Ab dem 2. November müssen sich die Deutschen wieder an harte Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus gewöhnen. Es gibt viel Kritik, aber nur wenige sinnvolle Gegenvorschläge. Ein Kommentar.
Es ist wieder so weit. Es war absehbar, es war keine Überraschung, aber der Schock saß am Mittwochabend dennoch tief: Kanzlerin Angela Merkel verkündete nach langen und sicher wenig erfreulichen Beratungen mit den Ministerpräsidentinnen und –präsidenten Maßnahmen, die zwar nicht so tief greifen wie im Frühjahr, aber dennoch ein harter Schlag für viele sind.
Schnell wurde Kritik laut, die Maßnahmen der Regierung würden nun die Falschen treffen, denn gerade Restaurants und Freizeiteinrichtungen wie Theater, Opern, aber auch Bordelle, waren niemals als Infektionstreiber auffällig geworden. Diese treffen die Maßnahmen jetzt aber besonders: Vier Wochen geschlossen bleiben – das wird trotz aller Hilfen durch den Staat für viele das wirtschaftliche Aus bedeuten. Das ist ärgerlich und auch wenig nachvollziehbar, denn gerade Gastronomie und Freizeitstätten haben in den vergangenen Monaten zahlreiche Hygienekonzepte erarbeitet und umgesetzt.
Ist der Lockdown "light" nur Symbolpolitik?
Der Frust ist verständlich und man hat den Eindruck, der Politik geht es jetzt eher darum, dort Maßnahmen zu veranlassen, wo sie eine gewisse Einflussmöglichkeit hat. Im Privaten – wo vor allem viele Infektionen passiert sind – kann und will man nicht eingreifen. Zu groß sind hier die Hürden, etwa die Unverletzlichkeit der Wohnung. Also packt man dort an, wo Verordnungen greifen können. Ob sie etwas bringen, steht auf einem anderen Blatt. Es wirkt wie Symbolpolitik, nur leider mit drastischen Folgen.
Nicht nur Politiker, auch einige Ärztevertreter und Virologen, bezeichneten die beschlossenen Maßnahmen als „weder zielführend noch umsetzbar“. Besser als ein „künstliches Koma“ seien gezielte Maßnahmen.
Die Kritik spricht zwar viele wichtige Punkte an, eines bleiben aber die Kritiker schuldig: Nämlich die konkrete Antwort auf die Frage, was nun zu tun ist. Über ein müdes „Wenn sich alle sinnvoll verhalten würden, wäre allen am besten geholfen“ kommen auch Kritiker wie Hendrik Streeck und KBV-Präsident Andreas Gassen nicht hinaus.
Kritik ohne Alternativen ist Wichtigtuerei
Von rumpelnden Politikern wie Wolfgang Kubicki ganz zu schweigen. Klagen gegen die Maßnahmen, wie Kubicki sie empfiehlt, mögen sinnvoll erscheinen und als gerecht empfunden werden. Konstruktive Vorschläge zur Eindämmung der Pandemie jedoch sind das auch nicht.
Momentan ist die drängendste Frage: Welche Maßnahmen haben einen maßgeblichen Einfluss, um die Dynamik der Pandemie zu brechen? Denn eines ist klar: Es kann nicht so weitergehen. Nicht nur die Infektionszahlen zeigen nach oben, auch die Belegung der Intensivbetten mit Covid-Patienten nimmt einen Verlauf, dem man nicht tatenlos zusehen kann. Wir sind am Beginn einer exponentiellen Entwicklung, die man stoppen muss, bevor die Krankenhäuser völlig überlastet sind. Wenn man sich die gesamtdeutsche Entwicklung betrachtet, sind wir jetzt bereits wieder bei Intensiv-Fallzahlen wie zu Beginn des Monats Mai. Hier darf man nicht den Fehler machen und glauben, das Gesundheitssystem wäre jetzt besser aufgestellt als damals – im Gegenteil, weiterhin fehlen Tausende Pflegekräfte.
