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AfD jetzt mit Ortsverband im Kreis Kronach


Autor: Veronika Schadeck

Weißenbrunn, Dienstag, 28. August 2018

Harald Meußgeier wurde am Montagabend zum Vorsitzenden des AfD-Ortsverbands Kronach Stadt und Land gewählt. Er setzte sich gegen Jürgen Hofmann durch.
Nach der Wahl lagen sich (von links) Martin Böhm (Vorsitzender des Kreisverbands Coburg), Martin Sichert (bayerischer Landesvorsitzender) und der neue Kronacher Ortsverbandsvorsitzende Harald Meußgeier für ein Foto in den Armen. Foto: Theresa Schiffl


Erstaunt und teilweise amüsiert: So reagierten die AfD-Mitglieder auf die Proteste, die wegen der Gründung eines "Ortsverbands Kronach Stadt und Land" vor der Tür der Weißenbrunner Gaststätte stattfanden.

120 Menschen demonstrieren in Weißenbrunn gegen die AfD

"Super, so ein Empfangskomitee", meinte der AfD-Bezirksvorsitzende Oberfranken und Bundestagsabgeordnete Tobias Peterka. "Das ist gut, schließlich leben wir in einer Demokratie." Der Coburg-Kronacher Kreisvorsitzende Martin Böhm kommentierte: "Leider ist es nötig, uns Aufrechte vor dem Unrecht zu schützen"

In dem Zusammenhang kritisierte Böhm den Kronacher CSU-Stadtrat Jonas Geisler. Dieser hatte vor Wochen empfohlen, Christsoziale, die an AfD-Veranstaltungen teilnehmen, aus der Partei auszuschließen.

Der Hintergrund: Bei der Gründungsversammlung eines AfD-Ortsverbandes Neustadt/Coburg sollen laut Aussage der AfD Kronacher Stadträte vor Ort gewesen sein, was in der Kreisstadt zu vielschichtigen Diskussionen über den Umgang mit der Partei geführt hatte.

Waren Kronacher Stadträte Gäste bei der Gründung eines AfD-Ortsverbandes?

Das zeige, so Böhm, dass bei den Altparteien die Angst umgehe. "Die CSU fürchtet uns, weil sie weiß, dass ihre Werte gemeinsam mit Franz Josef Strauß in die Gruft mit abgestiegen sind."

Ziel: als starke Fraktion einziehen

Deutlich brachte Böhm das Ziel der AfD zum Ausdruck, nach der Wahl am 14. Oktober mit einer starken Fraktion in den bayerischen Landtag einzuziehen, um sich danach mit Schwung auf die Kommunalwahlen 2020 einzustellen. "Es darf keinen maßgeblichen Gemeinderat geben, indem wir nicht als Fraktion vertreten sind."

Der AfD-Landtagsdirektkandidat Detlef Rauh, der in Weißenbrunn ein Heimspiel hatte, freute sich, dass bei der Demonstration "nahezu keiner aus dem Ort dabei" gewesen sei. Er und seine Mitstreiter würden sich sehr in der Gemeinde engagieren.

Scharfe Kritik am CSU-Kurs in der Sozial-, Sicherheits- und Asylpolitik übte der bayerische Landesvorsitzende Martin Sichert. Die CSU benachteilige mit der Einführung des Familiengeldes gerade die Kinder der Ärmsten, da dieses auf die Sozialleistungen angerechnet werde.

Zu den etablierten Parteien in Berlin sagte Sichert: "Sie setzen sich über ihre eigenen Gesetze hinweg!"

Auch die Medien bekamen schlechte Noten. "Die Leute sind es leid, sich auf der Nase herumtanzen zu lassen." Die AfD stehe für echte Grenzkontrollen und für eine direkte Demokratie nach Schweizer Vorbild.

Gründung des Ortsverbands

Anschließend wurde der Ortsverband gegründet. Von den 42 AfD-Mitgliedern im Kreis waren 19 anwesend. Jeder Kandidat für ein Amt musste ein polizeiliches Führungszeugnis vorweisen und hatte drei Minuten Zeit, sich vorzustellen.

Dabei zeigte sich, dass die Kandidaten vor allem aus Enttäuschung der AfD beigetreten sind. So war etwa Jürgen Hoffmann vorher CSU-Mitglied.

Er habe sich früher nicht groß für Politik interessiert, so Torsten Jäkisch. Der Lokomotivführer sprach von Asylchaos. "Vieles ist unter dem Deckmäntelchen der Dunkelheit gelaufen". Ute Schwabe erinnerte an ihre Haft in der DDR. Sie habe Angst, was auf sie zukomme.