Bei der Sitzung des Kreistags gab es harsche Kritik an den Einsatzplänen für die Räumfahrzeuge. Die Verlagerung eines Lasters vom Norden in den Süden sorgt immer noch für Ungemach. Die Tiefbauabteilung stellt die acht Routen der Schneepflüge vor.
Die Kreisräte aus dem kalten Landkreisnorden kochten vor Wut: Kaum gab es am ersten Adventswochenende den ersten Schnee, schon herrschte das Chaos am Rennsteig. Bis 9 oder 10 Uhr am Vormittag waren Straßen schlecht befahrbar oder gar nicht geräumt.
Dietmar Schmidt (SPD) forderte, die Räumfahrzeuge sollten im Norden dann ausrücken, wenn es schneit, nicht dann, wenn Fahrer von einer zentralen Stelle die Order bekommen. Bernd Liebhardt (CSU) pflichtete ihm bei: "Die Straßen müssen an neuralgischen Stellen vernünftig befahrbar sein!" Peter Ebertsch (CSU-Fraktion) erinnerte daran, dass der Räumdienst immer funktioniert habe, nur nicht im vergangenen Jahr, weil da ein Fahrzeug aus dem Norden abgezogen worden sei. Die Autos sollten dort stationiert werden, wo sie gebraucht würden, forderte der Tettauer Bürgermeister. "Wir wollen alle, dass der Winterdienst funktioniert", fasste Landrat Oswald Marr (SPD) zusammen.
13 Fahrzeuge auf acht Touren
Lothar Dressel vom Sachgebiet Tiefbau des Landratsamts gab einen Einblick in den Einsatzplan der Winterdienstfahrzeuge. Fünf seien im Auftrag des Landkreises, acht unter der Führung des Staatlichen Bauamts auf Tour. Es werde im Landkreisnorden für bessere Umlaufzeiten gesorgt, versprach Dressel. Diese Zeiten könne man anhand der digitalen Datenerfassung der vergangenen Jahre nachvollziehen. Der neur algische Punkt Windheim werde in dieser Wintersaison entschärft.
Der Schichtplan für die acht Touren sei von 3 bis 21 Uhr durchgehend besetzt, berichtete Dressel. Die Räumstrecken seien verlagert worden, um flexibler zu sein. Späher im Norden und Süden beobachteten die Wetterlage nachts und auch am Tag und sorgten dafür, dass die Räumfahrzeuge zeitnah auf die Straßen geschickt werden.
Atemschutzzentrum
Das Atemschutzzentrum des Landkreises, das an das neue Kronacher Feuerwehrhaus angedockt wird, soll optisch abgegrenzt werden. Das kristallisierte sich bei der Sitzung des Kreistags heraus. Auf Vorschlag von Landrat Oswald Marr (SPD) soll ein Gremium, bestehend aus Vertretern des Landkreises, der Stadt und der Feuerwehr, über die Gestaltung der Außenhaut beraten.
Planer Johann Gruber hatte zuvor einen Gebäudekomplex aus einem Guss, der auch optisch eine Einheit bilde, ins Gespräch gebracht. Der Baukörper sei über 100 Meter lang, der auch nach außen hin nach etwas aussehen, jedoch keinen architektonischen Prunkbau darstellen solle, meinte der Planer. Er schlug vor, die Außenfassade mit lasierter Weißtanne, die vorgegraut sei, gestaltet werde. Die Rohbauausschreibung könne Anfang kommenden Jahres erfolgen, sodass man im Frühjahr mit dem Bau beginnen könne. Die Bauzeit veranschlagte Gruber mit zwei Jahren. Das Budget werde eingehalten. Die Kostenberechnung habe eine Summe von 3,57 Millionen Euro ergeben.
Peter Schmittnägel (SPD) schlug vor, die optische Abgrenzung könne man auch durch die Verwendung einer anderen witterungsbeständigen Holzart erreichen, beispielsweise Lärche oder Douglasie.
Radweg neben der Kreisstraße 3
Die Kreisstraße 3 zwischen der Staatsstraße 2200 (Fehnenschneidmühle) und Gifting wird zurzeit neu gebaut. Auch ein Radweg soll entstehen. Sachgebietsleiter Lothar Dressel von der Tiefbauabteilung des Landratsamts stellte dem Kreistag drei Varianten vor, die etwa jeweils eineinhalb Millionen Euro kosten.
Die Variante I wird dabei favorisiert. Sie verläuft von der Fehnenschneidmühle aus rechts neben der Kreisstraße bis nach der Felsmühle. Dort wird der Kremnitzfluss wegen der engen Platzverhältnisse mit Hilfe einer Brücke überquert und der Radweg entfernt sich ein bisschen von der Straße, führt aber nach einer weiteren Brücke wieder am Ortseingang von Gifting wieder zur Kreisstraße zurück.
