Zwischen Winzern, Wein und Weißbier
Autor: Bearbeitet von Norbert Hohler
Sommerach, Montag, 19. Sept. 2016
Zum 32. Mal nahm die Winzergruppe aus Sommerach am Einzug auf die Wiesn in München teil. Unter ihnen eine Nordrhein-Westfälin, die ihre Eindrücke schildert.
Meine Jacke ist klamm vom Regen, Wassertropfen laufen meine Wangen herunter. Patschnass laufe ich die Schwanthalerstraße in München entlang – im Dirndl, ohne Schirm und Kapuze, obwohl es nicht aufhört zu nieseln.
Neben mir geht der 16-jährige Marius, hält ein Schild mit der Aufschrift „Kufflers Weinzelt“ hoch über seinen Kopf. „Dieser Tag ist einfach etwas Besonderes, das will man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Egal bei welchem Wetter“, sagt er lachend und winkt weiter den Zuschauern am Straßenrand und auf den Balkonen zu. Auch ich höre trotz Nässe und Kälte nicht auf zu strahlen – und kann immer noch nicht glauben, dass ich mittendrin bin: im Festzug der Wirte und Brauereien zum Auftakt des Oktoberfestes am Samstag in München.
Marius und ich führen die Winzergruppe aus Sommerach an, die in diesem Jahr zum 32. Mal am Einzug teilnimmt – für mich als gebürtige Nordrhein-Westfälin, die erst seit wenigen Wochen in Franken lebt, ein ganz besonderes Erlebnis. Zum ersten Mal auf dem größten Volksfest
der Welt, direkt beim Einzug der Wiesnwirte dabei. Ich weiß nicht, wo ich zuerst hinschauen soll, staune, dass einige Zuschauer die Sommeracher regelrecht erwarten. „Da sind sie ja, die Franken“, höre ich etwa einen Mann mit einem überdimensionierten Schirm in der Hand rufen. Ein paar Meter weiter jubelt eine junge Frau „Sommerach!“ und streckt den Winzern erwartungsvoll ihr Glas entgegen.
Dennoch entgeht mir der eine oder andere fragende Blick nicht: Was hat eine Winzergruppe, obendrein eine fränkische, zwischen all den prunkvollen und mit Blumen geschmückten Wagen der Münchener Brauereien verloren?
Nun, neben den Bierzelten gibt es auf dem Oktoberfest immer auch ein Weinzelt. Die Nymphenburger Sektkellerei, die es damals betrieb, war 1984 auf der Suche nach einer Winzergruppe aus Franken und rief folglich beim Fränkischen Weinbauverband an. Ans Telefon ging der heutige Bürgermeister von Sommerach, Elmar Henke.
„Natürlich haben wir sofort ein paar Leute zusammengetrommelt“, berichtet er. Ein übergroßer Bocksbeutel wurde auf einen Holzwagen gebaut und seitdem bei jedem Zug von einem Winzer die sechs Kilometer lange Strecke durch die Straßen Münchens, vom Max-Joseph-Platz bis zur Theresienwiese, gezogen.