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Franzose aus Wilhelmsthal entsetzt über Terror in Paris


Autor: Marco Meißner

Wilhelmsthal, Samstag, 14. November 2015

Millionen Menschen sitzen während des Länderspiels am Freitag vor den Fernsehgeräten, als Explosionen das Stadion in Paris erschüttern. Einer von ihnen ist Jerome Kerriel aus Wilhelmsthal. Er stammt aus Frankreich - Familie und Freunde leben noch dort - auch im Großraum Paris.
Menschen trauern am 14.11.2015 vor der französischen Botschaft am Brandenburger Tor in Berlin nach den Attentaten in Paris. Foto: Kay Nietfeld/dpa


Die ersten Worte am Telefon lassen bereits erkennen, was in Jerome Kerriel vor sich geht. In seiner Stimme, seinen Äußerungen, klingen große Sorge und absolutes Unverständnis mit für das, was er in der Nacht zuvor erlebt hat. Millionen Menschen saßen während des Länderspiels der deutschen Nationalmannschaft in Paris vor den Fernsehgeräten. Sie nahmen das laute Knallen wahr, als die Bomben explodierten. Sie hörten dem Moderatoren-Duo Matthias Opdenhövel/ Mehmet Scholl zu, als die Zahlen des Schreckens sich im Minutentakt steigerten. Und sie sahen die Bilder von Menschen in Panik.

Diese Szenen waren furchtbar, gerade für den Wilhelmsthaler Kerriel. Er stammt aus Frankreich. Und Familienmitglieder, Freunde, Bekannte leben heute noch dort - auch im Großraum Paris.


"Wir sind alle erschüttert"

"Jeder hat irgendwie Verwandte und Bekannte im Pariser Raum", stellt Kerriel für sich und seine Landsleute in der alten Heimat fest. Das sei auch zu spüren, wenn man jetzt mit den Menschen in seiner Heimatregion rund um Hennebont - der Kronacher Partnerstadt - spricht. Auch die Leute, die nicht direkt von den Geschehnissen betroffen seien, hätten ihr Entsetzen geäußert. "Wir sind dort zwar 500 Kilometer von Paris entfernt, aber die Nähe ist trotzdem da." Ihm und seiner Familie gehe es da nicht anders: "Wir sind erschüttert, wir sind alle erschüttert. Alle sagen, es sei unfassbar."

Das liege an der Entsetzlichkeit dieser Tat, die für ihn "Wahnsinn" ist. Erst der falsche Alarm im deutschen Mannschaftshotel und der irrtümliche Glaube an Sicherheit danach, abends plötzlich der blanke Terror in der Stadt - für Kerriel eine Entwicklung, "die einem nah geht". Denn seiner Ansicht nach hätte es in diesen Stunden des Horrors jeden treffen können - indirekt sogar ihn im weit entfernten Oberfranken. "Ich weiß auch nicht immer, wo meine Verwandten und Bekannten gerade unterwegs sind", beteuert er das flaue Gefühl in diesen Augenblicken. "Im ersten Moment denkt man, es könnte auch jemand von mir unter den Opfern sein."


Sofort Kontakt mit Freunden und Verwandeten gesucht

Sofort versuchte Jerome Kerriel Kontakt zu seinen Freunden und Verwandten in Frankreich aufzunehmen. Nicht immer gleich mit Erfolg. Wenn man in dieser Situation jemanden nicht erreiche, tue man alles Mögliche, um an Informationen über den Verbleib dieser Person herauszufinden. Da könnten die Bilder und die nackten Zahlen im Fernsehen wenig helfen. Jeder private Kontakt werde dann abgeklappert. Für Kerriel mit einem guten Ende. "Ich habe Glück gehabt. Von uns war niemand direkt betroffen", blickt er auf die Nacht zum Samstag zurück. Jetzt hofft er nur, dass damit der Terror ein Ende findet und nicht die nächsten Nächte für neue Blutbäder in seinem Heimatland sorgen.

Er weiß aber auch, dass dieser furchtbare 13. November nicht nur ihm, sondern auch seinen Mitmenschen in seiner heutigen Heimat, im Frankenwald, als ein Schreckenstag ohne Gleichen im Gedächtnis bleiben wird. Eine Frau habe ihm bereits gesagt, dass das Auffinden der toten Babys in Wallenfels Stunden zuvor "ein Schlag in unsere heile Welt" gewesen sei. "Und abends passiert dann noch das in Frankreich." Unfassbar - für Deutsche wie Franzosen.