Bürger sind für Nordhalben Schlüssel zum Erfolg

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Bürgermeister Michael Pöhnlein vor seiner Heimatgemeinde. Foto: Marco Meißner
Bürgermeister Michael Pöhnlein vor seiner Heimatgemeinde.  Foto: Marco Meißner

Michael Pöhnlein glaubt an die Chancen für Nordhalben. Vor allem das Engagement der Einwohner weckt auch nach einem Jahr im Amt die Hoffnungen des Gemeindeoberhaupts auf eine positive Zukunft.

Michael Pöhnlein (FW) hat vor einem Jahr für einen Paukenschlag gesorgt. Als kommunalpolitisch recht unbeschriebenes Blatt hat er gegen zwei Konkurrenten, darunter der damals amtierende Bürgermeister Josef Daum (CSU), im ersten Wahlgang den Bürgermeister-Sessel erobert. Ein Jahr später ist sein Optimismus ungebrochen, dass Nordhalben trotz schwieriger Rahmenbedingungen Chancen auf eine positive Entwicklung hat.

Vor einem Jahr haben Sie sich als neuer Bürgermeister auf den Weg gemacht. War es für Sie der richtige Weg?
Michael Pöhnlein: Es ist sehr interessant, Bürgermeister von Nordhalben zu sein - und es wird jeden Tag interessanter (schmunzelt). Ich mache das ehrenamtlich, aber momentan fühlt sich das Amt wie ein hauptberufliches an, so viele Baustellen wie wir haben. Da müssen viele andere Dinge hinter dieser Zeit raubenden Arbeit anstehen. Alleine hätte ich da keine Chance, aber es gibt viele - auch von außen - die ihr Fachwissen mit einbringen. So zum Beispiel jetzt bei der Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik, wo uns ein Fachmann zur Seite steht. Deshalb war es der richtige Weg.

Ist der Quereinstieg in ein solches politisches Amt schwieriger als der "übliche" Weg oder ist er manchmal sogar ein Vorteil, weil man nicht "vorbelastet" ist?
Es ist sicher ein Nachteil, dass man sich in viele Felder einarbeiten muss. Aber ich denke, der Vorteil ist größer. Man sieht die Dinge aus einem anderen Blickwinkel, als wenn man in der Kommunalpolitik schon eingefahren ist. Wenn ich von anderen schon höre, "das haben wir doch schon immer so gemacht", weiß ich schon Bescheid.

Ein neuer Bürgermeister sorgt für Veränderungen. Sind die auch bei ihnen im Büro zu spüren?
Meine Bilder und Leitfäden habe ich aufgehängt. Aber wichtiger ist, dass nun jede Woche bei einer Besprechung Probleme diskutiert werden und die Mitarbeiter ihre Gedanken mit einbringen können. Da bin ich ein Teamplayer. Gutes soll auf diesem Weg beibehalten, Schlechtes verbessert werden.

Welche Ihrer bisherigen beruflichen Erfahrungen können Sie in das neue Amt einfließen lassen?
Ich komme aus der Forstwirtschaft. Da fließt die Organisation mit ein. Auch betriebswirtschaftliches Denken muss rein, kaufmännisches Rechnen - obwohl man eine Gemeinde natürlich nicht wie einen Betrieb führen kann. Diese Sichtweise bringt allerdings auch unpopuläre Entscheidungen mit sich. Aber Einsparmöglichkeiten müssen eben überall hinterfragt werden.

Anfänglich gab es im Nordhalbener Rat "Störungen im Funkverkehr". Wie gut hat sich das Gremium mittlerweile zusammengerauft?
Manche haben die Wahl noch nicht ganz verdaut.

