Druckartikel: Eine eigene, besondere Sprache

Eine eigene, besondere Sprache


Autor: Theresa Schiffl

Kronach, Freitag, 17. August 2018

Claudia und Lothar Horländer sind Rekommandeure und locken mit ihrer Stimme zu einem Motorradrennen in ihrer Spielbude. Nicht nur Kommunikationsfreude ist dabei wichtig.
Claudia Horländer in ihrem Element: Als Rekommandeurin ist ihre Menschenkenntnis und ihre Stimme besonders wichtig, um die Kunden auch der Situation oder ihrem Alter entsprechend anzusprechen. Kinder bekommen von ihr liebevolles Lob und aufmunternde Worte.Marian Hamacher


Die Motorradfahrer mit ihren bunten Trikots sind startklar und warten, bis sie über die grüne Wiese rasen dürfen. Zumindest in Miniaturansicht bei der Spielbude von Claudia und Lothar Horländer. Den beiden gehört das Geschäft "Motodrom" und sind zugleich Rekommandeure, die aus dem Französischen übersetzt, ihr Spiel anpreisen. Seit 1990 sind sie als Schausteller auf Reisen.

"Durch unsere Moderation müssen wir die Leute dazu animieren, dass sie bei uns mitspielen und der Funke überspringt", sagt Claudia über die Arbeit als Rekommandeur. Eine Ausbildung gebe es dafür nicht, die bekomme man über die Jahre von der Familie und den Eindrücken, die man als Schausteller auf den vielen Volksfesten, die es in Deutschland gibt, sammle.

Bereits als Kind gelernt

"Der Beruf wird über Generationen weitergegeben. Wir arbeiten jetzt schon in der sechsten Generation als Schausteller", erzählt die 46-Jährige. Als kleines Kind habe sie schon mitbekommen wie ihre Eltern rekommandieren, aber auch wie die anderen Schausteller ihre Kunden mit ihren Zurufen für eine Spielrunden locken konnten. "Dadurch lernt man den Job von der Pike auf und weiß irgendwann einfach, was man machen muss", sagt die Rekommandeurin des Motorradrennens.

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Ihre Kinder waren auch von Anfang an immer mit dabei. Ihr 23-jähriger Sohn Nino hat sich bereits mit seiner eigenen Spielbude selbstständig gemacht und die 20-jährige Tochter plant es für nächstes Jahr. "Wir sind alle mit Leib und Seele dabei", sagt Claudia Horländer und sowohl ihr Mann als auch ihre Tochter nicken zustimmend.

Neben dem Spaß am Beruf gehört aber noch einiges mehr dazu, um ein erfolgreicher Rekommandeur zu werden. "Wichtig ist, dass man sich auf sein Publikum einlässt und dementsprechend moderiert. Mit Familien und Kindern müssen wir anders reden als mit Erwachsenen", erklärt Lothar Horländer.

Unterschiedliche Ziele

Seine Frau erklärt, dass sie schon verschiedene Geschäfte wie zum Beispiel ein Kinderkarussell hatten. Da müsse man dann mit ruhigerer Stimme ins Mikro reden und vor allem Sicherheit vermitteln. "Wieder anders ist es dann bei actionreichen Fahrgeschäften: Da geht es um Unterhaltung, Musik und lockere Sprüche."

Spiel pädagogisch wertvoll

Bei ihrer aktuellen Spielbude mit dem Motorradrennen muss es eine gute Mischung aus motivieren und anfeuern sein. Je nach Kunde mal "liebevoller" oder mal eher etwas streng. "Bei Kindern lobe ich natürlich sehr viel und sage ihnen auch, dass sie sich viel Mühe gegeben haben und gut waren", sagt Claudia und lächelt. Sie findet, dass das Rennspiel auch pädagogisch sehr wertvoll ist, da die Kinder dabei viel lernen: gewinnen, verlieren, Neid ablegen, sich trotzdem wieder vertragen - und lachend noch eine Runde spielen oder eine Zuckerwatte essen gehen.

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"Vor allem gewinnt bei uns immer ein Spieler und kriegt nicht nur einen Bleistift oder einen Schraubenzieher", ergänzt Lothar. Die Spielbude solle den Kunden positiv in Erinnerung bleiben. Das sei besonders wichtig um sich ein Stammpublikum zu sichern. "Bei uns sind teilweise schon Leute dagewesen, die selbst als Kind bei uns gespielt haben und kommen jetzt mit ihren Kindern", sagt Claudia Horländer lachend. "Stimmt, das ist wirklich immer Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht", bestätigt ihr Mann.

So lebt es sich auf dem Festplatz

Schule: Bildung wird auch bei den Horländers groß geschrieben. Wenn sie in der Nähe von Rosenheim, ihrem Heimatort, waren, gingen die Kinder dort zur Schule. Ansonsten waren sie an verschiedenen Schulen zu "Gast" und bekamen bei Problemen Unterstützung von Bereichslehrern.

Familie: Ein wichtiger Aspekt im Leben als Schausteller ist die Familie. Ohne einen guten Zusammenhalt, würde keines der Geschäfte funktionieren, weil man fast 24 Stunden pro Tag zusammen ist und arbeitet.

Leben: Eine Spielbude zu besitzen, bedeutet aber auch viel Arbeit. Lothar Horländer ist zum Beispiel auch Techniker, Schreiner, Schweißer, weil er an der Bude, aber auch an der "rollenden Wohnung" alles selbst herrichtet. In der befindet sich alles was im Alltag benötigt wird wie eine Waschmaschine. Während der Sommersaison ist die Familie Horländer mit ihrer rollenden Wohnung, die alles besitzt was man so braucht, die ganze Zeit unterwegs. Im Winter sind sie dann auf kleinen Tagesmärkten und auf dem Rosenheimer Christkindlmarkt unterwegs.