Der Förderverein setzt sich zur Wehr

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Die Kinder sind bei den Klöppelkursen voll bei der Sache. Susanne Deuerling
Die Kinder sind bei den Klöppelkursen voll bei der Sache. Susanne Deuerling

Die Debatte um die Zukunft von Klöppelschule und -museum hat in Nordhalben hohe Wellen geschlagen. Der Förderverein sieht sich zu Klarstellungen veranlasst.

In der Marktgemeinderatssitzung vom April 2019 stand die Verschlankung der Klöppelschule Nordhalben und des Museums zur Debatte. Im Zuge der Haushaltskonsolidierung bzw. als Konsolidierungsgemeinde müssen die Kosten gesenkt werden. Eine weitere Verkürzung der Öffnungszeiten, der Kurse und der Arbeitszeiten stand im Raum. Aber die Ausführungen und Argumente von Marktgemeinderat Karl Roth (FW) will der Klöppelschulförderverein so nicht im Raum stehen lassen.

Nach Roths Argumentation sei das Klöppeln zwar eine schöne Handarbeit, die jedoch nicht von der Gemeinde finanziert werden solle. Es sei ein Hobby, das jeder für sich selbst machen kann, aber nicht auf Kosten der Gemeinde und der Steuerzahler. Seit 1903, als das Klöppeln nach Nordhalben kam, habe dies Millionen Euro gekostet und nichts gebracht. "Wir können uns bezahlte Lehrkräfte einfach nicht mehr leisten und müssen deshalb streichen", meinte Roth.

Echo in den sozialen Netzwerken

Diese Äußerungen lösten erhebliche Diskussionen vor allem in den sozialen Netzwerken aus, die teilweise sehr unter die Gürtellinie gingen. Auf dieses Niveau will sich der Klöppelschulförderverein nicht herablassen und stellt deshalb sachliche Argumente vor.

So stellt der Verein klar, dass die Marktgemeinde Nordhalben zu keiner Zeit den Förderverein finanziert hat, sondern im Gegenteil seit der Gründung 1996 zahlreiche Aufgaben und Kosten der Gemeinde übernommen und in Eigenregie finanziert hat. Insgesamt spreche man von einer Summe knapp unter 145 000 Euro. Dazu kämen noch die Arbeitsstunden an der Rose, beim Nikolausmarkt, Klöppeltage, Ausstellungen usw. Für die Klöppelnachmittage wurde immer schon eine Nutzungsgebühr gezahlt. Materialkäufe der Mitglieder und Klöppelkurse werden ganz normal bezahlt.

"Nicht haltbare Unterstellung"

Die Unterstellung, die Gemeinde finanziere den Förderverein und müsse aufpassen, dass die dadurch die Stabilisierungshilfe verliert, sei nicht haltbar. Die Vorsitzende des Klöppelschulfördervereins, Gabriele Taubald-Porzelt, gibt Einblick in die Finanzierung durch den Verein. Wenn man die größeren Posten anschaut, die von den ehrenamtlichen Helfern und Mitarbeitern geleistet wurden, so seien die Anschaffungen für die Klöppelschule (26 093 €), das Museum (21 295 €), Erlös des Nikolausmarktes (30 000 €), Spenden an Einrichtungen und Vereine (6821 €), Spitzen für das Klöppelmuseum (11 121 €), Naschwerk Nikolaus (2100 €) sowie Lohnberechnung für den ehrenamtlichen Museumsdienst (46 347 €) ein nicht wegzudenkender Beitrag für das Aushängeschild der Spitzengemeinde Nordhalben.

Vor der Gründung des Fördervereins habe die Gemeinde den Museumsdienst komplett selbst zahlen müssen. Davon, dass seit dem Jahr 1903 Millionen für die Klöppelschule ausgegeben, die nichts gebracht hätten, könne keine Rede sein. "Vielleicht hätte der Gemeinderat Karl Roth doch ein wenig rechnen und recherchieren sollen", so Taubald-Porzelt.

Sie verweist zudem auf die Verdienste des Vereins. Seit dessen Gründung konnten viele hochwertige alte und moderne Spitzen für die Internationale Spitzensammlung erworben werden. Der Verein engagiere sich gemeinnützig und ehrenamtlich unter Mitwirkung der aktiven Klöpplerinnen für die Gemeinde, die Kirchen und die Bevölkerung. Sterne für die Weihnachtsbäume, die Rose an der Roseninsel, Sterne für Sternstunden und vieles mehr seien gefertigt worden.

Museumsdienst werde geleistet, auch für das Historische Ortsmuseum und den Nikolausmarkt, das Ferienprogramm und viele Ausstellungen habe es in all den Jahren gegeben. Die beiden Klöppelkurse, die zurzeit am Donnerstag im Rahmen der Ganztagesbetreuung und am Freitag als freier Kurs laufen, würden von begeisterten Kindern besucht, die stolz ihre Werke zeigen und in der Vergangenheit bereits in eigenen Ausstellungen präsentierten. Sogar eigene Entwürfe der Kinder seien umgesetzt worden. Sollten diese Kurse in Zukunft von der VHS durchgeführt werden, müsste diese das komplette Material und die Unterlagen neu anschaffen. Für Anfänger wären das etwa je 150 Euro. Kursleiterinnen von auswärts wären teuer und vor allem gibt Nordhalben das "Knowhow" aus der Hand.

Das Museumskonzept wurde in den letzten Jahren umgestellt und durch viel ehrenamtliches Engagement neu gestaltet. "Durch die Museumsführungen vor allem in kleineren Gruppen, lässt sich alles viel lebendiger darstellen und erklären. Was wäre, wenn niemand mehr da ist und die Besucher nur schauen können," meint Beate Agten, engagierte Lehrerin der Klöppelschule.

Der aktuelle Stand

Aushängeschild Die Klöppelschule und das Klöppelmuseum sind ein Aushängeschild für den Markt Nordhalben. "Der Spitzenort am Grünen Band" hatte bis vor einigen Jahren damit ein Alleinstellungsmerkmal.

Problem Das Klöppeln ist jedoch auch anderswo angesiedelt, was sich besonders nach der Grenzöffnung bemerkbar machte. Auch ist es bei jungen Leuten nicht mehr so "in". So ist die Klöppelschule zu einem Sorgenkind geworden.

Umbenennung Bereits 2018 wurde sie in "Das Klöppelmuseum - kreativ, lebendig, spitze" umbenannt, einen modernen Namen, der auch alle Interessierten gut anspricht.

Zukunft Neue Ideen, Vorschläge der Bayerischen Verwaltungsakademie (BVS), eine Ideenwerkstatt und viel ehrenamtliches Engagement, vor allem im Bereich Marketing und Öffentlichkeitsarbeit sollen nun dem Klöppelmuseum zu neuem Glanz verhelfen.

Besonderheit Die Kombination von Klöppelschule und Klöppelmuseum ist übrigens deutschlandweit einzigartig, weil in gemeindlicher Hand und nicht privatisiert. Woanders gibt es eine Klöppelschule oder ein Klöppelmuseum.