Die Variante II entfernt sich gleich an der Fehnenschneidmühle von der Straße und verläuft deutlich höher, was für die Radfahrer die Überwindung von Steigungen bedeutet. Von der Felsnase aus verläuft sie ähnlich wie die Variante I, schließt aber im weiteren Verlauf nahe zur Straße auf. Die Variante III startet bei der Fehnenschneidmühle auf der linken Seite der Straße, was in der Nähe der Felsmühle eine gefährliche Fahrbahnquerung zur Folge hätte. Der weitere Verlauf bis Gifting entspricht der Variante II.
Die Wilhelmsthaler Bürgermeisterin Susanne Grebner (SPD) drängte auf einen baldigen Baubeginn für den Radweg. Sie schlug vor, diesen von Gifting aus weiter in Richtung Teuschnitz zu führen.
Asylbewerberzahlen
Abteilungsleiterin Belinda Quenzer ging auf die aktuellen Asylbewerberzahlen ein. In der Notfallunterkunft in Marktrodach seien zurzeit 50 Personen. Diese Zahl schwanke von Tag zu Tag, weil die Menschen nach der Erstaufnahme auf weitere Einrichtungen verteilt würden.
Da die Gemeinschaftsunterkünfte der Regierung nicht mehr ausreichten, würden dem Landkreis jede Woche etwa 15 Personen zugewiesen. 346 Leute lebten in vom Landkreis angemieteten Unterkünften. 41 Menschen betreue der Landkreis in der Gemeinschaftsunterkunft der Regierung am Schützenplatz in Kronach. 21 so genannte Kontingentflüchtlinge befänden sich in Rothenkirchen. 52 minderjährige Flüchtlinge würden vom Jugendamt betreut und seien im Kronacher Bürgerspital, in Fischbach und im Aparthotel in Steinwiesen untergebracht.
WLAN in Vorbereitung
Peter Hänel (FW) hätte während der langen Kreistagssitzung wahrscheinlich mal schnell ins Internet geguckt und fragte nach einem WLAN-Netz im Landratsamt. Dieses sei in Vorbereitung, antwortete Landrat Marr. Matthias Rudolph (Grüne) erinnerte an seinen Antrag zur Elektromobilität und fragte deshalb nach. Landrat Marr berichtete, der Kreis habe zwei Elektrofahrzeuge, die aber nur eine geringe Reichweite hätten.
Angela Wiegand (CSU) hätte gerne, dass die Schüler in ihre Wohnorte gebracht werden. Weil eine Mitfahrzentrale aufgebaut werde, könnte dies nächstes Jahr möglich sein, stellte der Landrat in Aussicht.
IHK-Vizepräsident und Kreisrat Hans Rebhan (CSU) warb für den neuen Studiengang Zukunftsdesign in Kronach. Zusammen mit dem Geschäftsführer des Innovationszentrums Kronach (IZK), Hendrik Montag-Schwappacher, zeigte Rebhan die sehr gute Entwicklung des IZK auf, das vor genau drei Jahren von 23 Mitgliedern gegründet worden sei. Inzwischen habe man 41 und wolle weiter wachsen. Im IZK-Beirat seien namhafte Repräsentanten der Wirtschaft. Das IZK-Büro ziehe im Januar auf das Loewe-Gelände um.
Vernetzung und Austausch mit Unternehmen seien die Ziele von IZK und des neuen Studiengangs, der bundesweit einmalig sei. Es fielen keine Studiengebühren an, die sonst bei allen Masterstudiengängen zu zahlen seien. Der Studiengang starte am 15. März. Ziel sei es, im Jahr 2018 einen Innovationscampus in Kronach zu haben. "Der neue Studiengang unterscheidet sich vom Herkömmlichen. Er geht nicht in eine bestimmte Fachrichtung. Man ist dem nie Dagewesenen auf der Spur. Das ist revolutionär", sagte Hans Rebhan. Es gehe in Kronach um Problemlösungskompetenz. Das sei Forschung in der praktischen Erprobung.
Durch den Masterstudiengang wolle man bestehende Unternehmen stärken und weitere Arbeitsplätze durch die Ansiedlung neuer Firmen schaffen. Gefragt sei, Märkte und Megatrends zu verstehen. Hans Rebhan sah in Unternehmen aus der Region Potenzial für den neuen Studiengang.
Ein-Produkt-Strategie
Die Vielfalt sei wichtig. Deshalb sah es Rebhan mit Sorge, dass viele Mittelständler die gefährliche Ein-Produkt-Strategie verfolgen. Als ein Beispiel nannte er die Firma Kodak, die die Farbfotografie erfunden habe. Im Jahr 2013, einem Jahr, in dem so viele Farbbilder wie insgesamt zuvor geschossen worden seien, sei dieses Unternehmen verschwunden.
Geheimnis Disruption
Gefragt sei, Märkte und Megatrends zu verstehen, das disruptive Geschäftsmodell zu entwickeln. Mit dieser Innovation könne man bestehende Produkte und Dienstleistungen aus dem Markt verdrängen.