Markgrafenkirchen stehen heute im Kreistag im Fokus. Im Landkreis verstecken sich mehr Schätze dieser Bauart als angenommen.
Wunderschöne Deckengemälde, prunkvolle Altäre, künstlerisch gefertigte Details - Markgrafenkirchen sind Perlen unter den Gotteshäusern. In der Zeit der Markgrafschaft Bayreuth-Brandenburg wurden zahlreiche Kirchen in diesem besonderen Stil umgebaut. Bis heute gibt es in Oberfranken weit mehr als 100 Kirchen, die durch die liebevolle Gestaltung der Hofkünstler eher an eine Oper oder ein Theater erinnern.
Diese Schätze ins Bewusstsein zu rücken und als wichtiges Kultur- und Tourismusgut zu bewahren, hat sich das Projekt "Markgrafenkirchen erschließen" vorgenommen. Träger ist der Verein Markgrafenkirchen e.V., der eigens dafür im Jahr 2017 ins Leben gerufen wurde.
Spirituell, kulturell und touristisch
Erschließung dieser Kirchen bedeutet in erster Linie, die Tore für Besucher zu öffnen, in sämtlichen Dimensionen: spirituell, kulturell und touristisch. Im ersten Schritt erfolgt die wissenschaftliche Erarbeitung der Geschichte der Häuser. Diese Erkenntnisse sollen dann durch Beschilderungen, Informationstafeln und -material den Besuchern zugänglich gemacht werden. Die Pfarrgemeinden sollen dazu aufgerufen werden, Kirchenführer auszubilden, die Interessierten einen Zugang zur Kunsthistorie und Theologie verschaffen. Auch die Organisation von Kulturveranstaltungen und die Integration der Kirchen ins bestehende Wander-, Pilger- und Radwegenetz ist ein Teil des Projekts.
Bernd Graf spricht dabei von wichtigen Maßnahmen für die "Bewusstseinsbildung in der heimischen Bevölkerung". Als Leiter der Kreisheimatpflege in Kronach hat Graf sich gemeinsam mit den vier ehrenamtlichen Kreisheimatpflegern und dem Regionalmanagement schon mit dem Thema befasst. Heute wird auch im Kreisausschuss über eine mögliche finanzielle Beteiligung des Landkreises Kronach debattiert werden.
"Aus unserer Sicht ist das Projekt sehr begrüßenswert", so Graf. "Im öffentlichen Bewusstsein ist ja vor allem die Markgrafenkirche in Seibelsdorf." Insgesamt gebe es aber 13 Kirchen, die in das Projekt aufgenommen und damit künftig in besonderes Rampenlicht gerückt werden. Fünf davon sind bereits für die erste Projektphase vorgesehen, erklärt Graf: Die Kirchen St. Andreas in Seibelsdorf, St. Michael in Ludwigsstadt, St. Maria Magdalena in Ebersdorf, St. Nikolaus in Lauenstein (allesamt Markgrafenkirchen) und die Kirche St. Jakob in Mitwitz, die als Vertreterin des weiteren protestantischen Barocks zählt.
Weitere Markgrafenkirchen im Landkreis:
Fischbach/ St.Jakobus / Kirche im Markgrafenstil
Hain/ Dreifaltigkeitskirche/ Kirche im Markgrafenstil
Langenau/ Christophorus-Kirche/ Markgrafenkirche
Lauenhain/ St. Franziskus/ Markgrafenkirche
Schmölz/ St. Laurentius/ Kirche im Markgrafenstil
Tettau/ Ad Portam Coeli/ Kirche im Markgrafenstil
Unterrodach/ Michaelskirche/ Kirche im Markgrafenstil
Weißenbrunn / Dreieinigkeitskirche/ Kirche im Markgrafenstil
Thema im Kreisausschuss
Die finanzielle Beteiligung des Landkreises Kronach wird heute im Kreisausschuss zur Debatte stehen. Die prognostizierten Gesamtkosten belaufen sich auf 630 000 Euro, davon sollen rund 70 Prozent aus EU-LEADER-Fördertöpfen kommen, circa 20 Prozent durch die Oberfrankenstiftung und weitere zehn Prozent vom Markgrafenkirchen e.V. beigesteuert werden. Voraussetzung für die EU-Förderung sind Eigenmittel der Regionen, insgesamt 64 000 Euro. Für den Landkreis Kronach ergibt sich eine Summe von 5 700 Euro. Am Projekt beteiligt sind außerdem die Regionen Bayreuther Land, Fichtelgebirge, Kulmbach, Hof und Forchheim