"Das Kabarett lebt!" - Kabarettist Helmut Schleich kommt nach Kronach

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Mit seinem sechsten Soloprogramm "Ehrlich" kommt Helmut Schleich am 20. Januar nach Kronach in den Kreiskulturraum. Foto: PR/Martina Bogdahn
Mit seinem sechsten Soloprogramm "Ehrlich" kommt Helmut Schleich am 20. Januar nach Kronach in den Kreiskulturraum. Foto: PR/Martina Bogdahn

Der Kabarettist Helmut Schleich kommt mit seinem Programm "Ehrlich" nach Kronach. Er spricht mit uns über Kabarett, Satire und Ehrlichkeit in den Medien.

Sein Name ist untrennbar verbunden mit dem einstigen Bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß (FJS). Der Kabarettist Helmut Schleich schlüpft gern in diese und viele andere Rollen. Durch dessen Hornbrille spiegelt er die heutige Zeit und holt damit zum satirischen Rundumschlag gegen Bayern und vor allem gegen die CSU aus. Am 20. Januar ist er mit seinem sechsten Soloprogramm "Ehrlich" im Kronacher Kreiskulturraum zu Gast.

Herr Schleich, Ihr Programm ist bereits zwei Jahre alt. In der Zwischenzeit ist ja vor allem politisch einiges passiert. Wie oft ändern sie so ein Programm um?
Helmut Schleich: Ich ändere das Programm fortlaufend. Natürlich nicht in allen Passagen. Es gibt schließlich auch vieles im Programm, das über den Tag hinaus aussagekräftig ist. Aber gerade das Bezugnehmen auf Tagesaktualität hat für mich großen Reiz. Dadurch bleibt es auch für mich spannend.

Wie intensiv recherchieren Sie für so ein Programm?
Die Recherche läuft ebenso wie die Schreibarbeit täglich. Ich habe ja nicht nur das Bühnenprogramm, sondern auch "SchleichFernsehen" einmal monatlich im Bayerischen Rundfunk. Somit füttert das eine auch das andere.

Sie schlüpfen regelmäßig in unterschiedliche Rollen. Welche spielen Sie am liebsten?
Ich behandle keine meiner Bühnenfiguren stiefmütterlich. Und natürlich werde ich mit der Rolle des "FJS" sehr stark identifiziert. Meine Lieblingsrolle ist jedoch eine andere: Heinrich von Horchen, der von mir erfundene Gesangslehrer von Jopi Heesters" - uralt, alles erlebt und deswegen höchst kompetent in allen gesellschaftlichen und politischen Fragen. Und dazu mit sehr schrägem Blick ausgestattet.

Eine Ihrer Figuren ist "Die Bestie von Dodlbach" - und sie ist Franke. Warum muss ausgerechnet der Massenmörder ein Franke sein?
Das ist nicht böse oder abwertend gegenüber dem Stamm der Franken gemeint. Es handelt sich ja um einen sehr netten Killer, für den man durchaus Verständnis haben kann und den man letztendlich mag. Auch wenn er a weng eigen ist. Und eigen ist er doch gerne, der Franke, oder?

Stimmt. Was würde ihre Paraderolle Franz-Josef Strauß über die heutige CSU sagen? Wirklich das, was Sie ihm in den Mund legen?
Davon gehe ich nicht aus. Das ist auch nicht die Frage, die ich mir zuvorderst stelle. Da es sich um eine feindliche Übernahme der Figur durch einen Kabarettisten handelt, sagt er, was ich sagen will und zwar so, dass man glaubt, er sagt's. Alter Kabarett- Trick.

Sie sind Mitveranstalter des Kabarett-Kaktus für Nachwuchskünstler. Wie kann man als Kabarettist erfolgreich sein?
Wenn man dauerhaft erfolgreich sein und nicht nur wie ein Komet aufsteigen und verglühen will, dann braucht man Haltung. Steckt ja im Wort Unter-Haltung schon drin.

Sie stehen seit über 30 Jahren auf der Bühne. Wie hat sich Kabarett in der Vergangenheit verändert?
Kabarett ist in den Medien so stark vertreten. Vor 30 Jahren hätte man sich das nicht im Traum vorgestellt - viellicht sogar im Albtraum. Jeden Tag Kabarett. Rund um die Uhr - also fast. Das macht das Kabarett heute manchmal kurzatmig. Mitunter stellen sich gewisse Abnutzungseffekte ein. Aber es gibt heute sehr viel Publikum, das sich vom Kabarett Klarheit und Durchblick erhofft in der unübersichtlichen Welt. Heute mehr als vor 30 Jahren. Und gutes Kabarett liefert das ja auch. Also: Das Kabarett lebt!

Den Medien wird immer mehr abgesprochen, ehrlich zu sein. Manch einer glaubt da schon eher den Aussagen von Kabarettisten. Wer ist denn Ihrer Meinung nach nun ehrlicher? Medien, Politiker oder Kabarettisten?
Wie gesagt: Die Lage ist unübersichtlich. Es wird geschrieben, geredet und gepostet, was das Zeug hält. Vieles ist verkürzt und damit zwangsläufig verzerrt. Jeder versucht seine Position nach vorne zu bekommen. Wie wusste schon Macchiavelli? Regieren heißt Glauben machen. Dem gemachten Glauben steht der Kabarettist als ewiger Zweifler gegenüber. Kabarett erhebt nicht den Anspruch, im Besitz der alleinigen Wahrheit zu sein. Es stellt nur intelligente Fragen.

Im Frühjahr löste Jan Böhmermann mit seinem Gedicht über Erdogan eine Debatte über Satire aus. Wie weit darf Ihrer Meinung nach Satire gehen?
Da antworte ich mit einem kleinen Spruch meines sehr geschätzten Kollegen Henning Venske: Was darf Satire? Alles, was sie kann. Was kann Satire? Alles, was sie will. Was will Satire? Alles, was sie muss. Was muss Satire? Nichts.

Böhmermann, Mohammed-Karikaturen, Charlie Hebdo, : Hat sich Satire in den vergangenen Jahren durch solche politischen Diskussionen verändert?
Böhmermann lässt sich mit Charlie Hebdo nicht vergleichen. Immerhin war das ein Mordanschlag mit zwölf Toten. Diskutiert haben die Attentäter nicht. Und Böhmermann? Naja, geht so. Charlie ist schon zwei Wochen nach der Tat mit einem ironischen Titel zur schrecklichen Tat wieder am Kiosk gewesen. Wo's zu weit geht, fängt Humor an. Es hilft ja nix.


Helmut Schleich in Kronach


Wo? Im Kreiskulturraum in Kronach, Siechenangerstraße 13.

Wann? Am Freitag, 20. Januar. Einlass ab 19 Uhr. Beginn ist um 20 Uhr.

Karten gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen in Kronach, beim Kreiskulturreferat in Kronach und online unter www.motion-ticket.de.

Preis Die Eintritt