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Wie können sich die Anwohner schützen?


Autor: Franziska Rieger

LKR Kronach, Dienstag, 20. Juni 2017

Am Samstag vor Pfingsten sind heftige Unwetter durch den Landkreis gezogen, Keller wurden überschwemmt. Für Anwohner ist das eine Katastrophe.
Der Starkregen hat nicht aufgehört. Die Rosenau in Kronach stand komplett unter Wasser.  Foto: Feuerwehr Kronach


Es ist ein Horrorszenario für jeden Hausbesitzer: Der Starkregen hört nicht mehr auf, der Wasserpegel steigt immer höher, bis das Hochwasser in den eigenen Keller strömt. Gegen derartige Naturereignisse ist der Mensch machtlos.

Heike Totzauer besitzt das Näh-Café "Farbenfroh" in der Rosenau. Seit April 2016 hat sie den Laden im Erdgeschoss angemietet. Am Pfingstsamstag musste sie mit ansehen, wie die Wassermassen ihr Geschäft überflutet haben. Totzauer schätzt allein den Inventar-Schaden auf über 1000 Euro. Dazu kommt, dass sie drei Nähkurse absagen musste und den Laden für eine Woche nicht öffnen konnte. Von den teuren Nähmaschinen ging glücklicherweise keine kaputt. "Das kann eine Existenz kosten", sagt Totzauer mit Sorge in der Stimme.
Letztlich sei es noch Glück im Unglück gewesen, dass die Feuerwehr Kronach so schnell zur Stelle war und das Wasser abgepumpt sowie Sandsäcke vor die Tür gelegt hat. "Die Feuerwehr war so fleißig, das muss ich wirklich loben", sagt sie. In Zukunft sollen Schotten mit Gummiumrandung vor der Tür verhindern, dass Wasser eindringt. Totzauer hofft nicht, dass diese je gebraucht werden.

"Die Abstände zwischen solchen Klimaereignissen werden immer kürzer", findet Thomas Föhrweiser, Generalagent beim Versicherungs-Center Kronach der Versicherungskammer Bayern. Er beobachtet, dass im Zuge des Klimawandels für viele Verbraucher eine Elementarschadenversicherung immer interessanter wird. Eine gewöhnliche Wohngebäude- oder Hausratversicherung schließt Schäden durch Hochwasser oder Starkregen aus. Eine Elementarschadenversicherung wird meist ergänzend zu diesen beiden Policen angeboten, wie Föhrweiser erklärt.


Zusätzlich versichern

Die Elementarschadenversicherung deckt unter anderem Schäden bei Hochwasser, Überschwemmungen, Lawinen, Erdrutschen oder Schneedruck ab, wie Föhrweiser berichtet. "Ohne eine solche Versicherung muss der Verbraucher die Kosten selbst tragen", sagt Föhrweiser. Die Kosten für eine solche Versicherung variieren, je nachdem, wo das Gebäude steht. Die Beiträge sind in verschiedene Zonen eingeteilt. So müsse beispielsweise ein Hausbewohner in einem Gefahrengebiet mehr zahlen.

Für Heike Totzauer kommt solch eine Versicherung nicht in Frage. Sie bezweifelt, dass sich die Kosten für die Versicherung lohnen würden. "Wer würde uns hier schon versichern? Höchstens mit einer enormen Summe", sagt die Näh-Café-Inhaberin. Für sie steht die Stadt Kronach in der Verantwortung. "Die Stadt müsste was machen. Es ist ja bekannt, dass die Rohre das nicht schaffen", sagt Totzauer.

Die starken Gewitter vor zwei Wochen haben vielerorts für überschwemmte Straßen gesorgt. Besonders schlimm war die Situation in Kronach, wo Teile der Innenstadt nahezu komplett unter Wasser standen. Stefan Wicklein, Vorsitzender der Freiwilligen Feuerwehr Kronach, berichtet, dass die Feuerwehr über 35 Einsatzstellen allein im Stadtgebiet von Kronach abarbeiten musste. Betroffen waren in erster Linie die Rosenau, die Alte Bamberger Straße und die Spitalstraße.

Selbst die Unterführung zu den Bahngleisen stand völlig unter Wasser. "In der Amtsgerichtsstraße ist das Wasser wie ein Bach runter gelaufen", sagt Wicklein. Bis Mitternacht hatten er und seine Kollegen gegen die Wassermassen angekämpft.

Grund für die Überschwemmung war in erster Linie der Starkregen. Die Kanalisation konnte die Wassermassen nicht mehr ableiten. Das Wasser wurde zurück auf die Straßen gedrückt. Wicklein weist deshalb auf die Rückstauklappen hin, die für betroffene Anwohner besonders wichtig sind. Diese verhindern, dass Wasser vom Kanal in die Häuser zurückläuft. Eigentlich sorgen diese Klappen dafür, dass das Abwasser aus den Häusern in den Kanal läuft. Wenn bei Starkregen Druck vom Kanal kommt, schließen sich die Klappen, damit das Wasser nicht in die Häuser fließt. "Wichtig ist, dass die Rückstauklappen regelmäßig überprüft werden", sagt Wicklein. Ihm fällt auf, dass die Starkregenfälle in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen haben.


Auch THW im Einsatz

Auch in anderen Teilen der Region ging es heftig zu. Auf Höhe von Redwitz mussten sich Autofahrer langsam vortasten. In Küps war die Unterführung in Richtung Tüschnitz gesperrt. Frank Hofmann, Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerks (THW) Kronach, berichtet, dass in Oberlangenstadt sogar eine Schlammlawine von einem Feld geschwemmt wurde. Das THW war mit 27 Personen im Einsatz. Außerdem hat der Regen ein Kellerfenster eingedrückt und Schlamm in den Keller gespült. Das THW hat an mehrere Stellen im Landkreis Sandsäcke ausgeliefert. Die Fachgruppe Wasserschaden pumpte Straßen und Keller leer. "Die Schäden in Oberlangenstadt waren besonders schlimm", sagt Hofmann. Auch ihm kommt es so vor, dass der Starkregen in den vergangenen Jahren zugenommen hat: "Wir geben alles, was wir haben - an Personal und an Material."