Man sei noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen, sagt Bürgermeister Peter Ebertsch nach dem Feuer beim Glashersteller Gerresheimer. Es wurde niemand verletzt und die Produktion kann weiterlaufen.
Eigentlich bringe er mit seinem Saugwagen das Wasser zu den Feuerwehren, jetzt fahre er es weg, meinte Matthias Hilbert am Mittwochnachmittag. Er und weitere Kollegen waren seit Dienstagabend ununterbrochen im Einsatz, um das kontanimierte Löschwasser aus dem Regenüberlaufbecken der Kläranlage Alexanderhütte zum Schlammstapelbehälter der Pressiger Kläranlage zu fahren. Dort, so erklärt die Fachkraft für Abwassertechnik, Steffen Emmel, werden Proben entnommen. Ob dieses Wasser wieder aufbereitet könne beziehungsweise wie es entsorgt werde, hänge vom Ergebnis ab. Er habe so etwas noch nie erlebt. "Der Brand bei Gerresheimer ist mit keinem Hausbrand zu vergleichen!"
"Wir sind noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen", zieht Bürgermeister Peter Ebertsch Resümee. Es sind keine Menschen verletzt worden und die Produktion läuft weiter. Das hätte auch anders ausgehen können. Denn Tettau hätte nicht nur Menschenleben, sondern auch 600 Arbeitsplätze verlieren können. Daher sei er überaus dankbar gegenüber allen Einsatzkräften. Es soll keiner mehr sagen, dass Investitionen in die Feuerwehren unnötig seien.
Eine sehr kurze Nacht
Die Nacht auf Mittwoch war für den Tettauer Feuerwehrkommandanten und Einsatzleiter Christian Wick sehr kurz. Gegen fünf Uhr am Morgen war sein erster Einsatz beendet. Drei Stunden später war er mit einem Baustatiker auf dem Gelände von Gerresheimer unterwegs, um die Schäden und den Zustand des Gebäudes zu überprüfen. Bis in den Nachmittagsstunden war er auch am Mittwoch vor Ort, um immer wieder auflodernde Flammen mit zu löschen oder bei den Aufräumarbeiten mit zu helfen.
Der betriebsinterne Evakuierungsplan habe zur Rettung von Menschenleben beigetragen, lobt er die Geschäftsführung und die Belegschaft. Als ein Glück bezeichnet er es zudem, dass die Glasproduktion aufrechterhalten werden konnte.
Mit Gas befeuert
Wick spricht davon, dass die beiden Glasschmelzwannen bei Gerresheimer Tettau im Wesentlichen mit Gas befeuert werden. Aus Sicherheitsgründen habe man die Hauptzufuhrleitung für kurze Zeit abgestellt, denn man hatte Angst, dass das Dach auf die Leitung fallen könnte. Flüssiges Glas müsse aber auf Dauer beheizt werden, denn sonst "gefriert" es und beschädigt die Glasschmelzwannen. Es hätte kein Glas mehr produziert werden können, der wirtschaftliche Schaden wäre enorm gewesen, ergänzt der Bürgermeister. Er wolle gar nicht daran denken, was dies für den Industriestandort Tettau und für die Region bedeutet hätte.
Ebertsch ist ebenso wie Christian Wick stolz auf die Feuerwehrleute und auf die Rettungskräfte von Polizei, THW und BRK. Der Kommandant spricht von Übungen, Schulungen, vom Austausch mit Führungskräften bei den Feuerwehren und von Weiterbildungen. Aber: "Das bei Gerresheimer war eine andere Hausnummer!"
In diesem Fall habe er einfach nur funktioniert, versucht Wick seine Gefühlslage zu beschreiben. Als aktiver Feuerwehrler sei man mit einem Helfersyndrom ausgestattet, und in solchen Momenten zählen nur Gedanken dahingehend, wie Leben gerettet und Schäden an Gebäuden und Maschinen minimiert werden können.