Erhöhung der Müllgebühren im Landkreis Kronach ist keine Willkür
Autor: Marco Meißner
Kronach, Sonntag, 09. Dezember 2018
Der Landkreis Kronach passt seine Müllgebühren trotz sinkender Umlagezahlungen nach oben an. Das ist das Ergebnis einer vielschichtigen Rechenaufgabe.
           
Der Landkreis Kronach hebt ab 2019 die Gebühren für Hausmüll an. Der Zweckverband für Abfallwirtschaft Nordwest-Oberfranken (ZAW) senkt im gleichen Atemzug seine Umlageforderung an die Mitglieder: Coburg (Stadt und Landkreis), Kreis Kronach, Kreis Lichtenfels. Wie passt das zusammen?
Wir reichten diese Frage eines Lesers an das Landratsamt Kronach weiter, wo diese auch die Kreisräte noch einmal beschäftigen wird. "Das Thema wird am Montag im Rahmen der öffentlichen Kreistagssitzung umfänglich behandelt", versichert Stefan Schneider, der Sprecher des Landrats, auf unsere Anfrage. Vorab nahm jedoch schon das Sachgebiet Abfallwirtschaft Stellung.
Wieso hebt der Landkreis Kronach seine Müllgebühren auf Basis "verlässlicher Zahlen" an, wenn doch parallel dazu die Ausgaben gegenüber dem ZAW sinken? Das Landratsamt stellt hierzu fest, dass die Kalkulation der neuen Gebühren frühzeitig erfolgen muss, damit die Kreisgremien sie bis zum neuen Gebühren-Zeitraum beraten und beschließen können.
"Für eine saubere Kalkulation sind - gerade bei den großen Kostenfaktoren - natürlich möglichst genaue Zahlen notwendig", stellt das Amt fest. Deshalb wurde vorab Rücksprache mit dem ZAW über dessen voraussichtliche Umlage-Entwicklung gehalten.
"Landrat Klaus Löffler hat sich von Anfang an massiv für eine Senkung dieser Umlage - im Interesse aller Verbandsmitglieder - eingesetzt", heißt es weiter. Eine solche Senkung wurde 2017 tatsächlich auch im Zweckverband diskutiert, aber noch nicht umgesetzt; der Grund dafür war die Verwertung der Verbrennungsschlacke. In diesem Entsorgungsbereich drohten dem ZAW damals massive Kostensteigerungen.
Dass die Entwicklung letztlich anders verlief und der Kostenhammer die Betreiber der Müllverbrennungsanlage nicht traf, kristallisierte sich erst im Sommer 2018 heraus. Die folgende Umlagesenkung des ZAW (von 133 auf 120 Euro pro Tonne Haus- und Sperrmüll) fand in der nun vorliegenden Kalkulation des Landkreises trotzdem noch Berücksichtigung.
Ist es denkbar, dass der Landkreis noch einmal reagiert und die Höhe der ab 2019 geplanten Gebühren doch noch drosselt? Da die Kalkulation für die Gebühren auf Landkreisebene die jüngste Entwicklung beim ZAW bereits berücksichtigt, "ist es nicht denkbar, dass der Landkreis die Gebühren noch einmal senkt", so das Landratsamt. Ist die ZAW-Umlagesenkung überhaupt ausschlaggebend für die Kalkulation des Landkreises? "Die an den Zweckverband zu entrichtende Umlage für den gesammelten Haus- und Sperrmüll ist einer der großen Kostenfaktoren, der die Gebührenhöhe wesentlich mit beeinflusst", erklärt das Sachgebiet. "Die Gesamtausgaben der Abfallwirtschaft liegen bei knapp fünf Millionen Euro. Dabei hat die Umlage an den Zweckverband einen Anteil von circa 37 Prozent." Ein Rechenbeispiel des Amtes: Veränderungen bei der Umlage in Höhe von beispielsweise zehn Euro pro Tonne würden aufgrund der anfallenden Müllmenge pro Jahr eine Differenz von nahezu 150 000 Euro ausmachen.