Bernd Liebhardt: Politiker brauchen Lebenserfahrung

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Bernd Liebhardt ist mit 39 schon ein "alter Hase" in der Kommunalpolitik des Landkreises Kronach. Foto: Marco Meißner
Bernd Liebhardt ist mit 39 schon ein "alter Hase" in der Kommunalpolitik des Landkreises Kronach. Foto: Marco Meißner

Bernd Liebhardt (39) wurde schon mit 30 Jahren CSU-Fraktionsvorsitzender im Kronacher Stadtrat. Er spricht im Interview über junge Leute in der Politik.

Gerade erst 39 Jahre alt geworden, ist Bernd Liebhardt in der Frankenwald-CSU schon lange ein Dreh- und Angelpunkt. In unserer Interview-Serie reflektiert er seine politische Entwicklung.

Mit 36 Jahren in der ersten Wahlperiode im Kreistag gleich Fraktionsvorsitzender und davor mit 30 Jahren zum ersten Mal im Stadtrat diese Führungsaufgabe übernommen. Früher wäre das wohl nicht denkbar gewesen. Was hat sich geändert?
Bernd Liebhardt: Es ist wirklich ungewöhnlich. Und ich bin sehr glücklich, diese Chance bekommen zu haben. Angela Hofmann, die Zweite Bürgermeisterin in Kronach, hat sich damals in der Stadtratsfraktion sehr stark für mich gemacht. Dass ich im Kreistag gleich die Aufgabe des Fraktionsvorsitzenden übernehmen durfte, liegt an der tollen Zusammenarbeit und dem Vertrauensverhältnis schon damals zu Klaus Löffler.
Mit Jürgen Baumgärtner habe ich zu diesem Zeitpunkt in der Führung der Frankenwald-CSU gemeinsam gearbeitet, weshalb auch er sich für mich ausgesprochen hat.
Früher waren solche Ämter eine ehrenvolle Auszeichnung für viele Jahre Dienst in der Partei, heute verstehen es die Kollegen eher als einen Arbeitsauftrag, gemeinsam politische Ziele voranzubringen.

Ist durch junge Führungskräfte die Politikverdrossenheit zu überwinden?
Nein, es wäre zu kurz gesprungen, nur deshalb junge Leute in der Politik einzusetzen. Falsch wäre es, jemanden allein wegen einer Quote zum Zug kommen zu lassen oder weil man sich pseudomäßig verjüngen will. Wichtiger ist: Die Menschen spüren, dass sich Politiker nachhaltig für sie engagieren. Da hat die Kommunalpolitik einen großen Vorteil, weil sich die Menschen nicht erst einen minutenlangen Eindruck am Fernsehbildschirm verschaffen müssen. Wir müssen es "nur" schaffen, die Leute im kommunalpolitischen Geschehen mitzunehmen.

Wie erreicht man in jungen Jahren schon Schlüsselstellen in der Partei oder in Gremien?
Mit viel Einsatz. Man kommt nicht weit, wenn man eine politische Funktion auf Biegen und Brechen will. Solche Positionen "verdient" man sich durch Vertrauen und Leistung. Wenn heute eine jüngere Generation zum Zug kommt, dann deshalb, weil die jungen Parteikollegen heute meist schon eine längere Parteilaufbahn hinter sich haben. Ich bin zum Beispiel seit fast 25 Jahren in der CSU.

Ist es nicht problematisch, wenn viele in der Partei groß werden, aber wenig Lebenserfahrung aus dem Alltag mitbringen?
Ja, das ist problematisch! Ich bin überzeugt, dass man erst am richtigen Leben teilgenommen haben muss. Nach meiner Schulzeit habe ich auch geglaubt, ich kann die Welt einreißen. So ist es aber nicht. Damals kannte ich nur einen kleinen Ausschnitt des richtigen Lebens und bin gar nicht mit Menschen aus allen Bereichen, Schichten, Hintergründen usw. zusammengekommen. Meine Zeit als Rechtsanwalt hat mir dann deutlich gezeigt, wie unterschiedlich Menschen sein können, welche Schicksale hinter ihnen stehen und mit welchen Sorgen und Nöten viele zurechtkommen müssen. Diesen Menschen konkret und individuell zu helfen, hat mir erst die Erfahrung gebracht, die man in der Politik braucht.
Erfahrung ist nicht zwingend eine Frage des Alters. Wenn ich beispielsweise MdB Emmi Zeulner sehe; sie ist gerade einmal 29 Jahre alt und hat in ihrem Leben schon viel gesehen und ist geerdet.

Steht man als Neuling in der Kommunalpolitik beim politischen Rivalen als vermeintlich schwächstes Glied in der Kette auch mal in der Schusslinie?
(Liebhardt lacht) Wer mich kennt, weiß, dass es keine gute Idee ist, mich ins Fadenkreuz zu nehmen. Auch junge Politiker können sich wehren.

Würden Sie heute Dinge anders angehen als zu Beginn ihrer politischen Laufbahn?
Es gibt da sicher viele Punkte, in denen ich zu eifrig war, die ich heute anders angehen würde. Diese Erfahrungen möchte ich trotzdem nicht missen. Wenn ich die ersten beiden Jahre Bürgermeister in Kronach mit mir als Fraktionsvorsitzendem gewesen wäre, hätte ich mich auch gefragt: "Muss der mich so nerven?"
Mit der heutigen Erfahrung wäre ich zudem sicher manchmal etwas entspannter an die Sache herangegangen. Insgesamt habe ich in meiner Anfangszeit im Stadtrat von meinem Vorgänger Joachim Doppel sehr profitiert, weil er immer zu mir gestanden hat. Das rechne ich ihm hoch an. Mit diesem Vertrauen im Rücken, konnte ich geschützt wertvolle Erfahrungen sammeln.