Geplante Bauvorhaben - vor allem "Im Ziegelwinkel" - sorgten im Bau, Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsausschuss für viel Wirbel.
Man sucht bei beantragten Bauvorhaben manchmal verzweifelt nach Lösungsmöglichkeiten um Befreiungen vom Bebauungsplan zu begründen und dabei niemand weh zu tun, der vorher schon gebaut hat, sich aber strikt nach Bebauungsplan gerichtet hat. Solche Fälle tauchen immer mehr auf, was meist daran liegt, dass die Bebauungspläne nicht mehr den heute von Bauherren gestellten Ansprüchen entsprechen. "Wir sind dennoch bemüht Lösungen zu finden und jungen Familien in Kronach und seinen Stadtteilen den Wunsch nach Eigenheim nach deren individuellen Vorstellung zu ermöglichen, ohne dabei Gesetze zu brechen, wohl aber Kompromisse aufzuzeigen", sagte Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) schon zu Beginn der Sitzung, wohlwissend was da an Anträgen und Vorbescheidswünschen vorlag.
Er bat die Gremiumsmitglieder bei ihren Entscheidungen zu berücksichtige, dass Kronach eben eine "Drei-Flüsse-Stadt" ist und zusätzlich durch Denkmalschutz und Hochwasserschutz die Baumöglichkeiten, besonders im Innenstadtgebiet stark eingeschränkt sind, die Nachfrage nach Wohnraum aber groß ist. So zeigte man auch einem Autohaus "Am Zinshof" Vorschläge auf, unter denen man mit gemeindlichem Einvernehmen, allerdings bei Vorlage einer geänderten Planung rechnen darf.
Dann würde der neu eingereichte Bauplan für den Neubau einer Leichtbau-Lagerhalle als laufendes Geschäft der Verwaltung weitergeleitet. Der Verfahrensweise wurde einstimmig zugestimmt. Unter dem Hinweis durch Stadtplaner Daniel Gerber, nochmals mit dem Bauherren über Einfügegebote zu sprechen, wurde das gemeindliche Einvernehmen ebenfalls einmütig für einen Vorbescheid auf Neubau eines Einfamilienhauses in der Weißenbrunner Straße in Aussicht gestellt. Vor allem wies der Stadtplaner auf den Überschwemmungsbereich an der Rodach, die Nähe der B 85 und des Schlachthofes, hin. Dem Bauantrag auf Anbau des bestehenden Imbisses und Neubau von Lagerräumen in Neuses wurde einstimmig gemeindliches Einvernehmen erteilt - aber unter einigen Auflagen.
Einer Werbeanlage in der Industriestraße wurde das gemeindliche Einvernehmen erteilt, unter Auflage, diese in der Höhe von 7,10 Meter auf 6,50 Meter zu reduzieren. Gegen die Stimme von Tino Vetter (FW) wurde dem Wohnhausneubau mit Garage und Carport in der Wiesenstraße in Neuses gemeindliches Einvernehmen erteilt. Bedenken gab es vor allem wegen einigen Abweichungen von den Festsetzungen des Bebauungsplanes. Winfried Lebok konnte die von Stadtplaner Gerber vorgetragenen Bedenken verstehen, aber unweit des Bauvorhabens seien ähnliche Bauweisen schon vorhanden. Dem stimmte auch Edgar Dunst (SPD) zu, weshalb Zustimmung erteilt werden sollte, meinten die beiden in Neuses wohnhaften Stadträte.
Bürgermeister Beiergrößlein empfahl auch hier Ausnahmen zu machen, auch wenn die Argumentation vom Stadtplaner richtig sei. Dieser schlug abschließend noch vor, das Obergeschoss vom Untergeschoss optisch abzusetzen, was an den Bauherren weitergegeben wird.
Erneut stand der Neubau von zwei Mehrfamilienhäusern mit zwölf Wohneinheiten und Carport, Im Ziegelwinkel, auf der Tagesordnung und sorgte erneut für viel Diskussion. Es entstehen zwei Gebäude, die zwar unterschiedliche Baukörperansichten haben, aber vom Grundriss her fast gleich in der Länge 22,50 Meter, Breite 10,90 und in der Höhe 10,50 Meter sind. Neben den Ausschussmitgliedern kamen auch die Anwohner und der Bauherr, die Oberfränkische Baugenossenschaft, zu Wort. Schließlich fand das Objekt gegen die Stimmen von Hans-Georg Simon und Tino Vetter (beide FW) die Zustimmung, wenn auch mit Auflagen. Vor allem wird ein genauer Flächengestaltungsplan nachgefordert und für die Abwasserbeseitigung sind Rückhaltesysteme vorzusehen. Das Stadtoberhaupt stellte eingangs der Diskussion fest, dass für das Bauvorhaben seit der letzten Vorlage im Ausschuss etliche Veränderungen vorgenommen wurden, allerdings konnten dabei nicht alle Wünsche der Stadtplanung und des Gremiums berücksichtigt werden. "Trotzdem sollten wir uns heute auf den Weg machen und wohlwollend zustimmen", so Beiergrößlein. Bernd Liebhardt (CSU) schloss sich dem an, wenngleich noch ordnungsrechtliche Regelungen getroffen werden müssten. "Der Mangel an Wohnraum in der Stadt Kronach zwingt uns nahezu zum Handeln und wir dürfen froh sein, wenn sich Investoren finden, die bezahlbaren Wohnraum in Kronach schaffen." Man müsse sich bewusst sein, dass es nicht viele Möglichkeiten gebet und diese wenigen Optionen die es überhaupt gibt, sollte die Stadt nutzen. "Wir können nicht alle Leute in die Außenbereiche oder gar in andere Gemeinden ziehen und bauen lassen", bekräftigte Liebhardt.
Dem schloss sich auch Wolfgang Hümmer (CSU) mit Nachdruck an.
Edgar Dunst (SPD) verwies darauf, dass sich das Gremium seit langem viele Gedanken gemacht und verschiedene Varianten diskutiert habe, "wir sollten das Projekt jetzt nicht scheitern lassen", sagte er. Angela Degen-Madaus (FL) sah es auch so, es seien alle Möglichkeiten ausgelotet und diskutiert worden und der Bürgermeister fügte hinzu und das habe einige Veränderungen und auch Entgegenkommen des Bauherren ausgelöst.
Hans-Georg Simon (FW) empörte sich, dass man sich nicht an Beschlüsse halte und auch gegen die Festsetzungen im Bebauungsplan handle. Für die Anlieger brachte Karin Wolf die Bedenken vor, die sich größtenteils mit denen des Stadtplaners decken. Die Verkehrszustände und Parkplatzsituation sei jetzt schon unerträglich, was dann? In den letzten Jahren seien im Ziegelwinkel 13 Mehrfamilienhäuser mit 70 Wohnungen entstanden, schon jetzt würden Grundstücks-Ein- und Ausfahrten zugeparkt. Uwe Döring von der Oberfränkischen Baugenossenschaft wies auf die Veränderungen hin, die man seit der ersten Vorlage des Bauplanes vorgenommen habe. Mehr sein nicht machbar, schließlich wolle man jeden Quadratmeter für Wohnraum ausnützen.
Winfried Lebok unterstützte die Bauweise, denn wenn man sich in der Grundfläche vergrößern würde, gehe dies zu Lasten von Grünlandversiegelung.