Eigentlich sei all das ja nur eine Übung für das eigentliche Ziel: Das Klettern an echtem Gestein. "Was in der Natur durch den Fels vorgegeben ist, simulieren wir hier mit den Griffen", sagt Wunder und zeigt auf die gelben, orangen oder mit roten Punkten versehenen Steine, die sich ein bisschen wie grobes Schmirgelpapier anfühlen. Jede Farbe steht für eine Route. Während sich Anfänger den nächstbesten Griff schnappen, um die ersten Höhenmeter zurückzulegen, nutzen geübtere Kletterer nur die Griffe einer Farbe.
Neue Schwierigkeitsgrade
Jede steht für einen anderen Schwierigkeitsgrad. "Ungefähr dreimal im Jahr verändern wir die Routen, damit es nicht zu langweilig wird", erzählt Wunder. Vor etwa zehn Jahren habe die Sportart einen regelrechten Boom erfahren - was sich auch auf die Schwierigkeitsgrade auswirkte. Bedingt durch die vielen entstandenen Kletterhallen beginnen Kinder nun bereits im Alter von sechs oder sieben Jahren; erhalten gezieltes Klettertraining. "Daher können jetzt Schwierigkeitsgrade bewältigt werden, die vor zehn Jahren noch niemand klettern konnte."
Dass er in so gut wie jeden Urlaub irgendeinen Felsen auf dem kürzesten Weg erklimmt, nimmt man Wunder sofort ab. Profisportler könnten wohl kaum besser austrainiert sein. Auf etwa 25 Personen schätzt er den harten Kern seiner Gruppe.
Bunte Griffe
Aus diesen setzen sich auch die meisten jener Teilnehmer zusammen, die im Sommer zweimal die Woche die bunten Griffe gegen echten Fels tauschen. "Meistens fahren wir dafür in die Fränkische Schweiz", sagt der 46-Jährige, während er mit einem Auge beobachtet, wie einer seiner Kletterer seinen Gurt mit Hilfe des Seils sorgsam mit einem Karabiner verbindet.
Groß sei die Verletzungsgefahr beim Klettern nicht, meint Wunder. Wer stürzt, falle schließlich ins sichere Seil. "In einem Vierteljahr kommt es vielleicht mal vor, dass sich jemand eine Schürfwunde zuzieht", schaltet sich Peter Büttner (48) ins Gespräch ein. Auch er nutzt das Hallentraining in Kronach, um sich für die Outdoor-Saison vorzubereiten. Gerne auch am benachbarten Staffelberg.
Dort sei die Verletzungsgefahr allerdings etwas größer. "Aber erst dann, wenn man gerade oben angekommen ist", sagt er und fügt mit einem breiten Grinsen hinzu: "Weil dir da oft die Touristen, die von oben in die Tiefe gucken, auf die Finger treten."
Schnuppertraining
Geöffnet ist der Kletterturm auf dem Kronacher LGS-Gelände jeden Montag und Mittwoch ab 19 Uhr. Wer vorbeikommt, darf sich gleich einmal an die zwölf Meter hohe Wand wagen. Ansprechpartner für Interessierte ist Timo Wunder. Er ist entweder per Mail an timo.wunder@alpenverein-kronach.de oder telefonisch unter der Nummer 0171/ 4567324 erreichbar.