Bewohner der Demenzwohngemeinschaft im BRK-Seniorenhaus feiern Weihnachten. Vieles aus der Kindheit ist noch präsent. Doch die Gegenwart kann schon in wenigen Minuten wieder vergessen sein.
Es ist Mittagszeit in der Demenzwohngemeinschaft im BRK-Seniorenhaus in Kronach. In wenigen Stunden findet die Weihnachtsfeier mit den Bewohnern statt. Der Gemeinschaftsraum ist weihnachtlich geschmückt; Weihnachtsstollen und Plätzchen werden auf den Tischen verteilt.
Einige Bewohner befinden sich bereits im "Feierraum", einige reden miteinander, andere wiederum sitzen schweigsam in ihren Sesseln. "Ich bin die Lisbeth", ruft eine Dame. "Es ist ein schönes Ambiente hier - nicht wahr?" Dann beginnt sie zu erzählen. Von damals - während des Krieges, als ihre Großmutter Butter bei den Bauern eingesammelt hat. Diese wurde dann für die Verpflegung und Lebensmittelverteilung der Bevölkerung verwendet. Sie erinnert sich daran, dass ihre Großmutter wochenlang ein kleines Stück Butter zurückgelegt habe, um zu Weihnachten einen Christstollen backen zu können. Zu Hause wurden auch ein paar Gänse gehalten. Schon damals war die "Weihnachtsgans" Tradition. Supermärkte gab es nicht, in denen man Gänse für das Festmahl hätte kaufen können.
Ihre Sitznachbarin hört gespannt mit zu. Auch sie beginnt zu erzählen aus ihrer Kindheit. Ihr Vater sei Schneidermeister gewesen. "Weihnachten war immer ein besonderes Ereignis." Voller Freude habe sie den Weihnachtsbaum mit ihren Eltern geschmückt. "Lametta durfte da nicht fehlen - gibt es so etwas überhaupt noch?"
"Ja, ja - fällt ihr Lisbeth ins Wort. Weihnachten wurde damals besinnlich gefeiert. Es hatte einen anderen Stellenwert. Obwohl es keinen Wohlstand gab, war man zufriedener und dankbarer. "Heutzutage geht es oftmals nur noch ums Geld."
Während die beiden Bewohnerinnen aus ihrer Kindheit und Jugendzeit erzählen, kommt man immer wieder ins Staunen, wie flüssig sie aus ihrem Leben berichten, wie glasklar ihre Worte sind. Zwischendurch kommt Daniela Müller dazu, die als Betreuungskraft arbeitet. Sie lacht und sagt: "Ja, bei uns gibt es nicht nur vieles zu erzählen, sondern es gibt auch Klatsch und Tratsch."
Mittlerweile füllt sich der Wohnraum mit anderen Bewohnern der drei Hausgemeinschaften. Einige Bewohner stimmen mit ein und singen Weihnachtslieder, andere dagegen lauschen dem Gesang. Manche Bewohner sitzen auch einfach nur auf dem Sofa. Das ist in Ordnung so, erklärt Leiterin Tatjana Daum. Wer nicht will, muss nicht. Länger im Bett bleiben, die Mahlzeiten im eigenen Zimmer zu sich nehmen - warum nicht? "Bei uns gleicht kein Tag dem anderen", sagt Tatjana Daum. Die Bewohner können ihren eigenen Rhythmus leben.
Keine einfache Entscheidung
Wenn jemand in die Demenzabteilung kommt, wird das mit dem Hausarzt und den Angehörigen besprochen. Es sei keine einfache Entscheidung - für keinen Beteiligten. Die Diagnose Demenz verunsichert, macht traurig.