Welches sind die wichtigsten Aufgaben, die es aktuell zu bewältigen gilt?
Wir haben das Thema "Wasser" auf dem Tisch. Unter anderem bei der Sanierung des Trinkwassersystems herrscht Handlungsbedarf. Außerdem müssen wir die Defizite bei den kommunalen Einrichtungen senken. Ein leistungsfähiges Breitbandnetz ist für Nordhalben ein ganz wichtiger Standortfaktor. Wir haben Betriebe, die jetzt schon darauf angewiesen sind. Darum sind wir auch dem Freistaat dankbar für die Unterstützung. Die Ortsgestaltung ist ebenfalls wichtig. Wir müssen da aber andere Wege gehen als bisher. Dann haben wir auch wieder bessere Chancen, Touristen nach Nordhalben zu locken.

Wie gut ist die Marktgemeinde von der Infrastruktur her für den demografischen Wandel aufgestellt?
Der demografische Wandel wird kommen - nicht nur in Nordhalben. Er wird groß und gewaltig sein. Viele schauen da auf uns wie auf ein Versuchslabor. Sie wollen wissen, was funktioniert und was nicht, weil wir mit dieser Problematik früher konfrontiert sind als andere und schon Lösungen suchen. Es geht nicht darum, den Wandel aufzuhalten, sondern ihn zu lindern. Wir müssen einfach das Beste daraus machen. Von außen wird teilweise fast neidisch darauf geschaut, wie die Nordhalbener hier mit Bürgerengagement eingreifen, wo der Staat nicht mehr helfen kann - siehe Bürgermarkt. Die Menschen nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand - und das läuft in Nordhalben phänomenal. Wir brauchen kreative Lösungen. Wachstum, Wachstum, Wachstum - das alte Credo gilt nicht mehr. Doch Schrumpfen und Rückbau können durchaus auch Möglichkeiten bieten. Dahingehend muss jedoch in mancher Behörde noch ein Umdenken einsetzen.

Die Zusammenarbeit der drei Kommunen im Oberen Rodachtal ist immer wieder ein Thema. Wie ist es um diese Kooperation aus Nordhalbener Sicht bestellt?
Wir arbeiten auf verschiedenen Gebieten zusammen. Wir haben einen gemeinsamen Schulverband und gründen einen Zweckverband für den Tourismus. Doch gerade in dieser Hinsicht denke ich, dass man alle Kräfte bündeln muss und den Frankenwald nicht noch in kleinere Einheiten zerschnippeln darf. Für den Tourismus muss der Frankenwald insgesamt als Marke bekannter werden, sonst ist das nicht zielführend.

Viele kleine Schritte können auch an entfernte Ziele führen. Gibt es solche eher unscheinbaren Schritte auch in Nordhalben?
Wir haben einen Stammtisch der "Reigschlaaften". Die Auswärtigen und Rückkehrer haben einen ganz anderen Blick auf Nordhalben, da kommen ganz neue Ideen. Diese Leute erkennen, welche Möglichkeiten in unserer Umgebung stecken, die von den Einheimischen gar nicht mehr wahrgenommen werden. Jetzt läuft ein Projekt, in dessen Rahmen uns diese Menschen eine Standortwerbung aus der Sicht von Nicht-Nordhalbenern gestalten wollen. Damit möchten wir später auch an die Öffentlichkeit gehen.

Wo sehen Sie Nordhalben im Jahr 2020?
Fünf Jahre, die sind schnell vorbei. 2050 wäre vielleicht interessanter. Wir haben schon einiges angepackt. Und wenn die Leute sehen, dass etwas vorangeht, dann tut sich auch was. Wir dürfen nur nicht resignieren. Das Nordhalbener Motto könnte ohnehin lauten: "Man kann hinfallen, aber man muss immer wieder aufstehen." Wir haben nämlich Chancen und Möglichkeiten, sonst wäre ich auch nicht zur Wahl angetreten. Um auf 2020 zu kommen: Der demografische Wandel wird seine Spuren hinterlassen. Ich hoffe aber auch, dass sich bis dahin Positives am Ortsbild und bei den Arbeitsplätzen getan hat.