen Fische, sondern um diejenigen, die richtig aufs Gas treten.
Straßen sicherer machen
"Es geht nicht darum, die Fahrer zu schröpfen", stellt Stöckers Kollege Andreas Müller fest. Deswegen messe die Polizei auch nicht blindlings, sondern zu den relevanten Zeiten an den kritischen Stellen. Zum Beispiel wird die "Laserpistole" in den Tempo-30-Bereichen an den Schulen dann aufgestellt, wenn Schulbetrieb herrscht. Also nur, wenn sich wirklich alles um die Sicherheit der Kinder auf dem Schulweg dreht. Bei der Wahl der Mess-Standorte werden bewusst solche markanten Punkte ausgewählt. Besonders im Blick haben die Beamten die Unfallschwerpunkte im Landkreis. Exemplarisch nennt Stöcker die Bundesstraßen bei Neukenroth oder Wallenfels. "Dort hatten wir schon den einen oder anderen tödlichen Unfall", zeigt der Polizist die Notwendigkeit der Kontrollen auf.
Auch rund 60 Jahre nach Einführung der Verkehrssünder-Datei ist die Vernunft noch nicht hinter alle Lenkräder durchgedrungen. "In Wallenfels haben wir mal einen Audi TT mit 180 gemessen", erinnert sich Andreas Müller. Und einmal hätten die Beamten ein Pärchen auf zwei Motorrädern mit dem Lasermessgerät erwischt; er fuhr 156, sie kam direkt dahinter mit 153.
Solche Messungen sind gar nicht einfach. Das Lasergerät muss auf eine reflektierende Oberfläche ausgerichtet sein. Bei einem Motorrad, dass auf die Messstelle zufährt? "Da muss man das Licht anvisieren", erklärt Müller. Ein kleines Ziel, aber das Team der Kronacher Polizei ist gut geschult. Schließlich kann eine "Rennfahrt" auch mal vor Gericht enden. Dafür braucht es ein Messergebnis, dass nicht angreifbar ist.
Arbeitsteilung an Kontrollstelle
Aus diesem Grund herrscht bei den vier Polizisten an diesem Tag in Burggrub - ebenso wie bei anderen Messungen - eine klare Aufgabenteilung. Einer misst, einer winkt die Fahrer raus, einer führt eine Kontrollliste und einer kümmert sich um die Sachbearbeitung. Auch das Vier-Augen-Prinzip wird gewahrt. Obwohl es rechtlich nicht zwingend erforderlich ist, kontrolliert ein zweiter Beamter das Messergebnis. Selbst der betroffene Fahrer darf dies tun, wenn er bei der Kontrolle Zweifel hat. Dazu wären die Ordnungshüter ebenfalls nicht gezwungen.
Unter den Rasern sind aber längst nicht nur Auto- und Motorradfahrer. Auch die Brummis sind häufig viel zu flott unterwegs. Stöcker erzählt von einem Lastwagen, der im 60er-Bereich mit 95 Stundenkilometern unterwegs war. Um Fernfahrer aus dem Ausland aufklären zu können, finden sich im Polizeibus sogar Übersetzungshilfen in allen gängigen Sprachen.
Neben dem Tempo hat die Polizei bei den Kontrollen auch noch anderes im Blick. Ist der Fahrer betrunken? Hat er Drogen genommen? Besitzt er keinen Führerschein? Ist der Gurt nicht angelegt? Dank der Überprüfung vor Ort können diese Punkte gleich mit gecheckt werden, wie Stöcker erklärt.
"Der Großteil der angehaltenen Fahrer ist kooperativ. Da gibt es wenige Probleme", stellt er fest. Meistens blieben die Gespräche an der Kontrollstelle sachlich, "selten gleiten sie in die emotionale Ebene ab". Laut Müller ist das auch einem entsprechenden Verhalten der Beamten geschuldet.