Kreis Kronach: Ehepaar soll Tochter sexuell missbraucht haben: Welche Rolle spielte die Mutter?
Autor: Gabi Arnold
Kronach, Freitag, 01. März 2019
Wegen schweren sexuellen Missbrauchs steht ein Ehepaar aus dem Kreis Kronach vor Gericht. Opfer ist die heute 16-jährige Tochter beziehungsweise Stieftochter. Die zentrale Frage: Welche Rolle spielte die Mutter beim sexuellen Missbrauch.
Im Prozess um schweren sexuellen Missbrauch von Kindern haben die beiden Angeklagten nun doch ausgesagt. Ob das Ehepaar aus dem Landkreis Kronach nur ein Teilgeständnis oder voll umfänglich gestanden hat, ist nicht bekannt, da die Öffentlichkeit ausgeschlossen war. Überhaupt bekommen die Besucher nur Bruchstücke mit, da zum Schutz der Intimsphäre der beiden Angeklagten, vor allem aber zum Schutz der Geschädigten, die Verhandlung in weiten Teilen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet.
Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft wiegen schwer: So soll der Hauptangeklagte, ein 54-Jähriger, seine Stieftochter immer wieder schwer sexuell missbraucht haben.Im August 2018 wurde der Fall erstmals publik - die Polizei begann ihre Ermittlungen. Die Rede ist von insgesamt 14 Fällen. Als der Missbrauch begann, soll das Kind erst zwölf Jahre alt gewesen sein. Es ist bedrückend, aber die Mutter soll - anstatt ihr Kind zu schützen - an den sexuellen Übergriffen beteiligt gewesen sein. In einem Fall soll sie ihr Kind im Wohnzimmer zum gemeinsamen Sex mit dem Mann aufgefordert haben, dabei sollte das Mädchen den Stiefvater oral befriedigen.
Bereitschaft signalisiert
Der Angeklagte hatte bereits bei einem früheren Verhandlungstag seine Bereitschaft zu einem Geständnis signalisiert. Die Voraussetzung: Seine Ehefrau solle ebenfalls den sexuellen Missbrauch einräumen, was diese allerdings zu diesem Zeitpunkt noch bestritt.
Zu Beginn des vierten Verhandlungstages gab Richter Stephan Jäger nun den aktuellen Stand bekannt. Laut Rechtsanwalt Björn Kleyhauer möchte der 54-jährige Angeklagte nicht taktieren, sondern zu seiner Frau halten. Er sei bereit, zwei Fälle von Oralverkehr, einmal einen im Führerhaus seines Lastkraftwagens und einem im Wohnzimmer, zuzugeben. Aber: Laut Rechtsanwalt Björn Kleyhauer ist der 54-Jährige sauer, da die geschädigte Stieftochter - nach Meinung des Angeklagten - in ihrer Aussage stark übertrieben habe.
Fassungslosigkeit bei Verwandten und Bekannten
Die Videoaufzeichnung der Vernehmung des Mädchens fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Mutter ließ anschließend wiederum durch ihren Rechtsanwalt Michael Linke erklären, dass sie nun doch zu einer Aussage bereit sei. Sie wolle ihrer Tochter eine weitere Aussage ersparen. Laut dem Anwalt, sei die Frau emotional stark belastet, da sich ihr gesamtes Umfeld von ihr abwende.
Die beiden Angeklagten, die sich aktuell in Untersuchungshaft befinden, werden in den Verhandlungen in Fußfesseln vorgeführt. Miteinander reden dürfen sie nicht. In der Verhandlungen bemerkt man allerdings immer wieder, wie der Mann den Blickkontakt zu seiner Ehefrau sucht. Unter den Zuschauern sind vor allem Bekannte und Verwandte des Ehepaars, die den Fall beim Warten vor der Tür mit Kopfschütteln und als unfassbar kommentieren.
Wie im Verlauf der Verhandlung deutlich wird, war die Familie dem Jugendamt seit Jahren bekannt. Ein Sozialpädagoge sagte demnach aus, dass die Familie bereits im Jahr 2013 einen Erziehungsbeistand bekam. Auch eine Mitarbeiterin einer Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche stand offensichtlich mit dem Mädchen in Kontakt. Hinweise auf einen sexuellen Missbrauch des Kindes, sagte die Sozialpädagogin, habe es nicht gegeben.