Unser Redakteur Marco Meißner verbrachte einen Tag in Pressig. Anwohner der Scheffelstraße erzählten ihm von Sorgen über Dutzende Lastwagen im Wohngebiet.
Ein Sattelzug donnert durch die Scheffelstraße in
Pressig. Ein paar Minuten später kommen zwei weitere Lastwagen. Auf den ersten Blick wirkt das alles nicht so dramatisch. Doch die Masse über den Tag und auch die Nacht hinweg ist es, welche die Anwohner für unerträglich halten. "Unter 40 Lkw läuft nix", berichtet Ingrid Romig, die immer wieder mitzählt. Ab 3 Uhr morgens geht es los, und die Brummis rollen bis gegen 22 Uhr. Und zwar nicht nur die der Lieferanten für die örtlichen Unternehmen. Die Scheffelstraße ist laut Ingrid und Rudolf Romig sowie Ottmar Gerber zur Abkürzung für viele "durchreisende" Laster geworden.
Der Kampf gegen die Lkw-Flut dauere schon über 20 Jahre an, erklärt Rudolf Romig. "Das ganze Holz aus Südthüringen wird über das Siedlungsgebiet abgeführt", nennt er ein Beispiel für seinen Ärger.
Die Häuser bekämen Risse, die Straßen und Gehwege nähmen Schaden, die Lebensqualität sinke, beschreibt seine Frau die Situation. Und es werde immer schlimmer, weil sich die Durchfahrtsmöglichkeit herumspreche.
Vorhaben zurückgestellt
Gerade im Winter gebe es durch den Schnee in den Straßen besonders große Probleme, so Gerber, der von so manchem rücksichtslosen Fahrer spricht. "In einem Wohngebiet hat kein 40-Tonner was zu suchen", fordert Rudolf Romig Abhilfe.
Das wird aber nicht einfach werden. Bürgermeister Hans Pi etz (FW) hat eigentlich eine Lösung in der Schublade. Doch momentan kann er sie nicht herausholen. Ihm schwebt eine "Bahntrasse" vor, die den Schwerlastverkehr zwischen der Staatsstraße 2201 und der Brücke im Norden Pressigs komplett aus dem Wohnbereich herausnehmen könnte.
Doch ein Brücken-Sanierungsprojekt der Bahn schiebt diesem Vorhaben zurzeit einen Riegel vor, da der Staat deswegen zuerst in die alte Trasse investieren muss. "Die Bahntrasse ist momentan nicht zu realisieren, aber sie ist nicht aufgegeben", unterstreicht das Gemeindeoberhaupt.
Polizei ist vor Ort
Vor Ort ist auch Albert Büttner (Mitarbeiter Verkehr bei der Polizeiinspektion Ludwigsstadt), der infolge einer Beschwerde gerade die Fahrbahnbreite von 6,20 Meter vermisst und Fotos vom Straßenzustand macht. "Wir kontrollieren unregelmäßig im Rahmen unserer Streife", erklärt er, dass die Polizei ihr Bestes tue. Der Haken ist, dass nur der Durchgangsverkehr geahndet werden kann (75 Euro Bußgeld). Für Anlieger bis Heinersdorf ist die Straße freigegeben. An der Brücke im Norden fängt Büttner einen Sattelzug ab. Der muss drehen. Er wollte abkürzen.
Jetzt stehen dem Fahrer mehr als 20 Kilometer Umweg bevor. Deshalb kann Büttner nachvollziehen, dass es Brummifahrer immer wieder mit der Scheffelstraße versuchen. In der Transportbranche gehe es schließlich um jede Minute.
"Es ist die einzige Straße, die als Zufahrt da ist. Wir haben keine andere Möglichkeit", geht er auf die Schwierigkeit ein, die zulässigen Zulieferer für Welitsch und Heinersdorf anderweitig durch Pressig zu lotsen. Die südlich gelegene Bahnbrücke sei zu niedrig, um dort große Lastwagen hindurch zu bugsieren. Eine Lösung des Problems steht daher zurzeit in den Sternen.
Dieses Problem haben auch die Anwohner auf der B279 bei Baunach, Reckenneusig und Reckendorf. Auch hier rollt unablässig der LKW-Verkehr durch die Ortschaften, weil eine Umgehung aufgrund eines FHH-Gebiets nicht zulässig ist. Der Schutz der Menschen wird hier hintenan gestellt.