Gemeinsam mit einer Stimme: Glasindustrie bereitet "Tettauer Erklärung" vor
Autor: Veronika Schadeck
Tettau, Sonntag, 07. April 2019
Die Energiewende bereitet der Glasindustrie am Rennsteig große Sorgen. Diese will sie nun in einer "Tettauer Erklärung" ausdrücken. Was darin stehen wird, ließ sich bei einem Energiegipfel in der Tettauer Festhalle bereits erahnen.
Mit einer "Tettauer Erklärung" wollen die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und die Glasindustrie am Rennsteig gegenüber der großen Politik ihre Sorgen um die Standortsicherheit ihrer Unternehmen offenlegen und Wege aufzeigen, wie die Energiewende aus ihrer Sicht bewältigt werden könnte.
Die entsprechende Formulierung soll in den nächsten Tagen erfolgen. Es geht dabei um steigende Energiekosten, Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Dabei kam zum Ausdruck, dass sowohl für die IG BCE als auch für die Glasindustrie der Klimaschutz eine wichtige Rolle spielt. Durchaus wird die Energiewende befürwortet, nur sollten dann ausreichend Alternativen vorhanden sein, um die Energieversorgungssicherheit und bezahlbare Energiepreise gewährleisten zu können.
Die Veranstaltung am Samstagvormittag in der Festhalle war ein Novum. Die Frage "Ist die Industrie der Buhmann?" zog sich wie ein Leitfaden durch die Diskussionen. Unternehmer, Vertreter aus Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften brachen eine Lanze für die Glasindustrie und forderten die Politik auf, die Energiewende wettbewerbsfähig zu gestalten.
Transparenz gefordert
Die Politik, so der Vorsitzende der IG BCE, Michael Vassiliadis, der auch Mitglied der Kohlekommission ist, müsse Transparenz zeigen und bei den Regularien nachsteuern. "Klimaschutz muss nicht nur global, sondern international gestaltet werden", fand er. Sollte es mit der aktuellen Energiepolitik weiterlaufen wie bisher, sehe er schwarz. Denn vom Atomstrom, der Kohle und langfristig auch vom Gas wegzukommen, werde angesichts der Schlagkraft der Windräder- und Stromleitungsgegner schwierig.
In der Rennsteig-Region stehe angesichts der Energiewende einiges auf dem Spiel. Die alteingesessene Glasindustrie beschäftigt hier nicht nur rund 5000 Mitarbeiter in ihren Unternehmen, sondern befasst sich schon seit Jahren mit neuen Technologien, Innovationen und produziert mit einem Höchstmaß an Effizienz.
Als mahnendes Beispiel könnten die gleich gegenüber der Festhalle gelegenen und inzwischen vom Verfall bedrohten Gebäude der einst blühenden Porzellanfabrik dienen, warnte Holger Kempf, der IG BCE-Vorsitzende Mainfranken. So weit dürfe es in der Glasindustrie nicht kommen.
"Ein Regulierungswahnsinn"
Dass sich die Unternehmer von der Politik bei der Gestaltung der Energiewende im Stich gelassen fühlen, wurde an deren Ausführungen deutlich. "Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen die Politik Investitionsschutz gibt?", wurde der Geschäftsführer der Wiegand-Glas-Unternehmensgruppe, Nikolaus Wiegand, von Moderator Holger Laschka gefragt. Seine Antwort war ebenso klar wie kurz: "Nein!"