Lieber Autor,
Ihren Beitrag verstehe ich nicht.
1. Sie sagen, der Lockdown war notwendig, weil man im Privaten nicht eingreifen kann. Warum schließt man dann Lokale, wo Hygieneregeln eingehalten werden? Das RKI hat doch bestätigt, dass die meisten Ansteckungen im Privaten stattfinden. Muss man dann die Ausweichmöglichkeiten eliminieren, damit noch mehr ins Private abwandert?
Aber holla, die Unversehrtheit Ihrer Wohnung ist mit dem Infektionsschutzgesetz seit März ausgesetzt. Hat Ihnen das noch keiner gesagt, dass Sie die Polizei aktuell auch ohne Durchsuchungsbefehl in Ihre grundgesetzlich eigentlich geschützte Wohnung lassen müssen? Ist aber so.
Im Übrigen hat Söder eben doch ins Private eingegriffen: In Bayern dürfen Sie privat nicht mehr als 5 Personen sein.
2. Intensivbetten
Ihre Grafik verstehe ich auch nicht. Rund 200 Intensivbetten für Corona-Patienten? Aktuell sind in Deutschland über 21.000 von rund 30.000 Intensivbetten belegt - nur nicht von Corona-Patienten. Da sind die 200 Coronafälle doch ein Scherz. Ein Schlechter.
Man muss die Zahlen schon ins Verhältnis setzen.
3. Sie schreiben, es gibt keine Gegenvorschläge. Doch, aber die werden alle mundtot gemacht. Selbst die sehr sinnvolle Great Barrington Erklärung wurde geächtet. Leider konnte man die Professoren von Harvard, Stanford und Oxford nicht als Aluhutspinner hinstellen, aber da hat man die als Petition online gestellte Erklärung von ein paar Trollen unterschreiben lassen und schon musste man sie sich nicht mehr durchlesen. Was steht da drin?
Sie schlägt sehr sinnvoll vor, die Risikogruppe nachhaltig zu schützen. Aktuell muss nämlich der 60jährige Busfahrer arbeiten, aber der 25jährige Kellner muss daheim bleiben.
Alternativen gibt es also durchaus. Aber Macht korrumpiert...
Die Regionalzeitung sollte sich ohne Wenn und Aber hinter die strengen Corona-Regeln stellen und nicht anfangen zu relativieren. Es ist auch ganz klar, welche Leute den zweiten Lockdown provoziert haben, nämlich diejenigen, die nach wie vor in Supermärkten, an Tankstellen, in Bussen und Bahnen, in der Gastronomie und wo auch immer sonst, entweder keine Maske oder die Maske mit herausragendem Riechorgan getragen haben. Und einen Teil tragen auch Polizei und Ordnungsbehörden, Busfahrer und Schaffner dazu, die dem Treiben oft genug zugesehen haben, und manchmal (selbst erlebt) sich schlicht für unzuständig erklärt haben.
Eine Lokalzeitung ist nicht dazu da, die "allgemeine Meinung" oder die Meinung Einzelner wiederzugeben. Sie ist vielmehr dazu verpflichtet, umfassend , sorgfältig und ausgewogen zu berichtet. Dazu gehört auch eine abweichende Meinung. Es kann nicht sein, dass wenige, die keine Maske tragen , zu dem enormen Anstieg der sogenannten Fallzahlen beigetragen haben. Bei dem pcr-Test wird direkt kein Virus nachgewiesen. Es wird darauf geschlossen, dass wenn nach 30-facher Reproduktion einer Aminosäure der Test positiv ist, ein Virus vorhanden sein müsse (oder ist). Bei dem Virus kann es sich dann um ein aktives , oder ein nicht aktives (weil alt) Virus handeln. Da sich fast alle brav an die Regeln halten und die erneuten Maßnahmen keinen Rückgang der "Fallzahlen" bringen, liegt möglicherweise ein fehler im System vor.