Eisenbahnbrücke in Ludwigsstadt wird 2016 saniert

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Die "Eisenbahnbrücke" prägt das Stadtbild von Ludwigsstadt. Foto: Veronika Schadeck
Die "Eisenbahnbrücke" prägt das Stadtbild von Ludwigsstadt. Foto: Veronika Schadeck

Die Bahnverbindung durch Ludwigsstadt wird im Sommer dieses Jahres für drei Tage gesperrt werden. Grund dafür sind Arbeiten an der "Eisenbahnbrücke".

In diesem Jahr wird nicht nur die "Ewige Brücke" bei Lauenstein gebaut, sondern es soll auch das Trogenbachviadukt - auch "Eisenbahnbrücke" genannt - in Angriff genommen werden.

Gestartet werden soll mit der Baumaßnahme im August dieses Jahres. Für 77 Stunden an einem Wochenende soll dann der Zugverkehr komplett gesperrt werden. Während dieser Zeit wird also kein Zug durch Ludwigsstadt fahren. Das teilte der Betriebsleister der Deutschen Bahn für Kronach, Christian Els, auf Anfrage mit.
Die Eisenbahnbrücke ist ein Wahrzeichen der Stadt, das durch die gemauerten Pfeiler und die Bögen der Brückenkonstruktion gekennzeichnet ist.

Wie Els erklärte, seien an dem über 130 Jahre alten Bauwerk am Gewölbe Instandsetzungsmaßnahmen notwendig geworden. Das Gewölbe sei undicht, erklärte er. Die Gleise werden daher komplett abgebaut, es soll eine Schutzschicht angebracht werden.


Tragische Vergangenheit

Es ist ein imposantes Bauwerk, dieses Trogenbachviadukt. Es handelt sich um eine Kombination aus Steinbogen- und Balkenbrücke und überquert mit einer Gesamtlänge von 200 Metern den Trogenbach. Am höchsten Punkt reicht die Brücke 26 Meter über den Talgrund. Mit diesen Maßen zählte die Eisenbahnbrücke gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu den größten Eisenbahnviadukten Deutschlands.

Für Schlagzeilen sorgte die Brücke, als sich im Februar 1924 ein schweres Unglück ereignete. Damals fanden gerade Brückenbauarbeiten statt. Wegen des technischen Defektes an der Luftdruckbremse fuhr ein Eilgüterzug zu schnell in die Bauweiche kurz vor der Brücke ein.

Von den insgesamt 27 Wagen stürzten 21 mit der Lokomotive von der Brücke und fingen Feuer. Zwei Menschen kamen bei diesem Zugunglück ums Leben.

Gebaut wurde die Eisenbahnbrücke zwischen Frühjahr 1883 und Herbst 1884. Angesichts der damaligen Gegebenheiten war dies wohl eine durchaus beachtenswerte Leistung, die Experten noch heute anerkennen. Das Brückenbauwerk entstand damals unter der Leitung des königlich bayerischen Sectionsingenieurs Weikard von der Eisenbahnbausection Ludwigsstadt, wie auf der Internetseite der Stadt Ludwigsstadt nachzulesen ist.

Da es kaum ordentliche Verkehrswege gab, entschlossen sich die Planer damals dazu, auf heimische Materialien zurückzugreifen. Sie wählten schließlich Phycodenschiefer, da dieser sich als besonders belastbar erwies. Einige tausend Arbeiter wirkten bei diesem Bauwerk mit. Das Gesamtgewicht der Eisenkonstruktion liegt bei 377 Tonnen. Zuerst wurde nur ein Gleis verlegt, im Jahr 1890 folgte schließlich das Zweite. Die Gesamtkosten der Trogenbachbrücke beliefen sich damals auf 309 000 Mark. Im Jahr 1935 folgte schließlich die Streckenelektrifizierung. Dafür mussten die gemauerten Tragpfeiler der Eisenbahnkonstruktion mit einer Betonummantelung verstärkt werden.

Weitere Sanierungsarbeiten führte die Deutsche Bundesbahn in den Jahren 1955/56 an den gemauerten Gewölbebogen und im Jahr 1967 an der Eisenbahnkonstruktion durch.


Brücke fast gesprengt

Wie viele Züge täglich diese Brücke in Ludwigsstadt überqueren, konnte Els nicht genau sagen. Fakt sei aber, dass das Bauwerk eine wichtige Verbindung im Zugverkehr darstelle.

Denn es liege direkt in dem Streckenabschnitt Lichtenfels-Kronach-Ludwigsstadt-Saalfeld der Eisenbahnhauptlinie zwischen München und Nürnberg, Halle/Leipzig und Berlin.

Auch der Interzonenzug - einst die Reisezüge zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR beziehungsweise Berlin - überquerte täglich diese Brücke.

Bis in die Gegenwart sei die Brücke nahezu unverändert geblieben. Nur die Nazis hätten der Brücke fast das "Aus" beschert. Denn in den letzten Kriegstagen hatte ein SS-Sprengkommando wohl den Auftrag, die Brücke in die Luft zu jagen. Dem damaligen Zweiten Bürgermeister Ludwig Heyder sei es den Überlieferungen nach zu verdanken gewesen, dass dies verhindert werden konnte. Der Rathauschef hatte es angeblich geschafft, den Einsatztrupp mit Bier und Schnaps im Wirtshaus festzunageln. Und am nächsten Tag seien dann schon die Amerikaner gekommen.
Nachdem die Bundesbahn laut Els 2012 bereits Gewölbe vier und fünf saniert hatte, soll in diesem Sommer eben auch die Nummer sechs wieder in Stand gesetzt werden. Rund 350 000 Euro werden dafür investiert.