Babyleichen in Wallenfels: Anklage wegen vierfachen Mordes

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Stille Anteilnahme: Vor dem Haus in Wallenfels erinnern Kerzen und kleine Engel an ein schreckliches Verbrechen. Foto: Foto: Hendrik Steffens
Stille Anteilnahme: Vor dem Haus in Wallenfels erinnern Kerzen und kleine Engel an ein schreckliches Verbrechen.  Foto: Foto: Hendrik Steffens

Im November 2015 waren in einer Wohnung acht Babyleichen entdeckt worden. Die Anklage richtet sich nun gegen die Kindesmutter und den Kindesvater.

Es war ein Drama von unglaublichem Ausmaß, das Mitte November im oberfränkischen Wallenfels an die Öffentlichkeit kam: In einem Anwesen in der Kleinstadt im Landkreis Kronach waren acht Babyleichen, in Plastiktüten und Handtücher eingewickelt, in einem Abstellraum aufgefunden worden. Die toten Körper waren so stark verwest, dass die Obduktion nicht mehr klären konnte, wann die Neugeborenen starben. Die Kindsmutter wurde am Tag nach dem Fund festgenommen, über das Motiv ist bis heute nichts bekannt.


Vorsätzliche Tötung

Nach intensiven Ermittlungen hat die Coburger Staatsanwaltschaft jetzt Anklage erhoben - und zwar gegen die
Kindesmutter und den Kindesvater. Demnach wird der Kindesmutter vorgeworfen, zwischen 2003 und 2013 acht gemeinsame Kinder in der ehelichen Wohnung zur Welt gebracht und hiervon vier Kinder vorsätzlich getötet zu haben. Wie Staatsanwalt Christian Pfab zudem mitteilte, wird dem Kindesvater zur Last gelegt, ihr hierbei Hilfe geleistet zu haben, "ohne an den Tathandlungen selbst beteiligt gewesen zu sein". Bei vier der acht Kinder habe nicht geklärt werden können, ob sie tatsächlich gelebt haben und lebensfähig gewesen sind.


Tatvorwurf: Mord in vier Fällen

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass beide Angeschuldigte aus sonstigen niedrigen Beweggründen gehandelt haben, "um ihr Leben uneingeschränkt von weiteren Kindern fortführen zu können". Der Tatvorwurf lautet deshalb gegen die 45 Jahre alte Kindesmutter auf Mord in vier Fällen, gegen den Kindesvater auf Beihilfe zum Mord. Die Beschuldigte befindet sich weiterhin in Untersuchungshaft, gegen den Kindesvater besteht kein Haftbefehl.

Wann der Prozess stattfinden wird, ist noch offen: Das Landgericht Coburg hat nun über die Zulassung der Anklage der Staatsanwaltschaft Coburg zur Hauptverhandlung zu entscheiden.


Kerzen und Plüschtiere

Das Entsetzen in Wallenfels war groß, als das grausame Verbrechen ans Licht kam. Nachbarn konnten es kaum fassen, als plötzlich Polizisten das Haus nebenan in Beschlag nahmen. Tenor: Diese Abgründe hätte man niemals hinter der Fassade des Anwesens vermutet. Am Tag nach der Tat haben einige Menschen Kerzen, Plüschtiere und kleine Engel aus Porzellan auf die Fensterbretter des Hauses abgestellt.