Druckartikel: CSU will über Finanzspritze für Schlachthof abstimmen lassen - Opposition zurückhaltend

CSU will über Finanzspritze für Schlachthof abstimmen lassen - Opposition zurückhaltend


Autor: Andreas Schmitt

Kronach, Freitag, 13. April 2018

Die Kreis-CSU will den Kronacher Schlachthof demnächst mit öffentlichen Geldern unterstützen. Außerdem steht ein Neubau mit Kulmbach im Raum.
Die CSU formulierte in ihrer Fraktionssitzung am Donnerstag einen Antrag, der die Zukunft des  Kronacher Schlachthofs sichern soll.  Über ihre Vorschläge will sie den Kreistag in seiner nächsten Sitzung am 23. April abstimmen lassen.  Marian Hamacher


"Der Schlachthof ist ein klarer Standortvorteil und dient auch dem Tierwohl", begründet Fraktionsvorsitzender Bernd Liebhardt einen Antrag, den die CSU für die Kreistagssitzung am 23. April stellt.

Der Inhalt kurz zusammengefasst: Der Landkreis soll dem Schlachthof finanziell unter die Arme greifen. Außerdem ist eine Kooperation mit Nachbarkommunen angedacht, an deren Ende ein gemeinsamer Neubau stehen könnte. Dabei denkt die CSU, wie Liebhardt auf Nachfrage bestätigte, an Stadt und Kreis Kulmbach. "Wir haben Standortideen, müssen diese aber erst mit den Kulmbacher Kollegen abstimmen."


Regionalität und Tierschutz

Die CSU bezeichnet ihren Antrag, den sie auf einer Fraktionssitzung am Donnerstag formulierte, als klares Bekenntnis zu einem Kronacher Schlachthof. Während die industrielle Schlachtung heutzutage Standard sei, nehme die traditionelle handwerkliche Schlachtung ab. Liebhardt: "Kleinere Schlachthöfe haben es wegen gestiegener gesetzlicher Anforderungen zunehmend schwerer."

Das Bewusstsein und die Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln steige. "Uns geht es auch um das Tierwohl." Kleinere Einheiten vor Ort wie der Kronacher Schlachthof schafften Transparenz und somit Vertrauen der Verbraucher in Qualität und Sicherheit ihrer Lebensmittel. Es würden bestehende Arbeitsplätze gesichert und weite Transportwege vermieden.

Die CSU möchte, dass der Landkreis den bislang privat betriebenen Schlachthof mit öffentlichen Geldern unterstützt. Konkrete Zahlen, wie hoch die Unterstützung sein könnte, nannte Liebhardt nicht. "Darüber diskutieren wir, wenn der Finanzbedarf eruiert ist."

Außerdem offen ist, ob der Kreis den Schlachthof mit direkten Zahlungen oder auf anderen Wegen unterstützen soll. Die Verwaltung prüfe derzeit einige Punkte in Sachen Beihilfe- und Stabilisierungsrecht.


Geteiltes Echo beim Metzger

Gerald Bayer, Metzger aus Reitsch und stellvertretender Obermeister der Fleischerinnung Kronach, begrüßt den CSU-Vorstoß grundsätzlich. "Ein Schlachthof in der Region wäre wichtig, um die Qualität und die kurzen Transportwege beizubehalten." Alleine, so der langjährige stellvertretende Geschäftsführer des Schlachthofs, könne die Schlachthof GmbH bevorstehende Investitionen nicht stemmen. "Wegen neuer Tierschutzvorschriften müssen die Auftriebsrampe und die Schlachtfalle umgebaut werden." Ihm sei ein Kostenvoranschlag zwischen 250 000 und 300 000 Euro bekannt. "Es wäre gut, wenn die Kommunen uns unterstützen."

Einen neuen gemeinsamen Schlachthof in Kulmbach sieht Bayer indes skeptisch - vor allem mit Blick auf die in Kronach schlachtenden Metzger aus Südthüringen. "Einen Schlachthof in Kulmbach werden einige wegen der weiten Wege nicht mitmachen."


Zurückhaltung bei Opposition

Die Opposition bewertet den Antrag, für den die CSU bei der geplanten Abstimmung auch Stimmen anderer Kreisräte benötigt, zurückhaltend. "Es hat schon Charme, den Schlachthof vor Ort zu erhalten. Die Frage ist nur, zu welchem Preis", äußert sich SPD-Fraktionsvorsitzender Richard Rauh differenziert.

Ihn stört auch das Vorgehen. "Die Schlachthof GmbH müsste einen Antrag auf einen Zuschuss stellen, nicht die CSU." Rauh bewertet die Aktion als Wahlkampfmanöver. Eine Kooperation mit Kulmbach könnte für die Metzger teuer werden. "In Kulmbach sind die Schlachtgebühren höher als in Kronach."

Stefan Wicklein, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, sagt: "Wir werden uns vor sinnvollen Lösungen nicht verschließen, um dauerhaft Strukturen zu erhalten." Seiner Fraktion liege viel daran, die Produktionszyklen der Lebensmittel vor Ort zu erhalten.
Er weist aber daraufhin, dass es bislang noch keine offiziellen Unterlagen zum Antrag habe. "Wir haben das gleiche Ziel. Ob der von der CSU vorgeschlagene Weg der richtige ist, wissen wir, wenn wir mehr Informationen haben."

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