An der Stadtpfarrkirche laufen umfassende Sanierungsmaßnahmen mit Gesamtkosten im mittleren sechsstelligen Bereich.
Seit Ende August ist die Kronacher Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer eingerüstet. Die aufwendige Sanierung bezieht sich auf die Westfassade sowie das Dach des Kirchenschiffes.
Das Ingenieurbüro Johann Müller, Büro für angewandte Denkmalpflege, hatte eine Tragwerksuntersuchung zum polygonalen (vieleckigen) Schluss des Westbaus vorgenommen. Der Untersuchungsbericht verdeutlicht zahlreiche Schäden. Zudem empfahl die Firma Donath (Fachbetrieb in der Denkmalpflege) in ihrem Dachbericht dringend eine Sanierung des Sandsteinmauerwerks der Uhrengiebel sowie der Dachanschlüsse in diesem Bereich.
Bei einem Pressegespräch gab Thomas Beierwaltes vom verantwortlich zeichnenden Büro Müller Architekten GmbH einen Überblick über die in Angriff genommenen Baumaßnahmen, die voraussichtlich circa drei Monate in Anspruch nehmen werden. Das Gebäude hat vier wesentliche Bauteile: den Turm, den Chor, das Langhaus sowie den Westbau. Im Auftrag der katholischen Pfarrei wurde der konstruktive Zustand des Mauerwerks untersucht und entsprechende Sanierungsmaßnahmen vorgeschlagen.
Die Errichtung des Westbaus dauerte von 1510/20 bis 1630, also vom Zeitalter der Spätgotik bis in die Renaissance. "Am Bauwerk sind deutliche Schäden im Bereich des Mauerwerks erkennbar", so der Bauprojektleiter. Diese Schäden seien meist oberhalb der Fensterbereiche zu sehen. Als Ursache kämen vor allem Horizontalkräfte auf die Mauerkrone infrage, die nicht abgeleitet werden könnten. "Diese Kräfte verursachen Risse. Sie treten dort auf, wo die Kräfte den geringsten Widerstand erfahren - sprich im Bereich von Schwächungen im Mauerwerk, also bei Fensteröffnungen und dem Treppenturm", führte der Diplom-Ingenieur (FH) aus. Die meisten Risse seien sowohl außen als auch innen erkennbar. Daher könne man davon ausgehen, dass es sich nicht nur um oberflächliche, sondern um durchgehende, statisch relevante Risse handele, die die Standsicherheit des Bauwerks negativ beeinflussen.
Labiler Zustand
"Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei den Schäden um ein Problem der räumlichen Stabilität handelt", verdeutlichte der Architekt. Der Grund dafür sei, dass das Gebäude sehr hohe Wände habe, aber keine ausreichende Stabilisierung der Mauerkrone aufweise. Darauf zu vertrauen, dass dieser relativ labile Zustand auch weiterhin funktioniere, wäre fahrlässig. "Schon ein einzelnes unvorhersehbares Ereignis - wie beispielsweise extreme Windbelastungen - könnte dazu führen, dass es zu weiteren Schäden am Mauerwerk oder zum teilweisen Versagen von Bauteilen kommt", verdeutlichte Beierwaltes.
In den Jahren 1976/77 sei die Dachkonstruktion zwar ausreichend stabilisiert worden. Am Umfassungsmauerwerk jedoch hätten keine statisch relevanten Maßnahmen stattgefunden. Vielmehr habe man die Risse im Mauerwerk nur kosmetisch von außen beseitigt. Die nunmehrigen Sanierungsmaßnahmen zielten auf das Schaffen stabiler statischer Systeme ab. Das Hauptaugenmerk liege hierbei auf einer Wiederherstellung eines ausreichenden Mauerwerksverbundes und der konstruktiven Ausbildung von Ringbalkensystemen beziehungsweise Deckenscheiben.
Erreicht werden soll dies insbesondere durch eine Vernadelung der Risse im Mauerwerk sowie durch das Herstellen von Ringbalken und Holzreparaturen.