"Der Markt ist aufnahmefähig"
Autor: Alexander Löffler
Kronach, Freitag, 18. Januar 2013
Die Agentur für Arbeit ist auf die bevorstehenden Entlassungen bei Loewe gut vorbereitet. Die Chefin der zuständigen Agentur für Arbeit, Brigitte Glos, rät allerdings auch zur Eigeninitiative.
Obwohl die genaue Zahl der Entlassungen bei Loewe noch nicht bekannt ist, hat sich die Agentur für Arbeit bereits mit dem Thema auseinander gesetzt. "Wir haben von der Firma in einem Gespräch vor Weihnachten erfahren, welche Dimension auf uns zukommen wird", betont Brigitte Glos, Chefin der für Kronach zuständigen Agentur Bamberg-Coburg.
Die im Raum stehenden 190 Vollzeitstellen, die bei Loewe wegfallen sollen, stellen für die Agentur keine besondere Herausforderung dar. "Wir sind auf so etwas immer vorbereitet", erklärt Brigitte Glos. Sie geht im Übrigen davon aus, dass die freigesetzten Mitarbeiter gestaffelt auf den Arbeitsmarkt kommen werden. "Es gibt unterschiedliche Kündigungsfristen, und so mancher Mitarbeiter wird auch noch gebraut", erklärt sie. Ein weiterer Weg ist die mögliche Gründung einer so genannten Transfergesellschaft. Es gebe professionelle Träger, die ihre Dienste für eine derartige Gesellschaft anbieten, deren Installation jedoch von der Agentur für Arbeit zu genehmigen sei. Die Verwaltungskosten müssten laut Brigitte Glos in dem konkreten Fall von Loewe getragen werden. Die Bezahlung der Mitarbeiter, die in eine Transfergesellschaft wechseln, würde wiederum die Agentur für Arbeit über das Kurzarbeitergeld übernehmen. Ob es tatsächlich zur Gründung einer solchen Gesellschaft kommt, wird sich letztlich in den Verhandlungen zwischen Loewe und Betriebsrat entscheiden.
Geeignetes Instrument
IG-Metall-Bevollmächtigter Jürgen Apfel, der in den Verhandlungen dabei sein wird, könnte gut damit leben. "Ich halte es für ein geeignetes Instrument, um alles etwas abzufedern. Wir haben damit bereits gute Erfahrungen gemacht." Apfels Informationen zur Folge setzen sich sowohl Unternehmen als auch Betriebsrat mit dem Thema intensiv auseinander.
Auch Brigitte Glos würde die Gründung einer Transfergesellschaft durchaus begrüßen: "Man wird nicht sofort arbeitslos, und der Arbeitslosengeld-Anspruch bleibt davon unberührt. In der Transfergesellschaft werden die Mitarbeiter durch Bildungsmaßnahmen fit für den Arbeitsmarkt gemacht. Im Idealfall kann direkt aus der Gesellschaft heraus eine Vermittlung in ein neues Beschäftigungsverhältnis erfolgen." Außerdem würden die Beschäftigten nicht vollständig aus dem gewohnten Umfeld gerissen, könnten sie sich doch mit jetzigen Arbeitskollegen gemeinsam auf neue Herausforderungen vorbereiten.
"Es gibt aber noch zahlreiche offene Fragen", erklärt Brigitte Glos und verweist beispielsweise auf die Verhandlungen über einen Sozialplan. Erst nach Beendigung wisse man, wie die Altersstruktur der freigesetzten Mitarbeiter aussieht und welche Qualifikation sie haben. Für alle, die tatsächlich arbeitslos werden, werde die Agentur für Arbeit individuell Wege aufzeichnen, die zur Beendigung der Arbeitslosigkeit führen und natürlich durch rasche Bewilligung von Arbeitslosengeld den Lebensunterhalt sichern.
Obwohl die Konjunktur im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres einen Dämpfer erhalten habe, sei die Situation auf dem Arbeitsmarkt gar nicht mal so schlecht. Gerade im Bereich der Elektrik und Elektronik seien Fachkräfte gesucht. Allerdings leide der Landkreis etwas darunter, dass der Arbeitsmarkt über die Kernarbeitgeber wie eben Loewe hinaus nicht sehr viel mehr hergibt. "Da muss man dann möglicherweise längere Pendelzeiten in Kauf nehmen", verweist sie nicht zuletzt auch auf den Raum Südthüringen, in dem die Nachfrage nach Fachkräften derzeit vergleichsweise groß sei. "Man muss das generell aber immer individuell betrachten", erklärt die Agenturchefin. Dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt in den nächsten Wochen verschlechtert, glaubt die Agenturchefin nicht. "Die Arbeitslosigkeit dürfte sich auf dem jetzigen Niveau einpendeln und sich nur saisonal verändern. Es gab schon schlechtere Zeiten. Aber schönreden will ich damit natürlich nichts. Es ist sicherlich für jeden Einzelnen eine schwierige Situation." Und dennoch: "Der Markt ist aufnahmefähig. So schlecht sind die Chancen auf eine neue Stelle nicht."
Brigitte Glos empfiehlt jedoch allen Betroffen, sich nicht nur auf die Agentur für Arbeit oder eine Transfergesellschaft zu verlassen, sondern selbst aktiv zu werden - und das möglichst frühzeitig. "Damit kann man so manchen Arbeitgeber leichter überzeugen."