Bei Peter Heller in Unterrodach kommt jedes Korn vor die Linse
Autor: Marco Meißner
Unterrodach, Dienstag, 04. Sept. 2018
Der Unterrodacher Biolandwirt Peter Heller sortiert mit moderner Technik alles aus Agrarprodukten heraus, was dort nichts zu suchen hat.
Wenn Biolandwirt Peter Heller (37) seine Scheunentür mitten in Unterrodach öffnet, muhen dahinter keine Kühe und quieken keine Schweine. Stattdessen wartet Hightech auf ihren Einsatz. Heller ist mit Herzblut als Bauer tätig, aber er hat noch eine besondere berufliche Nische für sich entdeckt. Mit riesigen Maschinen sorgt er dafür, dass in den Lebensmittelläden nur die Produkte in den Packungen landen, die auch drin sein sollen.
Ein konventioneller Landwirt lege sich bei größeren Investitionen, wie einem Stallbau, mit seinem Betrieb auf 20, 30 Jahre fest, meint der Unterrodacher. Er selbst wünschte sich eine größere Flexibilität. "Es macht mir Spaß, Landwirt zu sein, und nicht nach Schema F beim Anbau vorgehen zu müssen", erklärt er seine Entscheidung, in die Biospur zu wechseln, als er den väterlichen Hof vor zehn Jahren übernommen hat. "Da hast du mehr Möglichkeiten", erzählt er vom Anbau verschiedener Feldfrüchte zur gleichen Zeit auf gleicher Fläche. Im konventionellen Ackerbau gebe es dagegen nur eine Handvoll Standardkulturen.
Aktuell testet Heller beispielsweise eine Kombination aus Gerste, Linse und einer Ölfrucht. Schmunzelnd berichtet er von Berufskollegen, die sich beim Anblick solcher Äcker über das viele "Unkraut" wundern, weil sie meist die später abreifende Kultur für Unkraut halten (die Linse ist zum Beispiel noch grün, wenn die Gerste schon am abreifen ist). "Für mich wirkt das Grün im Feld cool", sagt Heller.
Doch solche Gemenge bringen nicht nur für ihn, sondern für viele Biolandwirte und - unternehmen ein Problem mit sich. Die einzelnen Produkte sind nach der Ernte teilweise nicht mehr sortenrein. Das ist im Verkauf ebenso ein Nachteil wie Verunreinigungen durch Steinchen oder Grassamen oder aber auch nur optische Abweichungen bei einzelnen Körnern. Der Kunde könnte so etwas ja als minderwertig deuten.
Viel in Anlage investiert
;An dieser Stelle kommt Hellers Scheune ins Spiel. Viel Zeit, noch mehr Arbeit und fast eine Million Euro steckte der Landwirt in die Anlagen, die er eigenhändig aufgebaut und meistens auch weiterentwickelt hat. Deren Aufgabe: In mehreren Schritten entfernen sie alles aus dem Produkt, was nicht in die Verpackung soll. Und das nahezu zu 100 Prozent. Technisch sei die Anlage das Beste, was der Markt zurzeit hergebe.
Im ersten Schritt wird eine Windreinigung vorgenommen. "Das funktioniert ähnlich wie bei einem Staubsauger", erklärt Heller eine Trennung nach leichten und schweren Bestandteilen. So können beispielsweise Stroh und Staub entfernt werden. In einer Siebreinigung wird nach Korngröße getrennt. 25 000 Euro kosteten alleine die notwendigen Siebe, für die dann noch vom Schreiner maßgenaue Rahmen angefertigt werden mussten.
Der dritte Schritt ist der Trieur. In dieser Trommel werden die Produkte nach Form getrennt. Heller erklärt: "Er kann runde Sachen aus länglichen herauspopeln, zum Beispiel lässt sich so gut Getreide von Linsen trennen." Das sei eine ganz einfache, mechanische Vorgehensweise, die schon seit Jahrhunderten angewendet werde. Bei ihm sei diese Technik jetzt aber hochgetrimmt worden.