Nicht nur das "Wasserschloss Tüschnitz" hat eine aufregende Vergangenheit - gleiches gilt auch für die Ausgrabung an dessen Ruinen.
Vorsichtig fährt Bernd Rebhan mit seinem rechten Zeigefinger über die Zeilen. Sauber aufgereiht drängen sich in schmaler Schrift Jahreszahlen an lateinische Namen für die unterschiedlichsten Holzarten. "Genau zu wissen, aus welchem Jahr die verwendeten Hölzer stammen, fasziniert einen", sagt der Küpser Bürgermeister beeindruckt.
Dendrochronologie nennen Wissenschaftler diese Datierungsmethode. Dabei werden die Jahresringe von Bäumen anhand ihrer unterschiedlichen Breite einer, aus Vergleichsdaten bekannten, Wachstumszeit zugeordnet.
Fundamente freigelegt
Angewendet wurde die Methode auch in Tüschnitz, nachdem dort 1992 auf dem Gelände der ehemaligen Burg - bekannt als Wasserschloss - die nahezu vollständig erhaltenen Fundamente einer spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kleinadelsburg freigelegt wurden.
Das Ergebnis der Untersuchungen: Die ältesten gefundenen Materialien stammen von 1319. "Die Archäologen waren ganz begeistert über den Erhaltungszustand", erzählt Rebhan, der nicht nur einen Steinwurf entfernt aufwuchs, sondern sich auch hobbymäßig mit der Geschichte seiner Heimat auseinandersetzt. "Der Boden wurde zuvor nie ausgehoben. Außerdem sorgte der hohe Grundwasserspiegel dafür, dass die Hölzer vor dem Verfaulen geschützt blieben."
Am morgigen Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals (siehe Infokasten), wird Rebhan am Schlossplatz ab 14 Uhr den Grabungsverlauf und die Forschungsergebnisse vorstellen. Er übernimmt damit die zweite von drei geplanten Stationen einer Wanderung, die der Markt Küps für den Denkmaltag anbietet. Los geht es mit der Besichtigung historischer Kostbarkeiten um 13 Uhr in der St.-Laurenzius-Kirche in Schmölz, durch die Inge Wieder führen wird.
Nach dem Abstecher in Tüschnitz, wo auch einige der Funde gezeigt werden, die zwischen 1992 und 1994 bei den Ausgrabungen gemacht wurden, geht es zum Abschluss zum Jagdschloss Nagel.
Dort führt Besitzer Rainer Vormbrock um 15.15 Uhr durch die Außenanlagen des Schlosses. "Wir wollen den Tag nutzen, um mit den sieben Schlössern, die wir in der Marktgemeinde haben, stärker in die Öffentlichkeit zu kommen", sagt der Bürgermeister. "Das ist ja schon eine rekordverdächtige Zahl."
Neue Schilder
Für die Zukunft kann sich Rebhan vorstellen, einen Schlösser-Rundwanderweg zu initiieren. Erste Gespräche mit dem Frankenwaldverein habe es bereits gegeben. "Die Idee befindet sich aber noch ganz am Anfang", erklärt der Bürgermeister. In naher Zukunft sei mit einer Umsetzung daher nicht zu rechnen. Wichtiger sei es zunächst, den Linden-Rundwanderweg neu zu beschildern.
Keine neuen Schilder braucht hingegen die Tüschnitzer Ausgrabungsstätte. Eine bronzefarbene Tafel, die einem aufgeschlagenen Buch nachempfunden ist, weist darauf hin, dass am Schlossplatz "im Zuge der Dorferneuerung (2001 bis 2013)" die Umrisse der Kernburg wieder sichtbar gemacht und "der Bereich um die Ruine als neues Dorfzentrum gestaltet" wurde.
Zufälliger Fund
Eigentlich sollten 1990 auf dem lange Jahre landwirtschaftlich genutzten Grundstück neue Wohnungen entstehen. Doch weil bei den Arbeiten Tonscherben auftauchten, entstand stattdessen die Ausgrabungsstätte.
Einige zwischen 1992 und 1994 gemachten Funde - etwa Rüstungsteile oder eine Geschossspitze - sollen am Sonntag während Rebhans Vortrag gezeigt werden.
Denkmaltag: Die Markgrafenkirche steht im Mittelpunkt
Macht und Pracht: Die Wanderung durch den Markt Küps ist nur ein Angebot von vielen, die es am Sonntag zum "Tag des offenen Denkmals" geben wird. Bundesweit wird dieser heuer unter dem Motto "Macht und Pracht" begangen.
Eröffnung: Im Kreis Kronach, in dem kurz und gerne vom "Denkmaltag" gesprochen wird, eröffnet Landrat Klaus Löffler (CSU) das Programm um 13.30 Uhr in der Markgrafenkirche in Seibelsdorf. Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hatte das Gotteshaus 2013 zum 250-jährigen Kirchenjubiläum als "einen Schatz und eine kostbare Perle" bezeichnet. Vorgestellt werden dort unter anderem die neue Deckengestaltung und der freistehende Kanzelaltar.
Dorfrundgang: Gegen 14.30 Uhr folgen zeitgleich ein baukulturell ausgerichteter Dorfrundgang durch Seibelsdorf sowie eine Rundtour für Wanderer und Nordic Walker zu natur- und kulturlandschaftlichen Besonderheiten der Heckenlandschaft.
Konzert: Ein kleines Konzert geben die "Marktrodacher Ohrwürmer" des CVJM um 15.45 Uhr in der Markgrafenkirche, in der anschließend letztmalig für diesen Tag eine exklusive Kirchturmbesteigung startet.
Führugen: Weitere Schauplätze sind neben der Sanierungsbaustelle auf der Kronacher Festung Rosenberg (Beginn 15 Uhr) unter anderem die St.-Jakob-Kirche in Mitwitz (14 Uhr) sowie die St.-Jakobus-Kirche in Fischbach (15 Uhr). In den beiden Gotteshäusern gibt es neben Kirchen- und Turmführungen auch aufschlussreiche Einblicke in die Orts- und Kirchengeschichte.